Wie sicher schützt die Grippeimpfung?

Die Wirksamkeit der Grippeimpfung kann stark variieren. Woran liegt das und ist es überhaupt sinnvoll, sich impfen zu lassen?

Die Wirksamkeit der Grippeimpfung liegt zwischen 40 und 60 Prozent in Jahren, in denen der Impfstoff gut zu den zirkulierenden Virensträngen passt
Die Wirksamkeit der Grippeimpfung liegt zwischen 40 und 60 Prozent in Jahren, in denen der Impfstoff gut zu den zirkulierenden Virensträngen passt Foto: fstop123/iStock
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Die Schutzwirkung der Influenza-Impfung ist im Allgemeinen geringer als bei den meisten anderen von der Ständigen Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts empfohlenen Impfungen. Wie gut die Grippeimpfung wirkt, variiert von Saison zu Saison – dafür sind verschiedene Faktoren verantwortlich.

Schwierige Prognose: Welche Viren kommen in der nächsten Saison?

Grippe ist nicht gleich Grippe – die zirkulierenden Virusstämme unterscheiden sich in jeder Saison von denen der vorangegangenen und der Impfstoff wird jährlich angepasst. Darum kann die Grippeimpfung auch nicht lebenslang vor dem Virus schützen, sondern muss jährlich aufgefrischt werden. „Wie wirksam die Grippeimpfung ist, weiß man immer erst nach der Grippesaison, da die Viren sich jedes Jahr verändern“, erklärt Dr. Rolf Küstermann, Facharzt für Allgemeinmedizin und Arbeitsmedizin in Hamburg. „Im letzten Jahr kam der Höhepunkt der Grippewelle erst im März und da hatten wir das Problem, dass die Influenza-B-Viren der Yamagata-Linie dominierten, die nicht in dem im letzten Jahr noch häufig genutzten Dreifachimpfstoff enthalten waren.“

Der Grippeimpfstoff wird jeweils aus verschiedenen Influenza-Subtypen zusammengesetzt. Von diesen zirkulieren auf der ganzen Welt verschiedene Varianten – die Aufgabe der Experten ist es darum, zu prognostizieren, welche davon die kommende Saison dominieren werden. Mikrobiologen rund um den Globus analysieren dafür kontinuierlich die zirkulierenden Grippeviren und schicken die ermittelten Daten an die Weltgesundheitsorganisation (WHO), die dann die neue Impfstoff-Zusammensetzung festlegt.

Grippeimpfstoff: Aufwändige Herstellung

Da die Herstellung der Impfstoffe relativ aufwendig ist und viel Zeit in Anspruch nimmt, legen die Experten die Zusammensetzung des kommenden Impfstoffs für die nördliche Hemisphäre meist schon fest, wenn die vorangegangene Grippewelle noch wütet – etwa im Februar/März. Bis zum Ausbruch der Grippewelle im nächsten Winter kann es dann passieren, dass sich andere Virusstämme durchsetzen als erwartet, was eine Minderung der Schutzwirkung der Impfung zur Folge hat.

Dazu kommt, dass es bei dem komplexen Herstellungsverfahren des Impfstoffs, bei dem Grippeviren in Hühnereiern „gezüchtet“ werden, zu genetischen Mutationen des verwendeten Virenstamms kommen kann – ein weiterer Faktor, der die Wirksamkeit des Impfstoffes vermindert. Macht eine Grippeimpfung dann überhaupt Sinn?

Grippeimpfung schützt vor schweren Krankheitsverläufen

„Wer einmal eine Grippe hatte und mit Fieber im Bett lag, lässt sich in der Regel auch impfen – auch junge Menschen“, so Dr. Küstermann. „Und die Grippeimpfung macht auch aus anderen Gründen Sinn. So bringt ein Geimpfter die Viren nicht mit nach Hause zu Familie und Kindern. Erkrankt er dennoch, verläuft die Krankheit in der Regel schwächer.“ So zeigte eine kürzlich veröffentlichte Studie, dass geimpfte Patienten, die mit Influenza im Krankenhaus aufgenommen werden, zu 59 Prozent seltener intensivmedizinisch behandelt werden müssen als ungeimpfte.

Schließlich können wir auch selbst etwas dazu beitragen, die Wirkung der Grippeimpfung zu verbessern – wenn wir uns an einige Regeln halten.

Quellen:
Thompson, Mark G., et al. (2018): Influenza vaccine effectiveness in preventing influenza-associated intensive care admissions and attenuating severe disease among adults in New Zealand 2012–2015, in: Vaccine.

Arriola, Carmen, et al. (2017): Influenza vaccination modifies disease severity among community-dwelling adults hospitalized with influenza, in: Clinical Infectious Diseases.