Wespenstich-Allergie erkennen und richtig handeln

Bei einer Wespenstich-Allergie ist im Falle eines Stichs schnelles Handeln essenziell. Denn die allergische Reaktion auf den Wespenstich kann bei Betroffenen so ausarten, dass ihr Leben in Gefahr ist. Wie man im Notfall richtig handelt.

Eine Wespe krabbelt auf einem Finger
Wespenstiche können bei Menschen mit Wespenstich-Allergie zum allergischen Schock führen Foto: iStock/diephosi

Kaffeenachmittage und Grillabende auf der Terrasse im Spätsommer können für Menschen mit einer Wespenstich-Allergie in Stress ausarten. Anstatt sich entspannt zurückzulehnen, müssen sie stets auf der Hut vor den Wespen sein, die in Scharen um den gedeckten Tisch surren. Denn bereits ein Stich kann für sie lebensbedrohlich werden.

Wespenstich-Allergie: Symptome

Nach einem Wespenstich müssen die allergischen Reaktionen nicht immer lebensgefährlich sein – in diesem Fall sind die „normalen“ Folgen des Stichs, also Schwellung, Rötung, Schmerzen und Juckreiz, lediglich stärker ausgeprägt als bei Nicht-Allergiker:innen. Die Schwellung ist dann beispielsweise größer als zehn Zentimeter und bleibt länger als 24 Stunden bestehen.

Breitet sich die Reaktion von der Einstichstelle weg auf weitere Bereiche des Körpers aus, spricht man von einer anaphylaktischen Reaktion.

Diese zeigt sich durch folgende Symptome:

  • Rötungen und Quaddeln (teils auf den ganzen Körper ausgebreitet)

  • Schwellungen im Gesicht, zum Beispiel der Lippen

  • Jucken (Fußsohlen, Handflächen, Genitalbereich)

  • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Krämpfe

  • Kribbeln im Mund und Rachen

  • Fließschnupfen

  • Schwindel

  • unbestimmtes Angstgefühl

  • Plötzlicher Husten und Heiserkeit

  • Pfeifende Atmung

  • Atemnot

  • Blutdruckabfall

  • Bewusstlosigkeit

Allergischer Schock durch Wespenstich

Ein Wespenstich kann zu einem anaphylaktischen Schock (Anaphylaxie) führen und gehört bei Erwachsenen sogar zu den häufigsten Auslösern eines solchen Allergieschocks. Dieser ist die schwerste Form der allergischen Reaktion. Dabei sind immer mindestens zwei Organsysteme beteiligt (zum Beispiel Lunge und Haut oder Lunge und Magen-Darm-Trakt).

Bei einer solch heftigen Reaktion verschlechtert sich der Allgemeinzustand der Betroffenen schnell und im schlimmsten Fall droht ein Herz-Kreislauf-Stillstand. Zudem können Hals- und Rachenraum der Betroffenen zuschwellen, es droht Erstickungsgefahr. Darum ist schnelles Handeln im Akutfall lebensnotwendig.

Da sich eine Anaphylaxie nicht immer durch die gleichen Symptome zeigt, raten Mediziner:innen bei allen allergischen Reaktionen, die über eine lokale Reaktion an der Einstichstelle hinausgehen, vorsichtshalber den Notruf abzusetzen.

Wespenallergie: Test

Wer nach einem Insektenstich allergisch reagiert hat und sich nicht sicher ist, ob es sich bei dem Allergieauslöser um den Stich einer Wespe gehandelt hat, kann einen Test auf eine Wespenallergie durchführen lassen. Dazu sollte man sich zunächst an seine:n Hausärzt:in wenden. Einige Allgemeinmediziner:innen führen die Tests selbst durch, andere verweisen etwa an Allergolog:innen oder Hautärzt:innen. Der Test auf die Wespenallergie kann auf zwei unterschiedliche Arten durchgeführt werden:

  • Bluttest: Nach der Blutentnahme wird im Labor geprüft, ob das Blut bereits Antikörper auf Wespengift enthält.

  • Hauttest: Beim sogenannten Pricktest wird ein wenig Wespengift auf die Haut am Unterarm geträufelt – an dieser Stelle wird die Haut anschließend etwas eingeritzt, damit das Gift in den Körper eindringen kann. Dann wird beobachtet, ob sich am Unterarm eine lokale Reaktion auf das Wespengift zeigt.

Achtung: Beide Tests sollten frühestens zwei Wochen nach dem Insektenstich durchgeführt werden, damit der Körper genug Zeit hat, nachweisbare Antikörper zu produzieren.

Was tun, wenn ich auf einen Wespenstich allergisch reagiert habe?

Wer eine diagnostizierte Wespenallergie hat, sollte in den Sommermonaten immer ein Notfallset bei sich tragen und mit den darin enthaltenen Hilfsmitteln bestens vertraut sein, um im Akutfall schnell handeln zu können. Dasselbe gilt für Angehörige und Betreuungspersonen.

Wespenallergie-Notfallset: Das ist drin

Das Allergie-Notfallset ist verschreibungspflichtig; das Rezept wird von dem:der behandelnden Fachärzt:in ausgestellt. Solch ein Notfallset sollte bereits nach der ersten allergischen Reaktion auf einen Wespenstich verschrieben werden, auch wenn diese noch leicht verlaufen ist. Denn häufig zeigt sich das Ausmaß der Allergie erst nach weiteren Stichen. Das Set enthält Medikamente, die Blutdruck und Kreislauf im Notfall stabilisieren und die allergische Reaktion auf den Wespenstich lindern. Folgende Medikamente sind im Notfallset enthalten:

  • Adrenalinspritze: Der sogenannte Adrenalin-Autoinjektor kann für Wespenallergiker:innen im Notfall lebensrettend sein. Denn anders als die anderen Arzneimittel im Set wirkt er sofort. Der Wirkstoff Adrenalin sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen; so kann ein Blutdruckabfall innerhalb von Minuten gestoppt werden, Blutdruck und Kreislauf stabilisieren sich.

  • Antihistaminikum: Sogenannte Antihistaminika hemmen die Wirkung des Botenstoffs Histamin, der bei einer allergischen Reaktion entzündliche Prozesse im Körper auslöst. Die „Überreaktion“ des Organismus auf den Wespenstich wird dadurch gelindert, Symptome wie Schwellungen gehen zurück.

  • Cortison: Auch Cortison „drosselt“ das Immunsystem und wirkt abschwellend.

  • Asthmaspray: Dieses Medikament ist nur bei Asthmatiker:innen im Notfallset enthalten und wirkt bei einer allergischen Reaktion einer auftretenden Atemnot entgegen.

Insbesondere die Anwendung des Adrenalin-Autoinjektors sollte vorher geübt werden. Die Geräte wurden speziell für Laien entwickelt und sind ganz einfach zu handhaben. Doch es ist wichtig, im Notfall mit der Bedienung vertraut zu sein, da schnelles Handeln bei einem anaphylaktischen Schock lebensrettend sein kann. Die Anwendung kann im Vorfeld mit einem speziellen Trainingsgerät geübt werden – dieses funktioniert wie ein echter Adrenalin-Pen, nur ohne Nadel und Wirkstoff.

Allergische Reaktion auf Wespenstich: Das Vorgehen im Notfall

Für das richtige Vorgehen im Notfall hat der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) einen Notfallplan erstellt. Dieser enthält wichtige Informationen zu den Medikamenten der jeweiligen Patient:innen (von den behandelnden Ärzt:innen ausgefüllt) und gibt schrittweise Anweisungen, was im Akutfall zu tun ist. Diese Schritte sind im Notfallplan enthalten:

Bei beginnender Reaktion (Rötungen und Quaddeln, Schwellungen im Gesicht, Jucken, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Kribbeln im Mundraum, Fließschnupfen, Schwindel, Angst):

  • Notruf absetzen und bei dem:der Patient:in bleiben

  • Antihistaminikum und Cortison verabreichen

Bei Anzeichen einer schweren Reaktion (Husten und Heiserkeit, pfeifende Atmung, Atemnot, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit):

  • Adrenalin-Autoinjektor seitlich in den Oberschenkelmuskel verabreichen

  • Patient:in richtig lagern: Hinsetzen (bei Atemnot), hinlegen (bei Kreislaufbeschwerden) oder stabile Seitenlage (bei Bewusstlosigkeit)

  • Bei Atemnot gegebenenfalls Asthmaspray verabreichen

  • Notruf absetzen

  • Notfallkontakt verständigen (ist im Notfallplan eingetragen)

  • Antihistaminikum und Kortison verabreichen

  • Bei Herzstillstand mit Herzdruckmassage beginnen

Hier können Sie den Anaphylaxie-Notfallplan des DAAB herunterladen. DAAB-Mitglieder bekommen den Plan als Poster auf E-Mail-Anfrage zugeschickt.

Wespenstich-Allergie: Behandlung für eine langfristige Besserung

Abgesehen von der Akutbehandlung mit dem Notfallset direkt nach einer allergischen Reaktion gibt es auch eine langfristige Behandlung gegen die Wespenallergie: die Hyposensibilisierung, auch spezifische Immuntherapie (SIT) genannt. Sie ist sehr effektiv, nach der Durchführung sinkt das Risiko einer anaphylaktischen Reaktion bei schweren Wespenallergiker:innen auf zehn Prozent.

Bei der Hyposensibilisierung wird das Immunsystem langsam an das Allergen im Wespengift gewöhnt, damit es künftig nicht mehr „überreagiert“, wenn es mit dem Stoff in Berührung kommt.

Dazu werden den Betroffenen wiederholt geringe Dosen Wespengift injiziert, und das über mehrere Jahre. In der ersten Phase, die etwa eine Woche dauert, erfolgen die Spritzen in kurzen Zeitabständen (zunächst mehrmals täglich, dann mit immer größerem Abstand) – in dieser Zeit (Einleitungsphase) bleiben die Patient:innen zur Beobachtung im Krankenhaus. Anschließend (Erhaltungsphase) erfolgen die Injektionen nur noch monatlich.

Für Menschen, die eine starke Allergie gegen Wespenstiche haben, kann eine solche Hyposensibilisierung eine große Erleichterung bedeuten. Nach Abschluss der Therapie müssen sie sehr viel weniger Angst vor einem allergischen Schock haben – und falls dennoch eine anaphylaktische Reaktion auftritt, fällt diese in der Regel deutlich milder aus.

So ist auch eine Wespenstich-Allergie durchaus gut behandelbar – wichtig dabei ist, dass die Betroffenen auf eventuelle Notfälle jederzeit gut vorbereitet sind.