Wie gefährlich sind Gehirnblutungen?

Eine häufige Ursache bei einer Hirnblutung ist das Schädel-Hirn-Trauma infolge eines Aufpralls
Eine häufige Ursache für eine Hirnblutung ist das Schädel-Hirn-Trauma infolge eines Aufpralls. Das große Problem: Blut wirkt raumfordernd. Da es für das Gehirn keine Möglichkeit gibt, auszuweichen, steigt im Schädel-Inneren der Druck, die Sauerstoff-Verso Foto: Corbis

Sie treten ganz plötzlich auf, oft ohne die geringsten Frühwarn-Zeichen: Gehirnblutungen. Denn abgesehen von schweren Unfällen, wie bei Formel-1-Held Michael Schumacher, gibt es noch weitere Ursachen für diese Erkrankung.

Neurochirurg Dr. Urs Nissen erklärt die Symptome und moderne Behandlungsmöglichkeiten.

Wie kommt es zu einer Blutung im Gehirn?

Hauptursache ist das Schädel-Hirn-Trauma infolge eines Aufpralls. Es gibt aber auch spontane Blutungen im Bereich des Hirngewebes. Hervorgerufen werden diese meist durch allgemeine Gefäß-Erkrankungen, etwa aufgrund einer Arterienverkalkung. Risiko-Faktoren sind etwa Bluthochdruck und erhöhte Blutfett-Werte. Auch unter der Einnahme von blutverdünnenden Medikamenten kann es gelegentlich zu spontanen Blutungen kommen.

Es gibt verschiedene Arten von Gehirnblutungen – welche sind das?

Es wird danach unterschieden, wo die Blutung auftritt:

1. Das Hämatom – eine Blutung – ist zwischen dem Schädel-Knochen und der harten Hirnhaut angesiedelt.

2. Das Hämatom sitzt unter der Hirnhaut, aber über dem Gehirn.

3. Es gibt eine Blutung im Gehirn-Gewebe selbst.

4. Eine Blutung ist im Hirnwasser-Raum lokalisiert.

Dr. Urs Nissen
Dr. Urs Nissen, Chefarzt der Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie, Westküstenklinikum Heide Foto: privat

Welche ist die gefährlichste?

Blutungen direkt im Gehirn zerstören Gehirn-Gewebe. Aber auch die anderen Arten können sehr gefährlich sein. Das hängt davon ab, wie sehr sie sich ausbreiten, denn das Blut wirkt raumfordernd. Da es für das Gehirn keine Möglichkeit gibt, auszuweichen, steigt im Schädel-Inneren der Druck.

Welche Symptome treten dann auf?

Häufig kommt es zur Eintrübung des Bewusstseins, in schweren Fällen fällt der Patient ins Koma. Bei Hirn-Verletzungen nach einem Unfall kann es – wie bei Michael Schumacher – durchaus ein sogenanntes freies Intervall geben: Der Patient ist zunächst bei Bewusstsein, trübt dann aber rasch ein. Weitere Anzeichen sind neurologische Ausfälle wie eine halbseitige Lähmung sowie Sprach- und Sehstörungen. Es können aber auch unspezifische Symptome wie Wesensveränderungen, extreme Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auftreten.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Im Notfall machen wir immer eine Computer-Tomografie (CT) des Kopfes. Für die genauere Lokalisation und Bestimmung der Ursache werden eine Magnetresonanz-Tomografie (MRT) und/oder eine Gefäßdarstellung (Angiografie) durchgeführt.

Welche Behandlungen sind notwendig?

Wenn ein deutlich erhöhter Hirndruck anzunehmen ist, muss das Gehirn mittels Operation entlastet werden. Wenn wir die Möglichkeit haben, entfernen wir dabei das Hämatom. Zusätzlich wird in der Regel eine Druckmessung implantiert. Mit Infusionen kann der Hirndruck ebenfalls gesenkt werden. Fast alle Patienten werden auf der Intensiv-Station überwacht und behandelt, da häufig zusätzlich eine Beatmung notwendig ist.

Wovon hängt es ab, ob der Patient wieder ganz gesund wird?

Erstens von der Region, in der die Blutung auftritt. Im Hirnstamm-Bereich können bereits kleinere Blutungen tödlich sein. In anderen Regionen des Gehirns können Patienten selbst größere Blutungen langfristig unbeschadet überstehen. Zweitens spielt der Zeitfaktor eine wichtige Rolle. Gerade nach Unfällen muss sofort etwas unternommen werden, wenn der Verdacht darauf besteht, dass der Druck im Gehirn zu groß ist.

Michael Schumacher erlitt schwere Hirnblutungen
Michael Schumacher erlitt bei einem Skiunfall schwere Hirnblutungen und Kopfverletzungen Foto: Corbis

Der Promi-Fall Schumacher

In den französischen Alpen geschah der folgenschwere Unfall: Der Formel-1-Weltmeister prallte bei einem Ski-Ausflug mit dem Kopf so heftig gegen einen Felsen, dass sogar sein Helm brach. In den ersten Minuten soll er noch ansprechbar gewesen sein.

Nach der raschen Erstversorgung wurde Schumacher mit dem Helikopter in die Klinik gebracht. Die schreckliche Diagnose: Blutungen im Gehirn. Der Kampf um sein Leben begann. Auf der Intensivstation der Universitätsklinik Grenoble (Frankreich) wurde er rund um die Uhr überwacht. Aufgrund des Druck-Anstiegs im Gehirn entschieden sich die Ärzte, ihn ins künstliche Koma zu versetzen und einen Bluterguss durch eine OP zu entfernen. Und sein Körper wurde auf 34 bis 35 Grad heruntergekühlt, damit der Druck auf das Gehirn nachlässt. Bei einem zweiten chirurgischen Eingriff wurde ein Teil der Schädel-Decke geöffnet. Auch das kann den Druck weiter vermindern und bringt wertvolle Zeit für die Behandlung. Doch das große Problem: Es gibt noch diffuse Blutergüsse, die nicht so einfach behandelt werden können. Mittlerweile ist Michael Schumacher aus dem Koma erwacht und wird an einem unbekanntem Ort in einer Reha-Klinik behandelt.