Wundinfektion: Sechs Wochen Todeskampf wegen eines Mückenstichs!

Mit Wundinfektion im Krankenhaus
Nur knapp dem Tod entronnen: Hautinfektionen durch Streptokokken können lebensgefährlich werden, wenn sie nicht rechtzeitig mit Antibiotikum behandelt werden Foto: Fotolia

Mückenstiche sind unangenehm. Sie jucken und wenn man sie aufkratzt, können sie sich sogar entzünden. Aber daran sterben? Dass ein Insektenstich tatsächlich lebensgefährlich werden kann, weiß Erika L. (60) nur zu gut.

Es beginnt ganz harmlos an einem herrlichen Sommertag. Die Verkäuferin sitzt mit Verwandten beim Kaffeeklatsch im Garten. Am späten Nachmittag entdeckt sie auf ihrem linken Arm einen Mückenstich. „Ich habe mir nichts dabei gedacht", erzählt sie heute. Doch dann schwillt der Arm an – bis er dreimal so dick wie vorher ist. Erika L. fühlt sich zunehmend schwächer – der Mückenstich hat sich infiziert. Voller Sorge bringt ihre Tochter Nadine (33) sie zum Arzt. Er kann keine Ursache finden und legt der Mutter lediglich eine Gipsschiene an. Das Drama nimmt seinen Lauf: „Ich hatte wahnsinnige Schmerzen und verlor fast das Bewusstsein. Unter meinem Oberarm bildete sich eine riesige Blutblase." Am frühen Morgen ruft die Tochter den Notarzt. „Ihre Mutter liegt im Sterben", sagt er ernst. Er fordert sofort einen Seuchenexperten an, der per Hubschrauber zum Haus der Verkäuferin geflogen wird. Es geht um Minuten. In der Klinik beginnt der verzweifelte Kampf um das Leben von Erika L. „Wenn Ihre Mutter das übersteht, müssen wir ihr wahrscheinlich den Arm abnehmen", erklärt der Arzt.

Mit Streptokokken-Bakterien infiziert

Was ist passiert? Durch den Mückenstich sind gefährliche Streptokokken-Bakterien in das Blut gelangt. Denn um die Blutgerinnung in ihrem Rüssel während des Saugens zu verhindern, spritzen die Mücken ein Drüsensekret in den Stich. Und darin können sich Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Parasiten befinden. „Hautinfektionen durch Streptokokken sind sehr häufig", erklärt Professor Dr. Thomas Löscher von der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität in München. „Doch wenn man rechtzeitig ein Antibiotikum gibt, bekommt man sie schnell in den Griff." Aber: Es gab auch schon Todesfälle.

Überlebenskampf auf der Intensivstation

„Der Innenarm meiner Mutter war nur noch schwarzes, vergiftetes Fleisch", erzählt Nadine. „Ihr Leben hing an einem seidenen Faden." Auf der Intensivstation kämpfen die Ärzte verzweifelt um Erika L. Immer wieder entzündet sich das Gewebe, muss entfernt werden. Mehrmals wird Haut transplantiert.

Die 60-Jährige hat Glück. Nach sechs Wochen Todeskampf kann sie die Intensivstation verlassen. An die schlimmste Zeit ihres Lebens werden sie immer zwei Narben am Außen- und Innenarm erinnern. Sie sind 57 beziehungsweise 63 Zentimeter lang.