Zeckenplage im Winter: Diesen unerwarteten Grund hat sie!

In letzter Zeit wird vermehrt von Zeckenstichen berichtet. Doch ist es nicht noch viel zu kalt für die kleinen Parasiten? Tatsächlich nicht – und selbst wenn es das wäre, aktivieren wir die Tiere meist unbewusst durch unser Handeln. Wie das passiert und in welchen Gegenden bereits jetzt vor Zecken gewarnt wird.

Frau kratzt sich im Nacken
Zeckenstiche können anfangen zu jucken – wenn das Symptom mehrere Tage anhält, sollte eine Infektion beim Arzt ausgeschlossen werden Foto: iStock / AH86

Wer ein bis zwei Wochen nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen bei sich bemerkt, sollte unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen – denn diese Beschwerden deuten auf eine Borreliose oder Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) hin. Bisher galten die Monate März bis Oktober als Zeckensaison – doch bereits in den letzten Wochen gab es immer wieder Fälle von Zeckenstichen. Dabei steckt ein unerwarteter Grund hinter der Winterwelle.

Zecken bereits ab geringer Temperatur aktiv

Viele Menschen bringen Zecken eher mit warmen Temperaturen in Verbindung. Tatsächlich sind die Parasiten am aktivsten, wenn die Temperatur zwischen 14 und 23 Grad Celsius liegt und die Luftfeuchtigkeit um die 90 Prozent beträgt. Doch das bedeutet nicht, dass Zecken außerhalb dieser Bereiche automatisch in ihre Winterstarre verfallen.

Die Tiere sind nämlich bereits ab sieben Grad Celsius aktiv und stellen daher durch den bisher milden Winter in Deutschland auch zu dieser Jahreszeit eine Gefahr dar. Während die Zeckensaison sonst nur einige Monate lang war, kann nun mit einer ganzjährigen Plage gerechnet werden.

Zecken können „geweckt“ werden

Neben den milden Temperaturen ist ein weiterer Grund für das Auftreten der Zecken im Winter verantwortlich: Inaktive Zecken können durch bestimmte Handlungen von Menschen oder Tieren „aufgeweckt“ werden. Dies passiert, wenn sie starken und nahen Wirtsreizen ausgesetzt werden, beispielsweise wenn man sich im Winter auf den Waldboden setzt oder Laub in die Hand nimmt. Der Geruch der Haut, die Atemluft und vor allem die Körperwärme verstärken diesen Reiz zusätzlich.

Vor diesen Gegenden wird besonders gewarnt

Das Robert Koch-Institut (RKI) warnt vor mehreren Gebieten, in denen ein erhöhtes Risiko für eine FSME-Infektion besteht. Dies betrifft vor allem die folgenden Bundesländer:

  • Baden-Württemberg

  • Bayern

  • Südhessen

  • Südöstliches Thüringen

  • Sachsen

Zudem gibt es einzelne Risikogebiete in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz und in Niedersachsen. Das Epidemiologische Bulletin 9/2022 hat darüber hinaus sechs neue Risikogebiete aufgeführt:

  • Brandenburg (LK Oberspreewald-Lausitz, LK Oder-Spree, LK Spree-Neiße)

  • Nordrhein-Westfalen (SK Solingen)

  • Sachsen (SK Chemnitz, LK Görlitz)

Insgesamt sind aktuell 175 Kreise als FSME-Risikogebiete definiert. Eine vollständige Liste führt das RKI: FSME-Risikogebiete in Deutschland.

Bisher viele Hunde betroffen

Auch in anderen Teilen Deutschlands, beispielsweise in Berlin, wurden zuletzt vermehrt Zeckenstiche festgestellt – allerdings häufig bei Tieren. „Tatsächlich beobachten wir diesen Winter viele Zeckenfälle bei Hunden. Krankheiten können jetzt also das ganze Jahr auf Menschen übertragen werden“, berichtet der Tierarzt Dr. Thomas Göbel.

Genauso wie bei Menschen gibt es auch unter den Vierbeinern einige, die bevorzugt gestochen werden und andere hingegen nie. Dennoch sollte in allen Fällen aufgepasst werden – dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Darauf sollen Sie jetzt achten

Der Veterinär rät bei Tieren zu einer ganzjährigen Prophylaxe: „Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Herrchen oder Frauchen sollten sich vom Tierarzt individuell beraten lassen, ob Tabletten, Tropfen oder Halsband-Wirkstoffe für ihr Tier geeignet sind.“ Auch für Menschen gibt es verschiedene Sprays oder Öle, die Zecken fernhalten sollen.

Im Sommer sollten in Waldgebieten lange Hosen, lange Ärmel und festes Schuhwerk getragen werden. Um die Gefahr eines Zeckenstiches zu reduzieren, sollte man sich zu keiner Jahreszeit lange auf den Waldboden setzen. Im Herbst und Winter sollte zudem vermieden werden, das Laub mit bloßen Händen anzufassen.

Quellen:

Zecken im Januar/Februar, in: zecken-radar.de

Karte der FSME-Risikogebiete, in: rki.de