Wieviel Sonne vertragen Babys?

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Mit dem Sommer freuen sich viele Menschen auf Sonne satt – auf Wochenende, Seebesuche und laue Sommernächte. Doch wenn der Sommer richtig heiß wird, sollten besonders Eltern von Babys und Kleinkindern nicht leichtfertig mit den extremen Außentemperaturen umgehen.

Die Kinder- und Jugendärztin Dr. Nadine Hess erklärt für Sie im Interview, was Sie unbedingt beachten sollten, wenn Sie Ihr Kind mit an Sonne nehmen wollen.

Die Expertin im Interview

Stimmt es eigentlich, dass Babys hitzeempfindlicher sind als ältere Kinder oder Erwachsene?

Ja, das stimmt. Babys können die Temperatur noch nicht so gut regulieren, wie ältere Kinder oder Erwachsene. Sie schwitzen zum Beispiel je nach Alter kaum, was ja eigentlich ein Mechanismus des Körpers ist, um sich bei starker Hitze abzukühlen. Diese Kühlfunktion fehlt den Säuglingen.

Zeigen Babys, dass ihnen zu heiß ist und wenn ja, welche Anzeichen sind das?

Wie schon gesagt, schwitzen Babys viel weniger als ältere Kinder. Sie werden sich, wenn es ihnen zu warm wird, auch so anfühlen – nämlich wärmer als sonst (fühlen Sie stets im Nacken – wenn sich das Kind dort sehr warm anfühlt, ist ihm auch zu warm). Außerdem haben sie, wenn ihnen zu warm ist, rote Wangen, weinen, ohne das man sonst eine rechte Ursache findet und werden – sofern es noch zu keinem starken Flüssigkeitsverlust gekommen ist – nach mehr Flüssigkeit verlangen. Normalerweise reicht die Flüssigkeit, die das Baby in den ersten Monaten nur über das Stillen bekommt, aus. Wenn  es jedoch sehr warm ist, sollten Sie zusätzlich für Säuglinge geeignetes Wasser oder verdünnte Fenchel- oder Kamillentees anbieten.

Gibt es eine Temperatur, bei der ein Kleinkind auf keinen Fall mit nach draußen genommen werden sollte? Wie lange kann man sich bedenkenlos bei Temperaturen über 30° Grad mit einem Baby in der Sonne aufhalten?

So pauschal lässt sich die Frage nicht beantworten. Es ist sicherlich auch eine Frage der Gewöhnung. Die Wärme an sich ist nicht unbedingt problematisch – schließlich wachsen ja auch Kinder in Wüstenregionen auf. Auf keinen Fall gehört ein Baby direkt in die pralle Sonne. Wirklich nie. Wenn Sie aber mit Ihrem Säugling im Schatten sitzen, ihn nicht zusätzlich zudecken, ihm leichte Bekleidung anziehen und sein Köpfchen mit einem leichten Stoffhütchen schützen und ihm ausreichend Flüssigkeit anbieten, kann eigentlich nichts passieren. Und vergessen Sie nicht die Sonnencreme, selbst im Schatten müssen Sie Ihre Kinder eincremen.

Wie kühlt man ein Baby am besten bei Temperaturen jenseits der 30° Grad ab? Benetzt man es mit Wasser? Welche Babykleidung empfehlen Sie bei hohen Temperaturen? Was sollte man bei längeren Autofahrten mit Kleinkindern beachten?

Wenn es richtig heiß ist, dürfen Sie mit Ihrem Säugling oder Kleinkind zusammen auch mal ins Planschbecken gehen. Sehr wahrscheinlich wird Ihr Baby großen Spaß am Wasser haben. Achten Sie aber darauf, dass das Bad im Wasser nicht zu lange dauert, da es sonst zu schnell auskühlt. Anschließend sollten Sie Ihr Kind abtrocknen und nasse Kleidung austauschen. Da die Temperaturregulation – das betrifft Kälte und Wärme – noch nicht so gut funktioniert, kann es sein, dass Ihr Baby auch bei sommerlichen Temperaturen durch das Wasser auf der Haut auskühlt. Auch das Wasser im Planschbecken sollte definitiv nicht kalt, sondern mindestens handwarm sein.

Als Kleidung empfehlen sich leichte Baumwollsachen, die lassen genug Luft durch, so dass kein Hitzestau entsteht.

Babys Haut muss gut geschützt sein. Foto: iStock/ ArtMarie

Bei längeren Autofahrten stellen Sie am besten sicher, dass Ihr Kind nicht ungeschützt der Sonne hinter der Scheibe ausgesetzt ist. Sorgen Sie für schattenspendende Abdeckungen. Zur Not hängen Sie ein Handtuch in das Fenster. Eine Klimaanlage sollte nicht zu kalt eingestellt sein und auch nicht zu stark pusten, sonst kann Ihr Kind rasch auskühlen. Wenn Sie keine Klimaanlage haben, dürfen Sie selbstverständlich das Fenster öffnen, schauen Sie nur, dass Ihr Baby nicht dem direkten Zug ausgesetzt ist. Und wie auch bei uns Erwachsenen: Planen Sie bei langen Autofahrten ausreichend Pausen ein. Versorgen Sie Ihr Kind außerdem mit genügend Flüssigkeit – erst recht, wenn es draußen heiß ist.

Bei besonders heißen Außentemperaturen schlafen Babys häufig schlecht. Wie schafft man es, dass kleine Kinder trotz hoher Temperaturen gut schlafen?

Halten Sie die Fenster tagsüber möglichst geschlossen und den Raum abgedunkelt. Lüften Sie das Zimmer vor dem Schlafengehen gut durch. Wenn es sehr warm ist, kann das Fenster auch gekippt bleiben, solange das Baby nicht in der Zugluft liegt. Verwenden Sie einen leichten Sommerschlafsack und achten Sie insgesamt auf leichte Kleidung. Ist das Kind im Nacken sehr warm, können Sie optional den Schlafsack durch einen dünnen Schlafanzug austauschen.

Wie viel (mehr) sollte ein Baby trinken, wenn es warmen Temperaturen ausgesetzt ist? Sollte man bei hohen Temperaturen die Ernährung Babys umstellen?

Bei großer Hitze über 30° oder 35°C sollte man selbst voll gestillten Säuglingen noch zusätzlich abgekochtes Säuglingswasser oder Fenchel- oder Kamillentee anbieten. Achten Sie darauf, dass die Getränke-Temperatur in etwa lauwarm ist, da kalte Flüssigkeit Bauchweh auslösen kann. Wenn Sie bereits eine Flaschennahrung geben, können Sie tagsüber einfach etwas mehr Wasser zum Anmischen verwenden als normalerweise. Allerdings sollte das Strecken von Flaschennahrung nicht zur Regel werden, weil man sonst Gefahr läuft, dass das Baby zu wenig Nährstoffe erhält. Die Ernährung umstellen muss man nicht und sollte man auch nicht. Aber bieten Sie Ihrem kleinen Schatz noch häufiger als sonst ein Getränk an. Als Faustregel gilt normalerweise, dass Kinder ab Einführung der Beikost in etwa 500 Milliliter Flüssigkeit – anfangs fast ausschließlich als Milchnahrung – zu sich nehmen sollen, ab einem Jahr ungefähr 700-1000 Milliliter und ab vier Jahren über 1000 Milliliter. Das gilt für normale Tage. Wenn es sehr heiß ist, sollten Sie entsprechend mehr Flüssigkeit anbieten. Hat Ihr Kind zu wenig Flüssigkeit eingenommen, werden die z.B. Windeln weniger nass sein, als sonst.

Sind starke Temperaturschwankungen – beispielsweise beim Übergang von einem gekühlten Raum an die warme Außenluft – für Babys gefährlich?

Gefährlich nicht direkt, aber da wie gesagt die Temperaturregulation noch nicht so gut funktioniert, kann das Kind insbesondere beim anderen Fall – vom heißen in einen stark runtergekühlten Raum – Probleme bekommen und schnell auskühlen.

Was machen Eltern von Babys nach Ihrer Meinung am häufigsten falsch, wenn es draußen sehr warm ist?

Oft werden die Kinder – insbesondere Säuglinge – trotz hoher Außentemperaturen noch zu warm angezogen. Wenn es richtig heiß ist, dürfen Sie auch mal nackt oder nur mit einem dünnen Body bedeckt im Schatten liegen. Was man glücklicherweise kaum noch sieht, ist, dass Babys der prallen Sonne ausgesetzt werden oder ohne leichtes Hütchen im Freien sind. Insbesondere solange die große Fontanelle – die Knochenlücke oben auf dem Kopf bei Babys und kleinen Kindern – noch offen ist, besteht eine stark erhöhte Sonnenstich-Gefahr.

Was kann man beim Kühlen von Räumen, in denen sich Babys aufhalten falsch machen? Sind Ventilatoren, Klimaanlagen oder nächtliches Lüften mit offenen Fenstern für Babys gefährlich?

Ventilatoren und Klimaanlagen haben in einem Babyschlafzimmer nichts verloren. Durch sie kann das Kind zu stark auskühlen. Ein Baby ist – im Gegensatz zu uns Erwachsenen – nicht in der Lage aus eigener Kraft tiefer unter die Decke zu krabbeln, wenn es doch zu kalt wird.