Yoga nackt: Darum lohnt es sich, beim Yoga die Hüllen fallen zu lassen
Sich oben und unten frei machen – wer damit kein Problem hat, ist beim Nackt-Yoga gut aufgehoben. Doch was hat es damit auf sich? Und hat Nackt-Yoga etwas mit Sex zu tun?

Nackt in die Sauna oder am Strand ist hierzulande nichts Besonderes mehr – aber nackt Yoga machen? Dieser Trend aus den USA hat auch in Deutschland schon in vielen Yoga-Studios Einzug gefunden. Auch bei spirituellen Auszeiten, den sogenannten Retreats, wird Yoga nackt angeboten. Was bringt Yogis dazu, die Hüllen fallen zu lassen?
Nackt-Yoga: Was ist das?
Die Definition von Nackt-Yoga (engl. Nude Yoga oder Naked Yoga) liegt natürlich auf der Hand: ein Yoga-Workout ohne Kleidung. Die nackte Form ist kein eigener Yoga-Stil, sondern kombiniert Asanas (Übungen und Posen) aus unterschiedlichen Stilen wie Yin Yoga, Hatha Yoga oder Ashtanga Yoga.
Die Idee, die viele Menschen in Nackt-Yoga-Kursen verfolgen, ist die der persönlichen Freiheit. Sich selbst anzunehmen und seine vermeintlichen körperlichen Makel lieben zu lernen sind Gründe, Yoga nackt auszuüben. Das kann gerade Anfänger:innen vor eine große Herausforderung stellen, da Speckröllchen oder unliebsame Cellulite für andere sichtbar werden.
Ziel ist es aber beim Nude-Yoga, sich von Schönheitsidealen zu befreien. Die in Deutschland durch TV-Auftritte bekannte Nackt-Yoga-Lehrerin Elke Lechner beschreibt es auf ihrer Website so: „Im Nacktyoga lernst du: du bist perfekt so wie du bist.“ Zudem sei es für sie „der Weg zu wahrer Freiheit, echtem Glück und tiefer Selbstliebe.“
In den sozialen Medien wie Instagram gibt es mittlerweile viele Influencer:innen, die diese Philosophie verbreiten, wie zum Beispiel der Account von "nude_yogagirl":
Fernab der Selbstfindung hat Nackt-Yoga auch einen praktischen Nutzen: Durch das Weglassen der Kleidung fühlen sich viele nicht mehr so eingeengt und Asanas können intensiver ausgeführt werden.
Betrachtet man Nackt-Yoga als körperliches Workout, liefert diese Yoga-Form dieselben Benefits wie andere auch, zum Beispiel Entspannung, Stärkung der Muskulatur und mehr Beweglichkeit.
Nackt-Yoga ist zwar ein Trend – ganz so neu ist diese Yoga-Form allerdings nicht. Diese Yoga-Form soll schon in alten hinduistischen Schriften aus dem 7. bis 10. Jahrhundert (wie in der sogenannten Bhagavata Purana) Erwähnung finden. Auch heutzutage ist Nacktheit fester Bestandteil in der spirituellen Praxis einiger hinduistischer Strömungen.
In der westlichen Welt traten Ende des 19. Jahrhundert soziale Bewegungen – und in den 60er Jahren die Hippie-Bewegung – dafür ein, die sogenannte Freikörperkultur und damit auch Nackt-Yoga zu praktizieren. Doch als richtiger Trend entwickelte sich diese Yoga-Form erst im 21. Jahrhundert, zunächst in den USA und dann in Europa.
Nackt-Yoga-Kurs: In geschlechtergetrennten oder gemischten Gruppen möglich
Die ersten Nackt-Yoga-Kurse Anfang der 2000er standen nur Männern offen – mittlerweile gibt es jedoch genauso viele Kurse für Frauen. Zudem besteht die Möglichkeit, Nackt-Yoga in gemischten Klassen zu praktizieren. Hier muss jede:r für sich herausfinden, womit er bzw. sie sich am wohlsten fühlt – denn Hemmungen und Schamgefühle verhindern, sich auf diese Yoga-Praxis einzulassen.
Auch ist es für das Wohlbefinden wichtig, dass der Körper beim Nackt-Yoga nicht friert. Sollte das in den Gruppenstunden der Fall sein, ist es ratsam, dies vor dem Stundenbeginn anzusprechen und die Raumtemperatur zu erhöhen.
Wer Nackt-Yoga lieber allein üben möchte, kann dies in den eigenen vier Wänden oder draußen in der Natur tun. Dafür bieten sich verschiedene Übungen an.
Yoga-Übungen nackt – zu Hause oder in der Natur
Wer ausprobieren möchte, ob Nackt-Yoga etwas für einen selbst ist, kann zunächst allein die Hüllen fallen lassen – entweder zu Hause oder, wer mutiger ist, in der freien Natur. Dafür bietet es sich zum Beispiel an, den Sonnengruß nackt durchzuführen mit Stellungen wie dem hinaufschauenden Hund und dem hinabschauenden Hund. Auch verschiedene Krieger-Positionen fühlen sich ohne Kleidung gleich ganz anders an. Also: Kleidung aus, auf die Matte und los geht’s!
Weitere Übungen, vor allem für Anfänger, finden Sie hier. Wer es lieber sanft und ruhig mag, kann Yin Yoga ohne Kleidung ausprobieren. Ansonsten gibt es auch auf YouTube viele Yoga-Videos mit Übungen, die alle auch nackt praktiziert werden können.
Hat Nackt-Yoga etwas mit Erotik und Sex zu tun?
Nackte Körper in verschiedenen Yoga-Positionen: Wer könnte nicht darauf kommen, dass hier auch eine erotische Komponente im Spiel ist? Sexuelle Lust steht beim Nackt-Yoga nicht direkt im Vordergrund, kann aber – wenn man den Erfahrungsberichten Glauben schenken mag – dadurch gesteigert werden. Ob das wirklich so ist, muss wohl jede:r für sich selbst herausfinden.
Tantra-Yoga nackt: Ist das dasselbe wie Nackt-Yoga?
Tantra-Yoga und Nackt-Yoga sind sich sehr ähnlich. Der Unterschied ist, dass es beim Tantra-Yoga, ähnlich wie beim Kundalini-Yoga, noch spiritueller zugeht: Verkürzt gesagt, geht es um sinnliche (Partner-)Übungen, bei denen die eigenen Energien mit der universellen Energie verwebt werden sollen (Tantra bedeutet „Gewebe“ oder auch „Zusammenhang“) – so die Philosophie dahinter. Ziel ist es, diese Energien freizusetzen und die Kontrolle loszulassen.
Es gibt drei Arten von Tantra-Yoga:
Weißes Tantra: Bei dieser Form soll das Unterbewusstsein gereinigt und Körper, Geist und Seele in Einklang gebracht werden, zum Beispiel durch Asanas, Mediation, Matra-Gesänge oder Pranayama.
Rotes Tantra: Hier stehen die sexuelle Energie und Vereinigung im Fokus, zum Beispiel durch Partner-Übungen.
Schwarzes Tantra: Diese Tantra-Art ist spezieller als die anderen, weil es an schwarze Magie erinnert. In Übungen soll der Partner manipuliert werden, um die eigene Energie zu steigern.
Wem Tantra-Yoga zu spirituell ist, aber dennoch daran interessiert ist, Yoga nackt zu praktizieren, kann es in den eigenen vier Wänden ausprobieren – und so herausfinden, wie es sich anfühlt, beim Yoga keine Kleidung zu tragen.