Wie Gene das Gewicht des Kindes beeinflussen
Laut einer neuen Studie erben Kinder rund 40 Prozent des BMIs ihrer Eltern. Was dieses Studienergebnis bedeutet und wie Sie Übergewicht bei Ihrem Kind trotzdem vermeiden können, erklärt Kinderärztin Dr. Nadine Hess.

Das sagt Kinderärztin Dr. Nadine Hess
In Deutschland sind gut 3,5 Millionen Kinder übergewichtig – also etwa jedes Fünfte. Dass das jedoch nicht immer nur mit falschen Essgewohnheiten zu tun hat, zeigt eine neue Studie aus Großbritannien. Demnach erben Kinder im Durchschnitt rund 40 Prozent des BMIs ihrer Eltern – 20 Prozent von der Mutter und 20 Prozent vom Vater. In der großangelegten Studie wurden 100.000 Kinder und ihre Eltern nach Größe und Gewicht analysiert. Um die Daten so aussagekräftig wie möglich zu machen, wurden dazu Teilnehmer aus sechs Ländern eingeladen: USA, Großbritannien, China, Indonesien, Spanien und Mexiko.
„Unser Ergebnis ist gerade deshalb so aussagekräftig, weil wir Daten von Probanden aus Ländern wie den USA, in denen Übergewicht ein sehr großes Problem ist, mit Daten aus Ländern wie China und Indonesien verglichen haben. Denn in diesen gibt es am wenigstens übergewichtige Menschen“, erklärt Studienautor Prof. Peter Dolton von der University of Sussex. Die Studienergebnisse veröffentlichten die Forscher im Magazin Economics and Human Biology. „Die Analyse zeigt, dass die genetische Vererbung länderübergreifend sehr ähnlich ist, unabhängig von der unterschiedlichen Lebensweise der Menschen“, so Prof. Dalton.

Übergewicht – eine Frage der Gene?
Bei der Analyse wurde aber auch eine andere Annahme erneut bestätigt: Demnach sei das Risiko für das Kind, selbst übergewichtig zu werden, deutlich höher, wenn auch die Eltern übergewichtig sind. In der Analyse betrug der vererbte BMI-Anteil bei den Kindern mit dem geringsten Gewicht nämlich nur 10 Prozent pro Elternteil, bei den Kindern mit dem höchsten Gewicht waren es beinahe 30 Prozent.
Wie verhindere ich Übergewicht bei meinem Kind?
Da Übergewicht zu anderen gesundheitlichen Beschwerden wie Bluthochdruck, Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen führen kann, sollten Eltern frühzeitig darauf achten, dass sich das Kind gesund ernährt und genügend Bewegung erhält. Sprechen Sie ruhig Ihren Kinderarzt darauf an – ganz besonders dann, wenn das Kind bereits Anzeichen von Übergewicht zeigt. Der Arzt kann abklären, ob es sich vielleicht nur um etwas Babyspeck handelt, der gesund ist und von selbst verschwindet, oder ob das Kind besser abnehmen sollte. Zusammen mit einer Ernährungsberatung kann dann ein Ernährungsplan ausgearbeitet werden – bei dem die Eltern mit den Kindern an einem Strang ziehen sollten. Denn Kinder reagieren meist trotzig und wollen sich nicht an Essanweisungen halten, wenn es beispielsweise einen Teller mit Gemüse und etwas Reis gibt, die Eltern sich jedoch etwas vermeintlich Leckereres wie Bratwürstchen gönnen. Essen Sie also alle gemeinsam nach dem Ernährungsplan und binden Sie das Kind wenn möglich auch ins Kochen mit ein.
Auch Bewegung ist extrem wichtig. Hier gibt es mehrere Herangehensweisen: Bauen Sie beispielsweise einfach mehr Bewegung in den Alltag ein, indem Sie das Kind mit dem Fahrrad zur Schule fahren lassen, anstatt es mit dem Auto hinzubringen. Die beste Motivation erreichen Sie aber dann, wenn das Kind einen Sport findet, der ihm wirklich Spaß macht. Schauen Sie sich dazu zum Beispiel das Angebot des örtlichen Sportvereins an und lassen Sie Ihr Kind ausprobieren, was ihm gefällt. Noch mehr Tipps, wie Sie Übergewicht bei Kindern verringern können, bekommen Sie im Artikel „Wie kann ich meinem Kind beim Abnehmen helfen?“.
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