Wirksamkeit von AstraZeneca: Experten äußern Zweifel an neuen Daten

Am Montag hat AstraZeneca Daten aus einer neuen Studie präsentiert. Das Ergebnis klang vielversprechend. So sei Impfstoff über alle Altersgruppen hinweg wirksamer als bisher angenommen. Doch Wissenschaftler eines unabhängigen Forschungsgremiums äußern starke Zweifel an den Ergebnissen und zeigen sich beunruhigt.

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Kaum ist die eine Krise überstanden, rollt bereits die nächste auf AstraZeneca zu: Die Ergebnisse einer in den USA großangelegten Studie sollten das Vertrauen in die Wirksamkeit des Vakzins fördern. Stattdessen könnten die neusten Entwicklungen dem Ruf des schwedisch-britischen Pharmaunternehmens noch mehr schaden. Die New York Times spricht von einem „außerordentlichen Schlag“ für die Glaubwürdigkeit des Unternehmens.

AstraZeneca präsentiert neueste Daten: Impfstoff wirksamer als gedacht?

Am Montag hat AstraZeneca die Ergebnisse einer neuen Studie zur Wirksamkeit und Verträglichkeit des Vakzins veröffentlicht, die durchweg positiv erschienen. So hätten Tests in den USA gezeigt, dass der Impfstoff zu 79 Prozent wirksam sei – wesentlich mehr als bisher angenommen. Dies gelte auch bei älteren Personen. Schwere Verläufe könnten sogar zu 100 Prozent verhindert werden. Außerdem könne durch die Tests nichts bestätigt werden, dass das Vakzin zu einem erhöhten Thrombose-Risiko führe.

Den Angaben des Pharmaunternehmens zufolge haben mehr als 32.000 Personen an der Studie teilgenommen – zwei Drittel hätten eine Impfung erhalten.

Amerikanisches Forschungsinstitut fordert Überarbeitung der Daten

Wie die New York Times berichtet, hätten nur Stunden nach der Veröffentlichung der Studie Wissenschaftler des Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) Zweifel an der Validität der Studie bekundet. Der Vorwurf: Die Daten, auf denen die Studie Bezug nimmt, seien veraltet und „zu optimistisch interpretiert“ worden. Die Beurteilung der Wirksamkeit des Vakzins sei daher unvollständig und vermittle ein falsches Bild.

Die NIAID beruft sich in ihren Aussagen auf ein unabhängiges internes Kontrollgremium. In einer Mitteilung an AstraZeneca und an die Gesundheitsbehörden habe sich die Behörde besorgt über die Interpretation der Daten geäußert, wie die New York Times berichtet. Zudem fordere die Behörde AstraZeneca auf, in Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Datenüberwachungskomitee (DSMB) die Daten zu überprüfen und zu gewährleisten, dass die „exakten, aktuellen Daten so schnell wie möglich veröffentlicht werden".

Frühere Studien, die eine gute Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs ergeben haben, werden allerdings nicht angezweifelt. Der Leiter des NIAID, Anthony Fauci, betonte gegenüber dem amerikanischen Sender ABC, dass der Impfstoff mit hoher Wahrscheinlichkeit „sehr gut“ sei. Zugleich erklärte Fauci jedoch, dass nun eine Begutachtung des Vakzins durch die Arzneimittelbehörde FDA erfolgen werde. 

AstraZeneca weist Vorwürfe zurück

AstraZeneca wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dass die Studienergebnisse mit früheren Daten im Einklang stünden. Darüber hinaus erklärte das Unternehmen, dass es seine aktuellsten Wirksamkeitsdaten dem Datenüberwachungskomitee innerhalb von 48 Stunden übermitteln werde.

Die Ungereimtheiten könnten nun nicht nur die Zweifel an dem Impfstoff weiter befeuern. Sie dürften auch einen Rückschlag bei dem Vorhaben des Pharmaunternehmens bedeuten, eine Notfallzulassung für sein Vakzin in den USA zu erhalten.

Quelle:

Federal Health Officials Say AstraZeneca Vaccine Trial May Have Relied on ‘Outdated Information’, in. New York Times.