Demenz: Wie hoch ist die Lebenserwartung?

Eine Demenz-Diagnose ist mit vielen Fragen verbunden. Betroffene und Angehörige möchten unter anderem wissen, wie schnell die Erkrankung fortschreitet und wie bei einer Demenz die Lebenserwartung aussieht? Das hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Frau mit Demenz steht am Fenster und berührt Blumenstrauß
Die Lebenserwartung mit einer Demenz kann stark variieren Foto: iStock/PIKSEL

Eine Demenz-Diagnose ist für alle Beteiligten ein Schock. Klar ist: Der Zustand der Patient:innen wird sich weiter verschlechtern, aber was heißt das für den Einzelnen? Welche Auswirkungen hat eine Demenz auf die Lebenserwartung? Es gibt zwar keine Möglichkeit, das im Vorfeld exakt zu bestimmen, aber einige Punkte können dabei helfen, die Situation besser einzuschätzen.

Wovon hängt die Lebenserwartung bei einer Demenzerkrankung ab?

Die Lebenserwartung bei einer Demenz wird vor allem von folgenden Faktoren beeinflusst:

  • Welche Form der Demenz liegt vor? Unterschieden werden dabei in erster Linie die Alzheimer-Demenz, die gefäßbedingte Demenz (vaskuläre Demenz), die Frontemporale Demenz, die Parkinson-Demenz und die Lewy-Körperchen Demenz.

  • Wie ist der Verlauf, also wie schnell schreitet die Erkrankung voran?

  • Wie alt waren die Betroffenen, als die Demenz aufgetreten ist?

  • In welchem Stadium der Demenz befinden sich die Patient:innen?

  • Gibt es Begleiterkrankungen?

     

Dabei beeinflussen sich diese Faktoren teilweise gegenseitig. Beispielsweise ist eine Demenz für die Betroffenen mit großem Stress verbunden, was wiederum das Risiko für Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme erhöht. Grundsätzlich kann die Lebenserwartung mit einer Demenz stark variieren. Durchschnittswerte liefern daher nur eine ungefähre Einschätzung.

Wie sieht bei einer Alzheimer-Demenz die Lebenserwartung aus?

Die häufigste Demenz-Form ist Morbus Alzheimer. Etwa 60 bis 65 Prozent der Demenz-Erkrankungen gehen auf sie zurück. Die genauen Ursachen sind unklar. Im Durchschnitt liegt bei Alzheimer die Lebenserwartung bei sieben Jahren. Doch die Bandbreite ist groß, da verschiedene Faktoren einen Einfluss darauf haben. Während manche Betroffene nach der Diagnose nur noch drei Jahre leben, sind es bei anderen Patient:innen 20 Jahre.

Wie hoch ist bei einer vaskulären Demenz die Lebenserwartung?

An zweiter Stelle der Demenz-Ursachen steht mit 20 bis 30 Prozent die gefäßbedingte Demenz, auch vaskuläre Demenz genannt. Sie beginnt mit Durchblutungsstörungen in Gehirn, durch die schließlich Gewebe abstirbt. Im Durchschnitt leben Betroffene nach der Diagnose zwischen 1,4 und sechs Jahren. 

Auch bei dieser Demenz verkürzt sich die wahrscheinliche Lebensdauer, wenn die Patient:innen schon älter sind. Zudem spielen Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen eine Rolle, etwa Übergewicht, Rauchen, ein gestörter Zuckerstoffwechsel (Diabetes mellitus), Bluthochdruck, zu hohe Cholesterinwerte und Bewegungsmangel – sie können die Lebenserwartung bei dieser Demenz-Form unter Umständen weiter verkürzen.

Wie sieht bei einer Frontotemporalen Demenz die Lebenserwartung aus?

Bei der sogenannten Frontotemporalen Demenz sterben Nervenzellen im vorderen Bereich des Kopfes ab, wobei nicht bekannt ist, wie es dazu kommt. Die Erkrankung zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass sie häufig bei jüngeren Menschen auftritt, meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr. Manche Betroffene sind sogar erst zwischen 20 und 30 Jahre alt. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei der Frontotemporalen Demenz bei acht Jahren. Auch hier kann es zu deutlichen Abweichungen kommen.

Wie hoch ist die Lebenserwartung bei einer Parkinson-Demenz?

Bei Parkinson sterben Gehirnzellen ab, die den Botenstoff Dopamin produzieren. Warum das passiert, ist nicht bekannt. Die Erkrankung bringt verschiedene Symptome mit sich, besonders auffällig ist das Muskelzittern. Im weiteren Verlauf kommt es in der Regel zu einer Demenz. Die grundsätzliche Lebenserwartung bei Parkinson beträgt im Durchschnitt 13 bis 14 Jahre, wobei wieder gilt: Jüngere Betroffene leben oftmals deutlich länger. 

Die Demenz tritt dabei normalerweise erst in einem höheren Lebensalter auf, mit etwa 70 Jahren – unabhängig davon, wann die Parkinson-Erkrankung diagnostiziert wurde. Untersuchungen haben gezeigt, dass Patient:innen nach Beginn der Parkinson-Demenz eine Lebenserwartung von noch etwa vier Jahren haben.

Wie lange leben Menschen mit einer Lewy-Körperchen-Demenz?

Bei der Lewy-Körperchen-Demenz werden die kognitiven Leistungen durch Eiweißablagerungen beeinträchtigt. Die Gründe für die Ablagerungen sind nicht bekannt. Viele Expert:innen schätzen die Erkrankung als eine Sonderform von Parkinson ein. Zum Teil kommt es schon im Anfangsstadium zu ungewöhnlichen Symptomen bei dieser Form der Demenz, etwa zu Halluzinationen. Die Lebenserwartung nach der Diagnose liegt im Durchschnitt bei sieben bis acht Jahren.

Demenz mit Schluckbeschwerden: Lebenserwartung hängt vom Stadium ab

Mit jedem neuen Demenz-Stadium sinkt die Lebenserwartung, weil die Steuerungsfähigkeit des Gehirns nach und nach eingeschränkt wird. Das heißt, das Risiko für gefährliche Folgeerkrankungen steigt. Ein gutes Beispiel sind Schluckbeschwerden (Dysphagie), mit denen Betroffene meist in der vierten und letzten Phase der Erkrankung kämpfen. Bei einer Dysphagie können Lebensmittelreste leichter in die Lunge gelangen, weil die Bewegungsabläufe gestört sind. Das kann wiederum zu einer Lungenentzündung führen – der häufigsten Todesursache bei Menschen mit Demenz. 

Bei einer schweren Demenz ist die Lebenserwartung daher im Verhältnis geringer als bei einer mittelschweren Demenz. Die Lebenserwartung ist also oftmals dann am größten, wenn sich zu Beginn der Erkrankung der Zustand nicht so schnell verschlechtert. 

Warum stirbt man an Demenz?

Am Ende ist es somit gar nicht direkt die Demenz, an der Betroffene sterben – sondern die Folgeerkrankungen, die mit ihr einhergehen. Neben den häufigen Lungenentzündungen können auch wiederholte zerebrale Krampfanfälle in fortgeschrittenen Demenz-Stadien zum Tod beitragen. Durch die entstehende Immobilisierung, d.h. der räumlichen Fixierung u.a. von Bakterien, werden Patient:innen anfälliger für Infektionskrankheiten. Zudem essen und trinken sie meist schlechter, wodurch sich das Risiko für ein Delir (Zustand der anhaltenden Verwirrung) erhöht. In Kombination mit zu wenig Bewegung und Veränderungen des Nervensystems kann es zu Störungen der Herzfunktion und letztendlich zum Tod kommen.  

Betroffene und Angehörige sollten bei dem Thema Demenz und Lebenserwartung aber bedenken, dass es sich um rein statistische Angaben handelt, die nichts über den individuellen Verlauf aussagen.

Quellen: 

Fortgeschrittene Demenz und Lebensende, in: Deutsche Alzheimer Gesellschaft

Der Verlauf einer Demenz: Erkenntnisse aus der Forschung, in: Dialog- und Transferzentrum Demenz der Universität Witten / Herdecke

Eine Tabelle zeigt, wie viel Zeit Demenzkranken bleibt, in: MMW – Fortschritte der Medizin

Survival time tool to guide care planning in people with dementia, in: Neurology