Zangengeburt: Alle Infos über Ablauf, Risiken und Folgen

Die Zangengeburt ist eine Möglichkeit, den Geburtsvorgang zu unterstützen. Alle Infos über Ablauf, Risiken und Folgen.

Frau hält ihren Schwangerschaftsbauch.
Eine Zangengeburt wird nur in Ausnahmefällen durchgeführt Foto: iStock/Motortion

Was passiert bei einer Zangengeburt?

Die Zangengeburt oder auch Forcepsentbindung wird als ein vaginale Operation bezeichnet, obwohl gar keine wirkliche Operation stattfindet. Bei der Zangengeburt führt der Arzt oder die Ärztin vorsichtig eine Geburtszange (Forceps) in das Becken der werdenden Mutter ein. Das Instrument besteht aus zwei löffelartig gebogenen Metallblättern, die nacheinander in die Scheide eingeführt und zwischen dem Kopf des Kindes und der Vaginalwand platziert werden. Diese werden sanft geschlossen, sodass sie den kindlichen Kopf umfassen.

Bevor das Kind zur Welt kommt, wird sorgfältig geprüft, ob keine Schleimhäute eingeklemmt sind und ob die Zange das zarte Köpfchen richtig umschließt. Stimmen alle Voraussetzungen, kann das Baby mit der nächsten Wehe geholt werden. Hierzu muss die Mutter ein letztes Mal pressen. Durch den leichten Zug der Geburtszange wird der Kopf das Babys geboren. Ist dies geschehen, wird die Zange beiseite gelegt und der Körper folgt ohne weitere Unterstützung.

Als Alternative zur Zangengeburt wird in Deutschland eher eine Saugglockengeburt durchgeführt. Stand 2016 wurden nur zwei Prozent der vaginal-operativen Entbindungen mithilfe einer Geburtszange durchgeführt. Jeder vaginale Operation wird von einem erfahrenen Arzt oder Ärztin durchgeführt und bedarf in der Regel einer umfangreichen Aufklärung sowie ausdrücklichen Einwilligung der Schwangeren.

Wann wird der Eingriff durchgeführt?

“Zangengeburten gibt es heute nur noch selten”, sagt Dr. Sheila de Liz. Ärzte greifen nur dann zu dieser Methode, wenn eine Geburt in der Endphase über längere Zeit ins Stocken gerät. Ein Kaiserschnitt ist nämlich nicht mehr möglich, wenn sich der Kopf bereits tief im Becken der Mutter befindet. “Das kann beim Baby erhöhte Stresssymptome hervorrufen, was schnelles Handeln erforderlich macht. Auch, wenn die Mutter Vorerkrankungen hat (z.B. Herzfehler oder Augenerkrankungen), die es ihr nicht erlauben, bei der Geburt aktiv zu pressen, kann die Zange kurz vor dem Ende der Geburt unterstützend zum Einsatz kommen. Allerdings werden sich viele Mütter in dem Fall schon vorab für einen Kaiserschnitt entscheiden.”

Unterstützende Maßnahmen bei der Geburt werden also dann ergriffen, wenn der Geburtsvorgang in einem bereits fortgeschrittenen Stadium unerwartet ins Stocken gerät oder der Vorgang schon zu lange andauert. Denn Verzögerungen können die Sauerstoffversorgung des Kindes beeinträchtigen.

Andere Ursachen für die schnelle Beendigung einer Geburt sind:

  • Stressreaktionen des Kindes
  • Erschöpfung der Mutter
  • Erhöhte Temperatur (Fieber) der Mutter
  • Zu schwaches Pressen

Voraussetzungen für eine Zangengeburt

Eine Zangengeburt ist nicht bei jeder Geburt möglich. “Liegt das Kind zum Beispiel in Steißlage, kann keine Zange eingesetzt werden”, so Dr. Sheila de Liz. “Der Kopf des Babys darf auch nicht zu groß sein, da die Zange sonst keinen Halt findet und abrutschen könnte. Der Beckenausgang der Mutter sollte nicht allzu eng sein, damit die Zange eingeführt werden kann. Ohne zu großen Druck auf den Kopf des Babys auszuüben.”

Ein vaginaler Eingriff als unterstützende Maßnahme bei der Geburt kann nicht immer vorgenommen werden.

Folgende Voraussetzungen müssen für eine Zangengeburt generell erfüllt sein:

  • der Muttermund ist vollständig geöffnet
  • die Fruchtblase ist gesprungen
  • das Kind liegt in Kopflage
  • der Kopf des Kindes befindet sich bereits im Becken

Außerdem müssen anatomische Voraussetzungen gegeben sein. So muss der Kopf des Kindes zur Geburtszange passen. Ansonsten könnte die Zange abrutschen oder der Kopf gar nicht zwischen die beiden Löffel passen. Darüber hinaus muss das Becken der Mutter weit genug sein, um Zange und Baby mit nur einer letzten Wehe hinaus zu pressen.

Ablauf einer Zangengeburt

Eine Zangengeburt wird mit einer Lokalanästhesie im Beckenbodenbereich durchgeführt. Die Ärztin oder der Arzt führt zuerst die Einzelteile der Zange in die Scheide ein. “Man kann sie sich vorstellen wie zwei gebogene Metallblätter in Löffelform – die Größe wird auf die anatomischen Voraussetzungen von Mutter und Kind angepasst”, erklärt die Gynäkologin. Erst wenn die Werkzeuge seitlich am Kopf des Kindes platziert sind, werden sie zu einer Zange zusammengefügt und um den Kopf des Babys geschlossen. “Der notwendige zusätzliche Platz wird durch eine Entleerung der Blase sowie meistens zusätzlich durch einen Dammschnitt geschaffen. So kann die Zange dann bei der nächsten Wehe die natürliche Austrittsbewegung unterstützen. Dabei wird möglichst wenig Druck auf den Kopf ausgeübt.”

Risiken einer Zangengeburt für Mutter und Kind

Nach einer Zangengeburt kann das Kind anders als bei einer Frühgeburt oder einem Kaiserschnitt sofort von der Mutter gehalten werden. Tatsächlich unterscheiden sich die Auswirkungen auf die Mutter und die Regenerationszeit nach der Schwangerschaft im Vergleich zu einer Geburt ohne operativen Eingriff kaum. Mögliche Verletzungen wie leichte Risse in der Scheide und am Damm sind nicht von Dauer, sondern verheilen in der Regel schnell.

Allerdings kann eine Zangengeburt psychische Folgen und somit Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Bindung haben. Manche Frauen wünschen sich nichts mehr, als dass die Geburt  ganz natürlich und so verläuft wie geplant. Ist dies nicht der Fall, tritt große Enttäuschung ein und das Gefühl, versagt zu haben. Vielen Frauen hilft es daher, schon vor der Geburt über mögliche Komplikationen zu sprechen und vergewissert zu bekommen, dass diese nicht vorherzusehen sind.

Was bedeutet eine Zangengeburt für Ihr Baby?

Die Zangengeburt kann einem Kind das Leben retten. Doch dabei gibt es auch einige Risiken zu beachten. Häufige Folgen sind Hautabschürfungen, blaue Flecke und Blutergüsse verursacht durch den Druck am kleinen Köpfchen. Allerdings kann es in einzelnen Fällen auch zu vorübergehenden in sehr seltenen Fällen sogar zu bleibenden Lähmungen der Gesichtsnerven kommen. Aus aktuellen Studien geht außerdem hervor, dass der Druck der Zange stärker auf den Kopf des Kindes wirkt, als gedacht. So ist auch das Risiko auf leichte Hirnblutungen zu berücksichtigen. In der Regel werden durch eine Zangengeburt aber keine langfristigen Schäden hinsichtlich Gesundheit und Entwicklung des Kindes verursacht. Die Zangengeburt gilt heute wie gestern als eine anerkannte Methode bei plötzlichem Stillstand einer Geburt in der Endphase.

Unsere Expertin:

Die renommierte Frauenärztin Frau Dr. Sheila de Liz aus Wiesbaden. In Ihrem Buch “Unverschämt – Alles über den fabelhaften weiblichen Körper” spricht sie erfrischend locker und unverblümt über Themen, die andere nicht mal zu denken wagen.