Zwillingsgeburt: Das sind die Besonderheiten

Eine Zwillingsgeburt stellt werdende Mütter vor einigen Herausforderungen, da sie mit Komplikationen verbunden sein kann. Jedoch müssen werdende Zwillingsmütter nicht auf eine natürliche Geburt verzichten – nicht immer ist ein Kaiserschnitt notwendig.

Zwillingsbabys liegen sich in den Armen
Die Wahrscheinlichkeit einer Zwillingsgeburt nimmt ab einem Alter von über 30 Jahren zu Foto: istock/lpettet

Worin unterscheidet sich eine Zwillingsgeburt von einer einfachen Geburt?

Zwar ist eine Zwillingsgeburt mit mehr Körperanstrengung verbunden als eine einfache Geburt, doch die Schmerzen sind in der Regel etwas schwächer. Denn Zwillinge sind bei der Entbindung in den meisten Fällen kleiner als einzelne Kinder. Die Gebärmutter musste schließlich beiden Babys genügend Platz bieten und das Wachstum der Kinder passt sich dementsprechend an. Aus diesem Grund erleichtert sich der Geburtsvorgang. Außerdem ist der Geburtskanal nach dem ersten Kind schon so weit gedehnt, dass das zweite häufig ohne große Mühe hinausgelangt.

Auch bei einer Geburt von Zwillingen kann die Mutter jede Gebärposition einnehmen. Vorausgesetzt es sind bisher keinerlei Komplikationen aufgetreten. Viele Hebammen und Ärzte raten jedoch aus Sicherheit zu der klassischen Liegeposition.

Wenn das erste Baby das Licht der Welt erblickt, wird es meist zügig abgenabelt und umsorgt, um sich schnellstens dem zweiten Kind widmen zu können. Die Abstände zwischen den Geschwistern ist unterschiedlich und bei jeder Geburt individuell zu betrachten. Allerdings sollten allgemein nicht mehr als 30 Minuten zwischen den Zwillingen liegen, ansonsten könnte eine Sauerstoffversorgung des zweitgeborenen Babys drohen.

Gibt es Komplikationen, die typisch für eine Zwillingsgeburt sind?

Der genaue Ablauf der Geburt von Zwillingen ist immer stark abhängig von der Lage der Babys im Mutterleib. Bei Einzelgeburten liegt das Baby in der Regel mit dem Kopf nach unten. Bei Zwillingen liegen nur knapp die Hälfte aller Geschwisterpaare mit dem Kopf nach unten, sodass eine vaginale Geburt überhaupt möglich ist. Oftmals liegt nur ein Kind optimal mit dem Kopf nach unten gerichtet, das andere zum Beispiel in Beckenlage (Füße nach unten zeigend).

Doch das allein ist meistens noch kein Grund, die Kinder per Kaiserschnitt auf die Welt zu bringen. Das zweite Baby kann vor der Geburt – wenn das erste geboren ist – durch den Arzt in die richtige Position gedreht oder gegebenenfalls mit der Zange geholt werden.

Häufig kommen Zwillinge früher zur Welt und müssen hinterher intensiver kinderärztlich betreut werden. Als werdende Zwillingsmutter sollte man daher bei der Wahl der Klinik nach einer Einrichtung Ausschau halten, die auf Mehrlingsgeburten spezialisiert ist und eine angeschlossene Kinderklinik bietet.

Geburt von Zwillingen – wann wird ein Kaiserschnitt durchgeführt?

Allgemein spricht auch bei einer Zwillingsgeburt nichts gegen eine vaginale, natürliche Geburt. Vorausgesetzt es gibt keine Komplikationen. Sollten sich beide Kinder in guter Ausgangsposition befinden, ziehen Ärzte meist eine vaginale Zwillingsgeburt einem Kaiserschnitt vor. Unter gewissen Umständen kann ein Kaiserschnitt erforderlich werden, wenn Sie Zwillinge erwarten.

Übrigens: Bei Drillingen oder Vierlingen empfehlen Ärzte immer einen Kaiserschnitt. 

Ein Kaiserschnitt kann bei einer Zwillingsschwangerschaft durchgeführt werden, wenn …

  • das eine Baby in Beckenendlage oder Querlage liegt,
  • die 34. SSW nicht vollendet ist,
  • das Gewicht des einen Babys weniger als 2000 Gramm beträgt,
  • ein Baby mehr als 500 Gramm schwerer als das andere ist,
  • die Herztöne während der vaginalen Entbindung abfallen.

Auch spontane Zwillingsgeburten kommen selten vor. Häufig wird dann beim zweiten Baby ein Kaiserschnitt durchgeführt, beispielsweise aufgrund schlechter Herztöne.

Welche Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Zwillingen?

Je älter eine Frau, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie Zwillinge bekommt. Es konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Frauen über 30 eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine Zwillingsgeburt aufweisen. Das liegt an dem follikelstimulierenden Hormon (FSH), dessen Konzentration sich im Körper bei Frauen mit steigendem Alter erhöht.

Das Hormon FSH sorgt für die Eizellreifung in den Eierstöcken und bei einem Alter über 30 benötigt Frau mehr davon – und zwar für eine erhöhte Wachstumsstimulation. So können sich mehrere befruchtete Eizellen einnisten.

Neben dem Alter können aber auch folgende Faktoren die Wahrscheinlichkeit von Zwillingen erhöhen:

  • Alter
  • Gene
  • Hormonbehandlungen und künstliche Befruchtungen (z.B. In-vitro-Fertilisation)
  • Größe und Gewicht
  • Ernährung

Quellen:

3D-visualisierte Geburtsmechanik bei Zwillingsgeburten, in: dgpgm.de, Deutsche Gesellschaft für Pränatal- und Geburtsmedizin

Frühere Geburtseinleitung bei Zwillingen vorteilhaft, in: aerzteblatt.de

Grubinger E, Scheier M. (2011): Mehrlingsschwangerschaften – Epidemiologie, Entwicklung und Morbidität, in: Journal für Gynäkologische Endokrinologie