Wie wirkt sich eine Partnerschaft auf mein Gewicht aus?
Hat unser Beziehungsstatus Einfluss auf unser Gewicht? Ja – in Partnerschaften lebende Menschen wiegen im Durchschnitt mehr als Singles. Darauf weisen mehrere Studien hin.
Eine Partnerschaft kann der Traumfigur im Weg stehen – das ergab eine 2015 durchgeführte Studie von Forschern der Universität Basel. Die Wissenschaftler verglichen den Body-Mass-Index von in Partnerschaften lebenden mit dem von alleinstehenden Menschen in neun europäischen Ländern. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift „Social Science & Medicine“ veröffentlicht.

Für die Erhebung wertete das Schweizer Forscherteam Daten von mehr als 10.000 Menschen aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Österreich, Polen, Russland und Spanien aus. Sie interessierten sich für zusammenlebende Paare, sowohl verheiratete als auch nicht verheiratete. Außerdem suchten sie nach möglichen Ursachen für die Gewichtszunahme hinsichtlich des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens der Studienteilnehmer.
Menschen in Partnerschaften wiegen mehr
Über alle neun Länder hinweg zeigte sich, dass gebundene Menschen im Vergleich zu Singles im Schnitt einen höheren BMI (Body-Mass-Index) haben – dies betrifft sowohl Frauen als auch Männer. Dabei gibt es wenige Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Der durchschnittliche BMI der befragten Single-Frauen lag bei 25,1, bei den gebundenen Frauen waren es 25,6. Bei den Männern lag der Durchschnittswert der Alleinstehenden bei 25,7 und der Männer mit Partnerin bei 26,3. Ein normaler BMI liegt laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) zwischen 18,5 und 25 – von Übergewicht spricht man bei Werten zwischen 25 und 30, bei Werten darüber von Adipositas oder Fettleibigkeit.
Zumindest bei den Männern liefert die Schweizer Studie eine Erklärung für den durchschnittlich höheren BMI der gebundenen Studienteilnehmer: Sie treiben weniger Sport als ihre alleinstehenden Geschlechtsgenossen.
Gemeinsam abnehmen fällt leichter
Auch eine 2010 vom Statistischen Bundesamt vorgenommene Auswertung ergab, dass Menschen in Partnerschaften im Schnitt mehr wiegen. Die Statistiker stützten sich auf im Rahmen des Mikrozensus 2009 erfasste Daten. Demnach sind ledige Menschen seltener übergewichtig als verheiratete (in Partnerschaften lebende, unverheiratete Personen wurden in dieser Statistik mit Singles gleichgesetzt). Während bei den deutschen Männern 2009 Verheiratete zu 69 Prozent und Verwitwete zu 67 Prozent von Übergewicht betroffen waren, waren es bei den ledigen Männern nur 43 Prozent. Bei den Frauen waren 46 Prozent der Verheirateten und 58 Prozent der Verwitweten übergewichtig – von den ledigen Frauen hatten nur 25 Prozent Übergewicht.
Eine gute Nachricht gibt es aber doch in punkto Partnerschaft und Gewicht: Gemeinsam können Paare überflüssigen Pfunde schneller verlieren: Denn eine Studie zeigte 2015, dass gemeinsames Abnehmen leichter fällt.
Übergewicht kann auch Schutz vor Krankheiten bedeuten
Ein paar Kilogramm mehr können Osteoporose, Diabetes und sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von mehr als vierzig Studien. Eine mögliche Erklärung: Das an Hüfte, Po und den Beinen sitzende Fett produziert hilfreiche Hormone, die zum Beispiel unsere Arterien vor Verkalkung schützen und den Blutzuckerspiegel kontrollieren. Zudem verringern die Speckpolster bei stark übergewichtigen Menschen (BMI über 30) die Wahrscheinlichkeit, dass sie zu Suchtmitteln wie Tabak, Alkohol und anderen Drogen greifen. Denkbar ist, dass das Belohnungszentrum im Gehirn schon durch die reichhaltige Ernährung und das Fettgewebe genug aktiviert ist und somit keine stärkeren Reize mehr benötigt werden. Selbst schwere Krankheiten können wir besser überleben, wenn wir über dem Normalgewicht liegen. Bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen, Blutvergiftung, Schlaganfall, Hirnblutung, Rheuma und sogar Krebs waren die Übergewichtigen immer gegenüber den Schlanken im Vorteil.