Welcher Puls ist gefährlich? Diese Werte sind kritisch
Wenn das Herz schneller schlägt oder plötzlich Schwindel oder Müdigkeit auftreten, weiß man, dass der Puls womöglich zu hoch oder zu niedrig ist. Aber ab welchen Werten sollte man zum Arzt? Welcher Puls ist gefährlich?
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Der Puls unterliegt natürlichen Schwankungen: Morgens ist der Puls höher als abends, bei Hitze klettert er um einige Schläge pro Minute nach oben. Auch äußere Faktoren wie Stress, Alkoholkonsum und das Gewicht haben Auswirkungen auf den Blutkreislauf. Gesundheitlich bedenklich ist es nicht, wenn der Puls für kurze Zeit vom Normbereich abweicht. Ein zu hoher oder zu niedriger Puls kann jedoch das Herz auf Dauer schädigen und Zeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein. Doch welcher Puls ist gefährlich?

Was ist der Puls?
Der Puls beschreibt die durch den Herzschlag entstehende Druckwelle in den Arterien. Das Herz zieht sich zusammen und befördert so Blut in den Kreislauf. Das einströmende Blut weitet die Gefäße. Am deutlichsten spürbar ist der Puls am linken Handgelenk unterhalb des Daumens sowie am Hals, seitlich neben dem Kehlkopf. Dort lässt sich der Puls leicht messen: Mit Zeige- und Mittelfinger an den beschriebenen Stellen 30 Sekunden lang die Schläge zählen. Den Wert anschließend verdoppeln – das ergibt den Puls pro Minute.
Einfluss auf den Puls nimmt unter anderem die Leistungsfähigkeit der linken Herzkammer und der Herzklappen. Ein dauerhaft zu schneller oder zu langsamer Puls kann daher mitunter auf akute und chronische Herzerkrankungen hinweisen, wenn die Veränderungen nicht auf eine konkrete Ursache zurückgeführt werden können.
Welcher Puls ist normal?
Bei körperlicher Betätigung, Aufregung und Stress steigt der Puls naturgemäß an. Im Ruhezustand pendelt er sich dann wieder auf Normalniveau ein. Entsprechend unterscheidet man zwischen dem Ruhepuls und dem Belastungspuls.
Wie oft das Herz pro Minute schlägt, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ein großer Einflussfaktor ist das Alter. So haben Kleinkinder einen wesentlich höheren Puls als Erwachsene, da ihr Herz kleiner ist. Damit der Körper mit ausreichend Blut versorgt wird, muss das Herz mehr arbeiten. Im Alter hingegen steigt der Ruhepuls aufgrund von Verschleißerscheinungen in den Arterien an.
Daneben gibt es auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Frauen haben ein kleineres Herz als Männer und weisen daher in der Regel etwas höhere Pulswerte auf. In der Schwangerschaft steigt der Puls an – denn die Blutmenge im Körper nimmt um bis zu 50 Prozent zu, sodass das Herz schneller und stärker schlagen muss, um den Blutkreislauf aufrechtzuerhalten.
Unabhängig vom Alter und Geschlecht gilt bei gesunden Erwachsenen ein Ruhepuls zwischen 60 und 70 als normal.
Welche Puls ist gefährlich?
Starke Abweichungen von diesen Werten nach oben hin können gefährlich werden, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben oder immer wieder ohne erkenntlichen Grund auftreten. Ab einem Puls von 100 Schlägen pro Minute sprechen Mediziner:innen von einer Tachykardie.
Es gibt eine Reihe von Ursachen, die hinter einem erhöhten Puls stecken können:
Hormonelle Veränderungen (z.B. in der Schwangerschaft)
Niedriger Blutdruck
Blutarmut
Fieber
Lungenentzündung
Schilddrüsenüberfunktion
Stress
Übergewicht
starker Alkohol-, Koffein- und Tabakkonsum
Auch wenn der erhöhte Puls auf Ursachen zurückgeht, die harmlos erscheinen, kann er dennoch ernste Folgen haben. Auf Dauer stellt der hohe Puls eine enorme Belastung für das Herz-Kreislauf-System dar und kann sogar zu einer Herzschwäche (Herzinsuffizienz) führen.
Zu hoher Puls durch Herzerkrankung
Möglich ist aber auch der umgekehrte Fall: Eine Herzerkrankung wie etwa eine Herzrhythmusstörung kann verantwortlich dafür sein, dass der Puls in die Höhe schnellt. So ist etwa plötzliches Herzrasen mit über 130 Schlägen pro Minute, besonders in Verbindung mit Herzstolpern, ein Anzeichen für Vorhofflimmern, einer speziellen Form der Herzrhythmusstörung.
Die beiden Vorhöfe haben die Aufgabe, die Herzkammern mit Blut zu füllen, welches anschließend über die Aorta in die Arterien gepumpt wird. Normalerweise schlagen die Vorhöfe und die beiden Herzkammern im gleichen Takt. Bei Vorhofflimmern ist der Herzrhythmus unregelmäßig, weil die Vorhöfe unkontrolliert schlagen – sie flimmern. Das kann unter anderem dazu führen, dass sich das Blut staut und verklumpt, was das Risiko für einen Schlaganfall extrem erhöht, wenn das Vorhofflimmern nicht behandelt wird.
Aus Vorhofflimmern kann sich auch eine Herzschwäche entwickeln, die ebenfalls den Puls chronisch erhöht: Wenn die Pumpleistung des Herzens abnimmt, wenn also mit jedem Schlag weniger Blut in die Arterien befördert wird, muss das Herz häufiger schlagen. Neben Vorhofflimmern können auch eine Herzmuskelentzündung – z.B. infolge eines verschleppten Infekts –, ein Herzinfarkt und die Koronare Herzkrankheit (KHK) in einer Herzschwäche münden.
Welcher Puls beim Sport ist gefährlich?
Es ist eine normale Reaktion des Körpers, dass das Herz bei körperlicher Belastung schneller schlägt. Das Herz muss Mehrarbeit leisten, weil die Muskeln unter Anstrengung mehr Sauerstoff benötigen. Wie hoch der Puls maximal sein sollte, ist individuell unterschiedlich. Als grobe Orientierung gibt es folgende Formel für (gesunde, nicht vorerkrankte) Männer und Frauen:
Maximalpuls bei Männern: 220 minus Lebensalter
Maximalpuls bei Frauen: 226 minus Lebensalter
Eine 50-jährige Frau sollte demnach beim Sport einen Maximalpuls von 176 haben, bei einem 30-jährigen Mann kann der Puls auf bis zu 190 Schläge pro Minute ansteigen. Allerdings ist es für gesunde Menschen – ganz gleich, ob Mann oder Frau – unbedenklich, wenn der Puls während eines intensiven Trainings Werte von über 200 knackt. Der Körper signalisiert rechtzeitig, dass er nicht mehr kann und verhindert so, dass das Herz übermäßig belastet wird.
Gefährlich sind derartige Pulsspitzen nur für vorerkrankte Menschen, die z.B. eine Herzerkrankung oder Diabetes haben. Dann drohen Durchblutungsstörungen, Herzrhythmusstörungen oder eine lebensbedrohliche Unterzuckerung. Darum müssen Betroffene beim Sport ihren Puls regelmäßig kontrollieren. Welche Werte maximal erreicht werden dürfen und welche Sportarten erlaubt sind, sollte immer mit dem behandelnden Arzt bzw. der Ärztin besprochen werden.
Welcher Ruhepuls ist gefährlich niedrig?
Nicht nur ein zu hoher Puls kann gefährlich werden, sondern auch zu niedrige Werte. Fällt der Puls unter 60 Schläge pro Minute, handelt es sich um eine Bradykardie, einen verlangsamten Herzschlag. Dieser muss nicht unbedingt einen Krankheitswert haben. Das gilt vor allem für Leistungssportler:innen, die häufig einen Ruhepuls von 40 bis 60 Schläge pro Minute haben. Das liegt daran, dass das Herz durch Kraft- und Ausdauertraining größer wird, sodass es pro Schlag mehr Blut in den Körper transportieren kann. Die stärkere Pumpleistung ermöglicht somit eine niedrigere Herzfrequenz.
Menschen, die keinen oder kaum Sport treiben, sollten sich jedoch ärztlich untersuchen lassen, wenn sie über einen längeren Zeitraum niedrige Pulswerte bei sich bemerken. Ist der Puls permanent unter 60 Schlägen pro Minute, ist die Blut- und Sauerstoffversorgung des Körpers gestört. Selbst bei leichter körperlicher Anstrengung leiden Betroffene unter Atemnot, Schwindel und Müdigkeit.
Eine mögliche Ursache ist auch hier eine Herzerkrankung. Aber auch eine Schilddrüsenunterfunktion, Medikamentenüberdosierung und ein Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt können eine Bradykardie hervorrufen.
Bei welchem Puls sollte man zum Arzt?
Ein Gang zum Arzt bzw. zur Ärztin ist immer notwendig, wenn der Puls über längeren Zeitraum verändert ist. Sowohl zu hohe als auch zu niedrige Werte sollten abgeklärt werden, da verschiedene Erkrankungen als Ursachen in Frage kommen. Aufmerksam sollte man auch werden, wenn der Puls ohne erkennbaren Auslöser anfallsartig in die Höhe schnellt – das ist mitunter ein Anzeichen für akutes Vorhofflimmern, das eine schnelle Behandlung bedarf. Auch wenn sich der Puls wieder von alleine normalisiert, ist eine ärztliche Untersuchung wichtig, da Vorhofflimmern chronisch werden und das Herz schwächen kann.
Bei einem Puls von über 100 in Verbindung mit Schwindel, Atemnot, Übelkeit, ziehenden Schmerzen im Arm und/oder Brustschmerzen sollte umgehend der Notarzt gerufen werden. Diese Symptome weisen nämlich unter anderem auf einen Herzinfarkt, eine Lungenentzündung oder eine Lungenembolie hin.
Zu hoher oder niedriger Puls – was tun?
Ist eine Erkrankung Auslöser eines zu niedrigen oder hohen Pulses, muss diese behandelt werden, damit sich der Blutkreislauf reguliert. Vor allem in Verbindung mit Herzerkrankungen kommen häufig Antiarrhythmika oder Betablocker zum Einsatz. Eine Bradykardie muss aber nicht immer behandelt werden, wenn sie weder krankheitsbedingt ist noch Symptome verursacht. Erst ab Werten unter 40 wird eine medikamentöse Behandlung notwendig.
Um ihren Puls zu erhöhen, können es Betroffene mit Hausmitteln probieren: Zitrusfrüchte, Rosmarin, Süßholzwurzel und Chili bringen den Kreislauf in Schwung, ebenso wie Wechselduschen und Bewegung.
Zu hohe Pulswerte bedürfen hingegen meist eine Änderung des Lebensstils: Betroffene können sich selbst behelfen, indem sie
konsequent auf Alkohol und Zigaretten verzichten,
ihren Koffeinkonsum reduzieren,
Übergewicht abbauen,
regelmäßig Ausdauersport (Joggen, Fahrradfahren, Schwimmen) treiben und
Entspannungsmethoden wie Yoga oder Meditation in ihren Alltag integrieren.
Doch bevor Maßnahmen ergriffen werden, sollte immer zunächst ein Arztbesuch erfolgen, um die Ursache für die zu hohen oder zu niedrigen Pulswerte zu ergründen. Im Gespräch mit dem Arzt bzw. der Ärztin kann zudem die Frage geklärt werden, welcher Puls im individuellen Fall gefährlich ist.
Quellen:
Wie hoch sollte der Puls gehen?, in: spektrum.de
Herzschwäche, in: dzhk.de (Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.)
Herzrhythmusstörungen, in: ebd.