Wochenbettdepression-Test: Bin ich betroffen?
Traurigkeit, Antriebslosigkeit und Gefühlsleere: Solche Symptome können den Alltag stark belasten. Das gilt erst recht, wenn da die ganze Zeit ein Baby ist, das mit vollem Einsatz gepflegt, unterhalten und geliebt werden will. Der Wochenbettdepression-Test gibt Auskunft darüber, ob Ihre Beschwerden auf eine depressive Erkrankung hindeuten könnten.

Stimmungstiefs in den Tagen und Wochen nach der Geburt kennen sehr viele Frauen – denn an dem sogenannten Babyblues leiden 50 bis 80 Prozent der Wöchnerinnen. Schuld an dieser häufigen Art der depressiven Verstimmung ist die Hormonumstellung nach der Geburt – hat sich der Hormonhaushalt wieder „eingependelt“, fühlen sich die betroffenen Frauen auch wieder besser. Anders ist das bei der Wochenbettdepression. Diese ist eine behandlungsbedürftige depressive Erkrankung, die nicht nach wenigen Wochen von selbst wieder verschwindet. Der Wochenbettdepression-Test hilft bei der ersten Einschätzung, ob die Diagnose wahrscheinlich ist.
Wichtig bei dem Wochenbettdepression-Test: Bitte beantworten Sie die Fragen so, dass die Antworten Ihren Gefühlszustand in den vergangenen sieben Tagen beschreiben – nicht Ihr aktuelles Befinden.
Psychische Probleme nach der Geburt können jede:n treffen
Frischgebackene Eltern spüren häufig einen besonders hohen (von Medien und Umfeld befeuerten) Erwartungsdruck, sich glücklich zu fühlen. Das „echte Leben“ sieht aber leider häufig anders aus: Ein neues Baby ist kein Garant für Glücksgefühle – dafür aber ein Garant für Gefühle von psychischer Erschöpfung und Überforderung. Mütter, die die ersten Lebensmonate ihres Babys nicht chronisch lächelnd im siebten Himmel verbringen, sollten sich deshalb nicht auch noch als Versagerin fühlen. Psychische Probleme in dieser Zeit sind keineswegs ein Grund zur Scham; sie sind allenfalls ein Grund dafür, sich Hilfe zu suchen.
Das gilt übrigens auch für Väter – auch für sie kann die Umstellung zum Familienleben psychisch belastend sein und auch sie haben dann Anspruch auf Hilfe.
Bewährter Test auf Wochenenddepression: Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale
Bei dem Selbsttest handelt es sich um die sogenannte Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale (EPDS) – ein im Jahr 1987 entwickelter Fragebogen, der sich darin bewährt hat, das Risiko für eine Wochenbettdepression bei jungen Müttern einzustufen. Er kann vor allem jenen Müttern helfen, die sich nicht wohlfühlen und sich fragen, ob ihre Symptome Ausdruck einer depressiven Erkrankung sein könnten. Betroffene Frauen können den Test im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes mehrmals wiederholen (sinnvoll ist ein Mindestabstand von zwei Wochen). Denn eine Wochenbettdepression kann sich auch Monate nach der Geburt noch entwickeln.
Wochenbettdepression: Test ersetzt keine Diagnose
Eine hohe Punktzahl in der Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale deutet auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Wochenbettdepression hin – eine Diagnose kann der Test aber nicht ersetzen. Genauso wenig bedeutet eine niedrige Punktzahl zwangsläufig, dass keine depressive Erkrankung vorliegt. Mütter, die sich in den Monaten nach der Geburt ihres Kindes unwohl, niedergeschlagen und antriebslos fühlen, sollten darum in jedem Fall mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin darüber sprechen. Eine Wochenbettdepression ist gut behandelbar – und mit der entsprechenden Therapie steigt die Lebensqualität schnell wieder an.
Vielleicht hilft es Betroffenen auch zu wissen, dass sie mit ihren Beschwerden nicht allein sind. Viele junge Mütter kämpfen in der Anfangszeit mit psychischen Problemen – und die sind niemals selbst verschuldet. Und auch wenn der Wochenbettdepression-Test keine Diagnose ersetzen kann, kann er vielleicht einen Anreiz schaffen, sich Hilfe zu suchen.
Wenn Sie sich ständig erschöpft und traurig fühlen oder unter Schlafproblemen leiden, kann dies auf eine Depression hindeuten. Spätestens nach zwei Wochen Niedergeschlagenheit ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Auf der Website der Deutschen Depressionshilfe finden Sie verschiedene Anlaufstellen. Dort sind auch Adressen für Notfälle gelistet. Bei konkreten Suizidgedanken ist es wichtig, die nächstgelegene Klinik mit psychiatrischer Notaufnahme aufzusuchen. Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie jederzeit anonym die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 anrufen.
Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber depressive Symptome bei anderen bemerken, erhalten Sie auf der Website der Deutschen Depressionshilfe konkrete Handlungsempfehlungen. Besteht eine konkrete Suizidgefahr ist es wichtig, sofort den Rettungsdienst unter 112 oder die Polizei zu verständigen.
Quellen:
Edinburgh Depressions-Fragebogen nach der Geburt (EPDS), in: register.awmf.org
Cox, J. L., Holden, J. M., & Sagovsky, R. (1987): Detection of postnatal depression: development of the 10-item Edinburgh Postnatal Depression Scale, in: The British journal of psychiatry
Cox, J. (2019): Thirty years with the Edinburgh Postnatal Depression Scale: voices from the past and recommendations for the future, in: The British Journal of Psychiatry