Zervixschleim: Was ist das und was sagt er aus?

Was ist Zervixschleim eigentlich? Wann tritt er auf? Und in welcher Menge ist vaginaler Ausfluss normal? Dr. med Alexander Braun ist Experte auf diesem Gebiet und hat uns einige Fragen zum Thema beantwortet. Der erfahrene Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe ist einer der leitenden Ärzte der Praxisklinik Winterhude in Hamburg.

Höschen mit Graphik drauf
Zervixschleim ist etwas ganz Natürliches Foto: iStock/adekvat/NataliPopova

Zervixschleim – was ist das und wann tritt er auf?

Als Ausfluss (auch: Fluor vaginalis oder Fluor genitalis) wird allgemein jegliches Sekret bezeichnet, dass aus der Scheide einer Frau fließt. Viele denken dabei gleich an vaginale Infektionen wie Scheidenpilz oder ähnliche Krankheiten. In der Regel handelt es sich jedoch um Zervixschleim, der ganz normal und absolut nichts Ungewöhnliches ist. „Zervixschleim ist das im Zervikalkanal befindliche Substrat, das die Gebärmutter zur Scheide hin verschließt im Sinne einer Barriere, um vor Infektionen zu schützen”, sagt der Hamburger Gynäkologe Dr. med Alexander Braun. Das Sekret wird im Gebärmutterhals gebildet und verschließt den Muttermund. Auf diese Weise wird das Eindringen von Bakterien in die Gebärmutter verhindert.

Und wann genau tritt Zervixschleim auf? Der Zervixschleim begleitet für gewöhnlich den weiblichen Menstruationszyklus. Demnach fließt das Sekret Tag für Tag aus der Scheide einer Frau. Je nach Phase des Zykluses variieren allerdings die Menge, Farbe, Konsistenz und Temperatur des Schleimes.

Das verrät Zervixschleim über die Fruchtbarkeit

Doch Zervixschleim verhindert nicht nur das Eindringen von Bakterien in die Gebärmutter. Das Substrat hat noch eine weitere Aufgabe: “Auf der anderen Seite ermöglicht es, dass Spermien zum Zeitpunkt des Eisprungs leicht Eintritt zur Gebärmutter erhalten”, so Dr. Braun. Je nach Zyklusphase bildet der Zervixschleim also eine Barriere für Spermien auf dem Weg zur Eizelle. Nur an bestimmten Zyklustagen können die Spermien diese durchdringen. So lassen sich anhand des Zervixschleims bzw. seiner Eigenschaften (Menge, Farbe, Konsistenz und Temperatur) die fruchtbaren Tage einer Frau bestimmen. In diesem Zuge dient das Sekret der natürlichen Familienplanung. Die Zervixschleim-Methode (auch: Billings-Methode) ist eine Form der natürlichen Verhütung, kann aber genauso den gezielten Kinderwunsch unterstützen. Bevor Sie diese Methode wählen, sollten Sie sich ausreichend informieren, beraten lassen und mögliche Alternativen abwägen.

Milchiger Ausfluss vor der Periode – ist das normal?

Vaginaler Ausfluss ist vollkommen normal. Allerdings kann das Sekret im Laufe des Zyklus verschiedenartig aussehen:

ZyklusphaseKonsistenz des Zervixschleims
Phase 1: nach der PeriodeIn der ersten Phase kurz nach der Menstruationsblutung fühlt sich die Scheide oft trocken an, da kaum Zervixschleim vorhanden ist. Der Zervixschleim muss erst gebildet werden.
Phase 2: vor dem EisprungWährend der Körper sich auf den Eisprung vorbereitet, wandert der Zervixschleims zum Muttermund. Er ist jetzt cremig, teilweise auch klumpig oder klebrig, zäh und nicht dehnbar, trüb, weißlich oder gelblich.
Phase 3: EisprungJe näher sich der Zyklus dem Eisprung nähert, umso höher wird die Fruchtbarkeit. Dies zeigt sich an einer überdurchschnittlichen Menge an Zervixschleim. Der nun klare, glasige und dehnbare Schleim lässt an diesen Tagen Spermien durch.
Phase 4: vor der PeriodeNach dem Eisprung folgt wieder eine Trockenphase. Der Zervixschleim entwickelt sich zurück und wird wieder milchig, trüb und klumpig.

Dr. Braun fasst diese Phasen für uns zusammen: „Der Ausfluss ist in der ersten Zyklushälfte ‚normal‘ (für jeden individuell anders) und wird vor dem Eisprung dünnflüssiger, klarer. Danach wird er wieder zäher und weniger, milchiger – bis zur Periode.”

Was sagt der vaginale Ausfluss über die Gesundheit aus?

Kann vaginaler Ausfluss auch etwas über die Gesundheit aussagen? Ja, allerdings sollte man Konsistenz und Menge nicht überinterpretieren. Außerdem variiert der vaginale Ausfluss über den Zyklus hinweg und von Frau zu Frau, weswegen pauschale Aussagen generell schwierig sind. „Ausreichend ist ein gutes Zeichen. Sehr viel wird oft als störend empfunden, ist aber eigentlich ein positives, ja, potentes Zeichen. Ist er zu wenig, kann das ein Zeichen für hormonellen Mangel oder Störungen sein. Mit anderen Deutungen wäre ich vorsichtig”, sagt der Gynäkologe.

Ändert sich allerdings die Menge, Farbe oder Konsistenz des Ausflusses (nicht zyklusbedingt) oder riecht der Scheidenausfluss plötzlich verändert, wird empfohlen, einen Arzt aufsuchen. Auch Symptome wie Juckreiz, Brennen, Schmerzen (beim Wasserlassen oder Geschlechtsverkehr) oder häufiger Harndrang sollten unbedingt abgeklärt werden, um Infektionen auszuschließen.

Ausfluss in der Schwangerschaft: Was ist normal?

Viele Frauen bemerken während der Schwangerschaft, dass der Scheidenausfluss stärker wird. Ursache hierfür ist die verstärkte Hormonproduktion. Im Zuge dessen wird außerdem die Durchblutung der Scheidenschleimhäute gefördert und so mehr Flüssigkeit nach außen abgegeben. Ausfluss in der Schwangerschaft ist also ganz normal, manchmal sogar der erste Hinweis auf eine Schwangerschaft und demnach kein Grund zur Sorge. Dies bestätigt auch Dr. Braun: „Ausfluss ist in der Schwangerschaft vermehrt und bei jeder Schwangeren unterschiedlich. Der Ausfluss wird im Laufe der Schwangerschaft mehr, gerade im letzten Drittel.” Solange der Ausfluss farblos oder weiß und geruchlos auftritt, ist demnach alles in Ordnung.

Allerdings kann vermehrter Scheidenausfluss lästig sein, gerade im Alltag. Hier einige Tipps bei starkem Ausfluss in der Schwangerschaft:

  • Slipeinlagen (ohne Plastik) statt Tampons verwenden, denn Tampons können das Risiko einer Scheideninfektion erhöhen.
  • Tragen Sie Baumwollslips anstelle von synthetischer Unterwäsche.
  • Regelmäßige Intimhygiene nur mit Wasser – verzichten sie auf parfümierte Seifen und Duschgel.
  • Vorsicht: Übertreiben Sie es nicht mit der Intimhygiene, sonst könnten Sie die natürliche Bakterienflora zerstören und so Infektionen begünstigen.

Stark riechender Ausfluss in der Schwangerschaft: Wann sollte ich zum Arzt?

„Verändert sich die Konsistenz, zum Beispiel in sehr wässrigen, schaumigen oder stark riechenden (stinkenden) Ausfluss, kann eine Therapie notwendig sein, eine Untersuchung beim Arzt ist sinnvoll”, rät der Gynäkologe. Vor allem in der Schwangerschaft sollte man in diesen Fällen auf Nummer sicher gehen und die Symptome von einem Arzt abklären lassen. Denn manche Infektionen können zu Komplikationen wie vorzeitigen Wehen, einem Blasensprung oder einer Frühgeburt führen.

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Dr. med Alexander Braun: Facharzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, www.praxisklinik-winterhude.de