Wenn Kinder den Stuhlgang zurückhalten
Was sind die Gründe für ein Toilettenverweigerungssyndrom und wie kann betroffenen Kindern geholfen werden? Wer ist in solchen Fällen der richtige Ansprechpartner –Kinderarzt, Kindergastroenterologe oder Kinderpsychiater?
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Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan
Kürzlich sorgte ein Fall von Toilettenverweigerung für Aufsehen: Ein – mutmaßlich – autistisches Mädchen hatte über acht Wochen den Stuhlgang zurückgehalten und war in Folge an Herzversagen gestorben. Durch die massiven Stuhlmassen im Bauch waren alle Organe weit nach oben gedrückt worden und hatten so am Ende zu einem Herzversagen geführt – das Herz war quasi „abgedrückt“ worden. So lautete zumindest die vorläufige Erklärung für diesen dramatischen Todesfall. Dies ist sicherlich ein besonders schwerer und außergewöhnlicher Fall.
Dass Kinder den Stuhlgang zurückhalten, ist aber gar nicht mal so selten. Oft sind die Kinder bereits längere Zeit ohne Windel ausgekommen, Pipi machen sie meist ohne Probleme auf der Toilette, aber für den Stuhlgang fordern sie eine Windel ein. Es gibt auch Fälle, da waren die Kinder nie oder nur wenige Male auf der Toilette.
Schmerzender Stuhlgang: Verstopfung als Ursache für Toilettenverweigerung
Die sogenannte Toilettenverweigerung unterscheidet man grob zunächst in Fälle, bei denen eine starke Obstipation (Verstopfung) vorliegt und in Fälle ohne. Es gibt Kinder, die den Stuhlgang aufgrund einer Obstipation absichtlich zurückhalten und die Toilette meiden. Der Stuhlgang ist hart und schmerzhaft und wird darum so lange wie möglich hinausgezögert, wodurch der Stuhl aber nur noch härter wird – ein Teufelskreis entsteht.
Diesen Kindern muss mit stuhlaufweichenden Medikamenten und Toilettentraining geholfen werden. Der Stuhl wird langsam breiig-weich gemacht, so dass die Defäkation (der Stuhlgang) nicht mehr weh tut und die Kinder werden nach den drei Hauptmahlzeiten auf die Toilette gesetzt.
So funktioniert Toilettentraining gegen Stuhlgang zurückhalten
Beim Toilettentraining wird ausgenutzt, dass die Defäkation nach den Mahlzeiten in der Regel leichter ist.
Wichtig ist dabei, dass die Kinder ganz in Ruhe auf der Toilette sitzen, die Beine sollten nicht frei baumeln, sondern auf einem Höckerchen aufgestellt werden und die Kinder ohne Druck von außen fünf bis zehn Minuten dort verbringen.
Es kommt nicht darauf an, dass immer ein Stuhlgang erfolgt, die Kinder dürfen in der Zeit etwas angenehmes machen – lesen, ein Hörbuch hören, malen, was immer ihnen Freude bereitet.
Es ist nur wichtig, dass die Toilette, bzw. der Stuhlgang langsam vom negativen Image und der damit verbundenen Angst befreit wird. Oft kommt es schon nach kurzer Zeit zu einer Normalisierung.
Welcher Arzt hilft, wenn Kinder den Stuhlgang zurückhalten?

Bei einigen Kindern kann bereits durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr (wichtiger Teil der Obstipationstherapie!) und Toilettentraining ein Erfolg erzielt werden.

Hat man den Teufelskreis durchbrochen, sollten die Maßnahmen noch über mindestens sechs Monate fortgeführt werden, um Rückfälle zu vermeiden. Liegt keine Obstipation vor, sollte ebenfalls ein Toilettentraining erfolgen, und das Kind genau befragt werden, was es vom Toilettengang abhält. Manchen Kindern ist die Toilette unheimlich, so dass sie aus Angst den Stuhlgang zurückhalten, oder der Sitz ist ihnen zu unbequem – es gibt Fälle, die lassen sich einfach lösen.
Stuhlaufweichende Mittel sollten nicht gegeben werden. Sie machen das Problem meistens nur schlimmer.
In beiden Fällen gilt: Der erste Gang sollte zum Kinderarzt führen. Er schaut sich das Kind genau an, untersucht den Bauch und auch die Genitalregion. Gibt es dort vielleicht vom harten Stuhl schmerzhafte Einrisse? Ist die Analregion gerötet? Hat der Kinderarzt sich das Problem genau angehört, die genannten Untersuchungen veranlasst und erste Maßnahmen haben nicht zum Erfolg geführt, sollte ein Kindergastroenterologe (Spezialist für kindliche Magen-Darm-Erkrankungen) hinzugezogen werden. In einigen Fällen liegt auch eine kinderpsychiatrische Problematik – zumindest begleitend – vor. Dann ist es sinnvoll, interdisziplinär zusammenzuarbeiten, um dem Kind bestmöglich zu helfen.
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