Zahnschmerzen durch Stress: Zahnärztin über Symptome, Ursachen und schnelle Hilfe
Stress kann auf ganz unterschiedliche Art zu Zahnschmerzen führen. Leiden Sie unter Zahnschmerzen durch Stress, gilt es, schnell zu handeln. Die Kölner Zahnärztin Dr. Julia Thome erklärt im Interview, wie es zu stressbedingten Zahnschmerzen kommt und was man dagegen unternehmen kann.
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Zahnschmerzen durch Stress gehören zu den sogenannten non-odontogenen Zahnschmerzen. Non-odontogen bedeutet "nicht von den Zähnen (oder dem Zahnapparat) ausgehend". Die Zahnärztin Dr. Julia Thome erklärt im Interview mit Praxisvita, auf welch unterschiedliche Arten Stress zu Zahnschmerzen führen kann.

Wie hängen Zahnschmerzen und Stress zusammen?
Ständige psychische Anspannung wirkt sich negativ auf den Körper aus – Stress kann krank machen. Während Kopf- und Rückenschmerzen traditionell mit Stress in Verbindung gebracht werden, ist weniger bekannt, dass auch Zahnschmerzen durch Stress hervorgerufen werden können.
"Stress hat erheblichen Einfluss auf unsere Mundgesundheit, wie Studien belegen", erklärt Dr. Thome im Interview mit Praxisvita. "Stress reduziert nicht nur den Speichelfluss, sondern lässt uns auch mit den Zähnen knirschen – meistens nachts, aber bei extremer Anspannung auch tagsüber. Auf Zähne und Kiefergelenke wirken dabei Kräfte ein, die das Vielfache des normalen Kaudrucks erreichen können. Dieser enorme Druck kann Zahnschmerzen verursachen und auch Zahnfleisch und Zahnschmelz zusetzen."
Zähneknirschen, CMD: Zahnnerv gereizt durch Stress
Bruxismus, wie fortgesetztes Zähneknirschen und das Aufeinanderpressen der Zahnreihen genannt wird, kann in Extremfällen einen Kaudruck von bis zu 400 Kilogramm pro Quadratzentimeter hervorrufen – Stress pur für Zähne und Kiefer.
Zu den möglichen Folgen gehören:
Starke Verspannungen der Kiefermuskulatur
Starke Verspannungen in Nacken- und Rückenmuskulatur
Zahnfrakturen
Nervenentzündungen
Dr. Thome führt außerdem an: "Als Langzeitfolge führt stressbedingtes Zähneknirschen und -pressen oftmals zu der weit verbreiteten Kiefergelenkerkrankung Cranio-Mandibuläre-Dysfunktion (CMD). Darunter versteht man eine Form- und Funktionsstörung des Kiefergelenks sowie der beteiligten Muskeln und des Gewebes des Kopf-Schulterbereichs."
Zahnschmerzen durch Stress: Symptome nicht auf Zähne begrenzt
Zwar sitzen unsere Zähne und unser Kauapparat im Kopf, sind aber über Muskeln, Bänder und Sehnen mit dem Rest unseres Körpers verzweigt. Dr. Thome erklärt: "Die Kaumuskulatur ist über den Schädel mit der Rückenmuskulatur verbunden. Bei einem gesunden Gebiss werden die Zähne normalerweise beim Kauen senkrecht belastet. Dies führt zu einer gleichmäßigen Belastung des Kiefers, weil jeder Zahn einen Kontakt zum Gegenzahn hat. Liegt nun aber eine Fehlstellung der Zähne vor, so funktioniert der Gegenkontakt der Zähne nicht optimal und die Muskulatur des Kauapparates versucht, das Ungleichgewicht auszugleichen."
Dieser Ausgleichsversuch führt dazu, dass Bruxismus und CMD zusätzlich zu Zahnschmerzen und einer verkrampften Kaumuskulatur Symptome an anderen Stellen des Körpers hervorrufen können. Dazu gehören:
Eine verkrampfte Nacken- und Rückenmuskulatur
Kopfschmerzen
Ohrenschmerzen bis hin zu Tinnitus
Gelenkschmerzen
Schwindel
Zahnschmerzen durch Stress: Schlechte Körperhaltung als Ursache
Verspannungen im Nacken und Rücken müssen nicht von den Zähnen ausgehen, um Zahnschmerzen durch Stress hervorzurufen. Möglich ist auch der umgekehrte Fall, wie Dr. Thome verdeutlicht: "Die dauerhafte Anspannung bei Stress wirkt sich negativ auf die Körperhaltung aus. Dies kann zu schmerzhaften Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich führen, die bis in die Zähne ausstrahlen."
Ein schwaches Immunsystem begünstigt Zahnschmerzen durch Stress
Stress schwächt das Immunsystem und macht uns anfälliger für Infekte. Das gilt auch mit Blick auf die Mundgesundheit. "Aufgrund der geschwächten Abwehrkräfte können vermehrt auftretende schädliche Bakterien nicht mehr so wirksam bekämpft werden wie zuvor", erklärt Zahnärztin Dr. Thome. "Es drohen Entzündungen des Zahnfleischs, vom Zahnmediziner als Gingivitis bezeichnet. Ein weiteres Problem: Aufgrund des geschwächten Immunsystems dauert die Heilung meist länger."
Zahnschmerzen durch Stress: Was tun?
"Treten Zahnschmerzen auf, sollte dies medizinisch zeitnah abgeklärt werden. Am besten innerhalb von ein oder zwei Tagen", betont Dr. Thome. Also unabhängig davon, ob die Zahnschmerzen durch Stress hervorgerufen werden oder nicht, führt der erste Weg zur Zahnärztin/zum Zahnarzt. Dort zeigt sich meistens schnell, welche Ursache(n) die Zahnschmerzen haben.
Lösen die Zahnschmerzen durch Stress Bruxismus aus, helfen individuell angefertigte Kunststoffschienen, die während des Schlafs getragen werden, dabei, die Knirsch- und Kaubelastung abzufedern. Zusätzlich sollten Betroffene die Daueranspannung lösen bzw. reduzieren. Entspannungsübungen wie Yoga, Atemübungen und autogenes Training zielen auf eine langfristige Stressreduktion ab.
Lässt die Anspannung im Alltag dauerhaft nach, treten auch Zahnschmerzen durch Stress seltener oder überhaupt nicht mehr auf.

Dr. Julia Thome ist Zahnärztin im Kölner Carree Dental für Allgemeine und Ästhetische Zahnheilkunde. Sie führt den Tätigkeitsbereich für Endodontologie (Wurzelkanalbehandlungen).