Wie sinnvoll ist eine HPV-Impfung bei Jungen?
Humane Papillomviren sind Krankheitserreger, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können und meist durch Geschlechtsverkehr übertragen werden. Mädchen werden seit ein paar Jahren dagegen geimpft. Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan erklärt, ob eine HPV-Impfung bei Jungen sinnvoll sein kann.
Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Humane Papillomviren (HPV) sind die am häufigsten sexuell übertragenen Viren der Welt. Und sie sind gefährliche Krankheitserreger: Einige der Virentypen lösen nicht nur Entzündungen aus, sie sind auch an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt. Rund 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen leiden einmal im Leben an einer HPV-Infektion. Symptome der Erkrankung sind selten, weshalb sie häufig unbemerkt bleibt. Bei rund 90 Prozent der betroffenen Frauen heilt die Infektion unbemerkt innerhalb von zwei Jahren ab. Bei den restlichen zehn Prozent bleibt die Erkrankung bestehen und löst Zellveränderungen aus, die wiederum in bis zu drei Prozent aller Fälle mit Gebärmutterhalskrebs in Verbindung stehen. Daher wird für Mädchen eine Impfung gegen HPV empfohlen, wobei die Kosten von allen Krankenkassen übernommen werden.

HPV-Impfung bei Jungen: Sinnvoll oder nicht?
Befürworter der HPV-Impfung bei Jungen argumentieren, dass sie Sexualpartner davor schützen kann, sich gegenseitig zu infizieren. Gegner bemängeln die hohen Kosten: Um einen vollständigen HPV-Schutz zu garantieren, sind mehrere Sitzungen nötig. Dadurch können zwischen 320 Euro und 480 Euro fällig werden – für Jungen werden diese Kosten bislang nicht übernommen.
Ich persönlich rate Eltern trotzdem, die HPV-Impfung bei Jungen durchführen zu lassen. Denn laut Studien können die sogenannten onkogenen HPV-Erreger (dazu gehören die Hochrisiko-Typen HPV 16 und 18) auch Rachen- oder Analkrebs auslösen – und diese Krebsarten treffen Jungen eben auch. Auch unangenehmen Feigwarzen lässt sich durch die HPV-Impfung vorbeugen. Ich nehme an, dass die Ständige Impfkommission (STIKO) in Zukunft auch eine Impfempfehlung für Jungen aussprechen wird. Dann müssen sich die Krankenkassen künftig an den entstehenden Kosten beteiligen.
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