Zwangsstörungen – was als Therapie infrage kommt

Aus der Serie: Zwangsstörungen

Bei Zwangsstörungen gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Behandlung, die im Wesentlichen auf zwei Ansätze zurückgehen: psychotherapeutische und medikamentöse Maßnahmen. In den meisten Fällen ist eine Kombination beider Therapieformen am wirksamsten.

Aus dem Bereich der Psychotherapie hat sich die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) als besonders hilfreich bei Zwangsstörungen erwiesen. Bei manchen Betroffenen reicht eine ambulante Therapie mit wöchentlichen Therapiesitzungen aus. Sind die Zwangsstörungen jedoch sehr ausgeprägt und alltagsbestimmend, kann eine Therapie in einer psychosomatischen Klinik oder Tagesklinik sinnvoll sein. In Gesprächen mit einem Therapeuten erarbeitet der Betroffene zunächst, worin genau seine Zwänge bestehen und welche Gedanken und Ängste dahinter stecken. Im kognitiven Teil der KVT lernt er, welche Mechanismen die Zwangsstörung aufrechterhalten und wie er die wiederkehrenden Gedanken anders bewerten kann. Der verhaltenstherapeutische Teil besteht vor allem darin, die zwangsbestimmten Situationen direkt zu verändern und sich mit aufkommenden Gefühlen wie Angst, Schuld und Kontrollverlust zu konfrontieren. Auch Gruppentherapien, in denen die Betroffenen ihre Ängste gemeinsam überwinden, sind für viele Zwangspatienten sehr hilfreich.

Psychotherapie wichtig bei Zwangsstörungen
Eine Psychotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung einer Zwangsstörung Foto: iStock

Ergänzend zur Psychotherapie können bei Zwangsstörungen Medikamente zum Einsatz kommen, die einen Abbau der Zwänge und Ängste erleichtern. Dabei handelt es sich in erster Linie um selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), zum Beispiel Citalopram, Fluoxetin oder Paroxetin. Dies sind moderne Antidepressiva, die nicht nur eine stimmungsaufhellende, sondern auch eine zwangslösende Wirkung haben. In Einzelfällen können auch andere Psychopharmaka aus anderen Wirkstoffgruppen (z. B. Clomipramin) hilfreich sein. Die Medikamente sollen die Psychotherapie allerdings lediglich unterstützen; sie allein reichen in der Regel nicht aus, um Zwangsstörungen wirksam zu behandeln.

Eine große Hilfe bei der Therapie von Zwangsstörungen kann die Unterstützung durch Angehörige sein. Dabei ist das Zusammenleben mit einem Zwangserkrankten oft nicht einfach. Falls Ihr Partner, Kind, ein Freund oder Elternteil unter einer Zwangserkrankung leidet, finden Sie hier einige Tipps:

  • Wenn Ihr Freund oder Familienmitglied noch nicht in Behandlung ist, sprechen Sie denjenigen behutsam darauf an und bieten Sie Ihre Unterstützung an. Die wenigsten schaffen es, eine Zwangsstörung ohne professionelle Hilfe zu überwinden. Viel mehr werden die Zwänge zu einem chronischen und sich steigernden Problem.
  • Bringen Sie Verständnis auf. Sätze wie „Reiß dich zusammen!“ und „Hör doch einfach auf damit!“ haben keinerlei Wirkung. Die Zwangsgedanken und -impulse setzen den Betroffenen unter einen hohen Druck, dem er sich kaum entziehen kann.
  • Wenn Sie ungeduldig oder wütend werden, machen Sie dem Betroffenen dabei immer deutlich, dass Sie durch seine Zwangshandlungen gereizt sind – und nicht durch ihn als Person. Machen Sie ihm klar, dass Sie ihn trotzdem mögen.
  • Loben Sie die Person für jeden Fortschritt und bieten Sie für therapeutische Schritte Ihre Hilfe an. Versuchen Sie, bei Rückfällen Geduld aufzubringen.
  • Setzen Sie aber auch Grenzen, wenn Sie merken, dass die Zwangsstörung Ihres Angehörigen Sie selbst stark belastet und einengt. Sie können ihm nicht den Therapeuten ersetzen und auch nicht Ihren eigenen Alltag von der Erkrankung diktieren lassen.

Informieren Sie sich über Selbsthilfegruppen, z. B. bei der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen e. V. Es gibt auch Gruppen zum Erfahrungsaustausch für Angehörige.