Wie unterschiedlich sind Männer- und Frauenhirne tatsächlich?

Frauen- und Männergehirn
Ärzte haben verblüffende Erkenntnisse über den kleinen Unterschied in den Gehirnen von Frauen und Männern gewonnen Foto: istock

Unterscheiden sich die Gehirne von Frauen und Männern wirklich so klar voneinander? Mediziner liefern jetzt überraschende Ergebnisse.

Frauengehirne merken sich alles, was wichtig ist. Männergehirne halten sich oft mit Nebensächlichkeiten auf wie Fußballergebnissen, Motorumdrehungen und Nummernschildern. Wahrscheinlich unterscheiden sich Männer- und Frauenhirne also ganz wesentlich voneinander. Doch ist das wirklich so? Denken Männer und Frauen so unterschiedlich, weil ihre Gehirne anders sind? Auch wenn sich der Mythos hartnäckig hält: Wissenschaftliche Beweise für diese Behauptung bleiben aus.

Kann ein Mediziner das Geschlecht am Gehirn erkennen?

Richtig ist, dass das Gehirn einer Frau im Schnitt rund 100 Gramm weniger wiegt als das eines gleich großen Mannes, und dass Frauen über etwa elf Prozent mehr Nervenzellen in Bereichen verfügen, die für Sprachverarbeitung und räumliches Gedächtnis zuständig sind. Äußerlich sind diese Hinweise jedoch nicht zu erkennen. Hirnforscher sind jetzt allerdings auf eine weitere verblüffende Abweichung im Gehirn gestoßen, die einen Unterschied beider Gehirne sichtbar macht .

Demnach existiert ein Bereich im Gehirn, genauer gesagt ein Nervenzellkern, der tatsächlich das Verhalten von Frauen und Männern maßgeblich beeinflusst. Er sitzt im Zwischenhirn – dem Hypothalamus –, ist nur wenige Millimeter groß und unter anderem für unser sexuelles Verhalten verantwortlich: der Nucleus praeopticus medialis.

Dieser Kern – eine Ansammlung von Nervenzellen – ist auch für das Aggressionspotenzial und die Dominanz zuständig. Alle drei Komponenten sind eng miteinander verbunden. Das bedeutet, im männlichen Gehirn gibt es einen Knotenpunkt, der das „typisch männliche“ Verhalten steuert und verschaltet: Dominanz, Aggression und den Sexualtrieb.

Auffällig ist, dass der Nucleus praeopticus medialis bei Männern stärker ausgebildet ist als bei Frauen. Außerdem fehlt im weiblichen Gehirn eine gemeinsame Schaltzentrale, das heißt, Aggression und Sexualtrieb werden aufgespalten und von verschiedenen Nervenkernen im Zwischenhirn gesteuert. Bei Frauen ist der Nucleus ventromedialis für die sexuelle Lust verantwortlich.

Dieser mächtige Nervenzellkern im Hypothalamus ist für Wissenschaftler damit das einzig klare Indiz dafür, ob es sich um ein Frauen- oder Männergehirn handelt.

Um zu beweisen, dass der Nucleus praeopticus medialis das männliche Verhalten tatsächlich steuert, wurde in einem Experiment der Zellkern eines männlichen Artgenossen einer weiblichen Ratte eingesetzt. Diese beteiligte sich an Revierkämpfen und zeigte sich insgesamt aggressiver als zuvor. Außerdem wurde die Ratte mit einem stärkeren Sexualtrieb ausgestattet: Sie fing an, ihre weiblichen Artgenossen zu besteigen.

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Wenn Männer denken, ist immer nur eine Hirnhälfte aktiv. Die Folge: der so genannte Tunnelblick. Steht im mittleren Kühlfach noch Käse, ist der Kühlschrank also voll Foto: istock

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