Zu viel Magensäure: Harmlos oder gefährlich?
Zu viel Magensäure kann eine Vielzahl an Beschwerden auslösen und unter Umständen gefährliche Folgeerkrankungen nach sich ziehen. Häufig lässt sich das Problem ganz leicht selbst in den Griff bekommen – in anderen Fällen ist ein Arztbesuch notwendig. Alle Infos, Hausmittel und Tipps im Überblick.
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Die Magensäure spielt eine wichtige Rolle bei der Verdauung. Sie hilft dabei, die Nahrung im Magen zu zerkleinern und Krankheitserreger wie Viren und Bakterien zu zerstören. Zu viel Magensäure kann aber zum Problem werden, zum Beispiel dann, wenn die überschüssige Säure nicht im Magen bleibt, wo sie hingehört, sondern in die Speiseröhre aufsteigt.
Denn während die Magenschleimhaut so beschaffen ist, dass sie (wenn sie gesund ist) der ätzenden Säure standhält, ist die Speiseröhre der Magensäure schutzlos ausgeliefert und kann auf die ständige Säureattacke mit Reizungen und Entzündungen reagieren. Bei der sogenannten Refluxkrankheit passiert das regelmäßig – immer wieder fließt Magensäure in die Speiseröhre und das führt häufig zu schmerzhaftem Sodbrennen.
Unbehandelt kann die Refluxkrankheit teils gefährliche Folgen wie eine krankhafte Veränderung des Speiseröhrengewebes (Barrett-Ösophagus-ösophagus) haben, die als Vorstufe zum Speiseröhrenkrebs gilt.
Ist zu viel Magensäure vorhanden, kann sie auf Dauer aber auch dem Magen schaden – dann reichen die körpereigenen Mechanismen unter Umständen nicht mehr aus, um seine Schleimhaut vor den Säureangriffen zu schützen. So kann es beispielsweise zu Magengeschwüren kommen.

Zu viel Magensäure: Ursachen
Bei zu viel Magensäure liegen die Ursachen sehr häufig in der Ernährungsweise. Durch eine konsequente Ernährungsumstellung lassen sich Probleme wie Sodbrennen und saures Aufstoßen in den meisten Fällen beheben. Manchmal ist die Ursache von zu viel Magensäure aber auch einer der folgenden Faktoren:
Medikamente: Einige Wirkstoffe erhöhen die Magensäureproduktion – dazu gehören zum Beispiel einige Mittel aus der Gruppe der sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie etwa Ibuprofen, Azetylsalizylsäure (ASS) und Diclofenac.
Genussmittel: Durch Alkohol und Nikotin wird die Produktion der Magensäure angekurbelt – nach längerem Konsum kann dadurch zu viel Magensäure entstehen, was Erkrankungen wie Reflux oder Magengeschwüre fördert.
Bakterien: Das Bakterium Helicobacter pylori lässt sich mit Vorliebe in der Magenschleimhaut nieder und führt dort teils zu Entzündungen (Magenschleimhautentzündung/Gastritis). Zusätzlich greift der Keim in den Stoffwechsel der Magenschleimhaut ein und sorgt für eine verstärkte Produktion von Magensäure. Darum wird er in vielen Fällen für die Entstehung von Magengeschwüren verantwortlich gemacht.
Stress: Immer wieder liefert die Wissenschaft Hinweise darauf, dass Stress Magensäure-Beschwerden begünstigt – eine Studie des schwedischen Karolinska-Instituts aus dem Jahr 2007 etwa ergab, dass Menschen mit Angststörungen ein um das Dreifache erhöhtes Sodbrennen-Risiko haben. Allerdings besteht der Zusammenhang dort vermutlich zwischen der erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen und einer Schwächung des Schließmuskels zwischen Magen und Speiseröhre (Ösophagussphinkter), sodass die Magensäure leichter aufsteigen kann. Es entsteht also nicht zu viel Magensäure durch Stress, sondern die vorhandene Säure bleibt nicht an ihrem Platz und steigt in die Speiseröhre auf.
Zu viel Magensäure: Symptome
Bei zu viel Magensäure sind die Symptome meist in der Speiseröhre (hinter dem Brustbein), in Hals und Rachen oder im Magen zu spüren. Das häufigste Symptom bei zu viel Magensäure ist Sodbrennen – aber auch folgende Beschwerden sind typisch:
Halsschmerzen: Charakteristisch sind ein Brennen im Hals sowie Halsschmerzen durch Magensäure, die in den Rachen aufsteigt.
Magensäure im Mund oder Rachen: Selten steigt die Magensäure bis in den Mundraum auf – das äußert sich durch einen unangenehmen sauren oder bitteren Geschmack.
Husten: Magensäure, die in Speiseröhre, in den Hals und Rachen aufsteigt, kann Husten auslösen. Manchmal kann die Magensäure auch Husten verursachen, indem sie direkt in die Atemwege gelangt. In beiden Fällen tritt der Husten typischerweise vermehrt nach dem Essen auf, weil dann die Säureproduktion erhöht ist.
Magenschmerzen: Ist durch die Magensäure-Überproduktion bereits eine Magenschleimhautentzündung oder sogar ein Magengeschwür entstanden, sind Magenschmerzen das Hauptsymptom.
Da überschüssige Magensäure teils gefährliche Folgen nach sich zieht, sollten länger anhaltende Symptome von zu viel Magensäure immer abgeklärt werden.
Zu viel Magensäure ohne Sodbrennen: Gibt es das?
Nicht immer löst zu viel Magensäure Sodbrennen aus. Bei einigen Betroffenen wird die Speiseröhre immer wieder durch überschüssige Säure gereizt, ohne, dass das klassische Symptom Sodbrennen auftritt. Mediziner:innen sprechen dann vom sogenannten stillen Reflux. Dieser zeigt sich typischerweise durch Symptome wie Halsschmerzen, Schluckbeschwerden und Heiserkeit, Räusperzwang und häufiges Husten, vor allem nach dem Essen. Was die Betroffenen spüren, ist also nicht die aufsteigende Magensäure an sich, sondern die Folgen davon – nämlich Reizungen und Entzündungen in Hals und Rachen.
Tritt zu viel Magensäure ohne Sodbrennen auf, wird das Problem teilweise auch durch Magenprobleme wie Schmerzen und Krämpfe aufgrund einer Magenschleimhautentzündung oder eines Magengeschwürs entdeckt. Der Säureüberschuss kann aber auch komplett symptomlos verlaufen.
Welche Lebensmittel verursachen zu viel Magensäure?
Bei zu viel Magensäure ist die Ernährung häufig der wichtigste Faktor. Das Gute daran ist, dass sich an dieser Stellschraube relativ einfach drehen lässt. Doch welche Lebensmittel verursachen zu viel Magensäure? Dass Zucker Magensäure-Beschwerden fördert, gilt als gesichert – bei anderen Lebensmitteln wie Kaffee ist sich die Wissenschaft da nicht (mehr) ganz so sicher.
Folgende Nahrungsmittel sollten Betroffene von ihrem Speiseplan streichen, da sie dem Magen bei der Verdauung solch eine Arbeit machen, dass er mit der Überproduktion von Magensäure reagiert:
Süßigkeiten und Zuckerhaltiges wie Fruchtjoghurt, Eis und Pudding sowie zuckerhaltige Getränke
Stark fetthaltige Lebensmittel wie Frittiertes, Mayonnaise und fettiges Fleisch
Scharfes wie Chili, roher Knoblauch und rohe Zwiebeln
Weißmehlprodukte wie Brötchen, Weißbrot, Kekse und Kuchen
Alkohol ist doppelt schädlich, da er die Magensäure-Produktion ankurbelt und gleichzeitig den Schließmuskel zwischen Magen und Speiseröhre erschlaffen lässt, was zusätzlich Reflux fördert.
Die Wirkung von Kaffee auf die Magensäure ist noch nicht vollständig geklärt – nach jetzigem Stand kann nicht sicher davon ausgegangen werden, dass Kaffee zu zu viel Magensäure führt. Kaffee sollte nicht auf nüchternen Magen getrunken werden – davon abgesehen sollten Betroffene selbst ausprobieren, inwiefern sie den Wachmacher vertragen. Löst er keine akuten Beschwerden aus, kann er auch bedenkenlos genossen werden.
Zu viel Magensäure: Was essen?
Die Ernährung bei zu viel Magensäure ist im Idealfall eine spezielle Sodbrennen-Ernährung mit säurearmen Obst- und Gemüsesorten, fettarmen tierischen Produkten sowie viel stillem Wasser und ungezuckertem Kräutertee. Geeignet sind auch Lebensmittel, die überschüssige Säure binden, wie etwa zarte Haferflocken oder Zwieback.
Ernährungsexpert:innen empfehlen außerdem eine eiweißreiche Ernährung. Denn eiweißreiche Lebensmittel regen die Produktion des Peptidhormons Gastrin an. Dieses wiederum stärkt den Schließmuskel der Speiseröhre und sorgt so zwar nicht für weniger Magensäure, dafür aber für weniger Reflux und damit Sodbrennen.
Zu viel Magensäure: 6 Hausmittel
Bei zu viel Magensäure können Hausmittel im Akutfall schnelle Linderung verschaffen – wichtig ist es aber auch, den Lebensstil allgemein zu überdenken und beispielsweise die Ernährung umzustellen und gegebenenfalls mit dem Rauchen aufzuhören, um eine langfristige Besserung zu erreichen.
Hausmittel gegen zu viel Magensäure wirken in der Regel eher aufsteigender Magensäure entgegen oder saugen Magensäure in der Speiseröhre auf, als die Produktion der Magensäure zu drosseln. Diese 6 Hausmittel können Betroffene im Akutfall ausprobieren:
Trinken: Stilles Wasser und ungesüßter Tee verdünnen überschüssige Magensäure und befördern sie zurück in den Magen.
Heilerde gegen Magensäure: Die feine Erde ist als Arzneimittel zugelassen und wirkt wie ein Schwamm, der die Magensäure aufsaugt. Sie kann zusammen mit Wasser eingenommen werden. Dazu ein bis zwei Teelöffel in ein halbes Glas Wasser einrühren und die Mischung täglich trinken. Vorsicht ist bei der gleichzeitigen Einnahme anderer Arzneimittel geboten: Die Heilerde kann auch diese Wirkstoffe „aufsaugen“ und ihre Wirkung damit aufheben. Darum sollte immer mindestens eine Stunde Abstand zwischen der Einnahme der Heilerde und der von Medikamenten liegen.
Kartoffelsaft: Kartoffelsaft wirkt gegen Sodbrennen – warum, ist bislang nicht vollständig erforscht. Der Saft kann in der Apotheke gekauft oder selbst hergestellt werden. Dazu rohe, geschälte und von grünen Stellen befreite Kartoffeln im Entsafter auspressen oder fein reiben und den Saft per Hand durch ein dünnes Tuch ausdrücken.
Haferflocken: Haferflocken binden die überschüssige Magensäure und sorgen so für eine schnelle Linderung bei akutem Sodbrennen. Alternativ kann auch mit Wasser zubereitetes Porridge verzehrt werden.
Sauerkraut: Ein Glas Sauerkrautsaft soll den pH-Wert im Magen neutralisieren. Betroffene können dieses Mittel gegen zu viel Magensäure ausprobieren – aber nur in begrenzten Mengen, um keine Blähungen zu riskieren.
Kaugummi: Kaugummikauen nach den Mahlzeiten kann Sodbrennen lindern. Der Grund: Beim Kauen wird Speichel gebildet, der die Magensäure in der Speiseröhre neutralisiert. In einer 2001 durchgeführten Studie hatte ein Spaziergang nach dem Essen einen ähnlichen Effekt, der allerdings deutlich kürzer anhielt als der von Kaugummikauen.
Zu viel Säure im Magen: Tipps für den Alltag
Folgende Verhaltenstipps können im Alltag außerdem Sodbrennen durch Übersäuerung des Magens vorbeugen:
Mehrere kleine Mahlzeiten: Statt drei großer lieber fünf kleine Mahlzeiten einnehmen, damit der Magen bei der Verdauung weniger Arbeit hat und damit weniger Säure bilden muss.
Gründlich kauen: Der Magen bildet Säure, um die Verdauung bewältigen zu können. Je mehr Arbeit sie ihm macht, desto mehr Säure muss er bilden. Mit dem gründlichen Kauen der Mahlzeiten wird die Verdauung deutlich erleichtert – denn neben der besseren Zerkleinerung der Nahrung an sich hilft der Speichel, der dann in größeren Mengen gebildet wird, zusätzlich bei der Verarbeitung der Nahrung.
Nicht zu spät essen: Wer sich als Reflux-Betroffener vollgegessen ins Bett legt, hat häufig starke Beschwerden in der Nacht. Denn in liegender Position kann die Säure leichter in die Speiseröhre aufsteigen. Dazu kommt die Verdauungsarbeit und die damit verbundene erhöhte Produktion von Magensäure. Darum lautet der Rat von Mediziner:innen für Betroffene, mehrere Stunden vor dem Zubettgehen keine Mahlzeiten mehr zu sich zu nehmen. Das gilt allerdings nicht für Menschen, die Sodbrennen bekommen, wenn sie hungrig sind – sie sollten sich nicht ausgehungert ins Bett legen.
Tabletten gegen Magensäure: Sind sie sinnvoll?
Auch Tabletten gegen zu viel Magensäure können bei Reflux-Beschwerden zum Einsatz kommen, allerdings sollte dies immer nur in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen, auch wenn die meisten Magensäure-Tabletten rezeptfrei erhältlich sind.
Es gibt zwei Gruppen von Magensäure-Tabletten: Die erste Gruppe bilden die sogenannten Antazida. Sie helfen vor allem bei akuten Beschwerden, da die Tabletten Magensäure binden und Beschwerden wie Sodbrennen innerhalb von Minuten lindern. Sie haben aber keinen Einfluss auf die Magensäureproduktion. Wichtig bei der Einnahme dieser Mittel: Sie binden auch Wirkstoffe anderer Arzneien und sollten darum immer in einem Abstand von mindestens einer Stunde zu anderen Medikamenten eingenommen werden.
Ein anderes Wirkprinzip haben die sogenannten Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) und H2-Blocker. Sie hemmen die Produktion der Magensäure und wirken darum ausschließlich vorbeugend. Eine dauerhafte Einnahme dieser Medikamente ist allerdings nicht ganz ohne Nebenwirkungen: Der veränderte pH-Wert im Magen bewirkt, dass Calcium und Magnesium schlechter aus der Nahrung aufgenommen werden können, was sich beispielsweise auf das Osteoporose-Risiko auswirken kann.
Übersäuerter Magen: Lieber abklären lassen
Wer hin und wieder das Gefühl hat, an zu viel Magensäure zu leiden, braucht in der Regel noch keine gefährlichen Folgeschäden zu fürchten. Wird das Brennen in der Speiseröhre aber zum Dauerzustand oder kommen weitere Symptome wie Schluckbeschwerden hinzu, sollte das Problem medizinisch abgeklärt werden; vor allem dann, wenn sich auch nach einer Ernährungsumstellung nichts an den Beschwerden ändert.
Nur Mediziner:innen können sicher beurteilen, ob bei Betroffenen zu viel Magensäure gebildet wird und daraus möglicherweise bereits gesundheitliche Schäden entstanden sind.
Auch wer Magenbeschwerden hat, die auf einen übersäuerten Magen hinweisen, sollte einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Denn nur mit der richtigen Behandlung können Folgeschäden von zu viel Magensäure abgewendet werden.
Quellen:
Schleimhaut im Stress, in: pharmazeutische-zeitung.de
Jansson, Catarina, et al. (2007): Severe gastro‐oesophageal reflux symptoms in relation to anxiety, depression and coping in a population‐based study, in: Alimentary pharmacology & therapeutics
Austin, Gregory L., et al. (2006): A very low-carbohydrate diet improves gastroesophageal reflux and its symptoms, in: Digestive diseases and sciences
Avidan, B., et al. (2001): Walking and chewing reduce postprandial acid reflux, in: Alimentary pharmacology & therapeutics