Welche Verhütung bei Ejaculatio praecox?

Aus der Serie: Das große Verhütungs-Spezial

Unser Experte für Männergesundheit, Prof. Dr. Sommer, verrät im Interview, welche Verhütungsmethoden sich für Männer mit häufigem vorzeitigen Samenerguss und ihre Partnerinnen am besten eignen.

Welche Verhütungsmethode empfehlen Sie, wenn ein Mann meistens oder immer einen vorzeitigen Samenerguss hat?

Mittlerweile gibt es Kondome, die mit einer anästhesierenden (leicht betäubenden) Substanz von innen bestrichen sind. Dadurch nimmt die Sensibilität der Eichel des Mannes ab. Diese Verhütungsmethode empfehle ich Männern mit vorzeitigem Samenerguss, wenn wir bei der Untersuchung festgestellt haben, dass die Ursache eine sogenannte Hypersensibilität ist. In diesem Fall ist der Mann sehr empfindlich, sodass der Ejakulationsreflex zu früh ausgelöst wird.
 Liegen andere Ursachen für die verfrühte Ejakulation vor, kann der Mann sich ebenso gut für eine andere Verhütungsmethode entscheiden, da andere therapeutische Maßnahmen zum Herauszögern der Ejakulation ergriffen werden.

Vorzeitiger Samenerguss kann eine Vielzahl von Ursachen haben. Spezielle Kondome helfen dabei, den vorzeitigen Samenerguss zu verzögern Foto: Fotolia

Für vorzeitigen Samenerguss kann ein gestörter Serotoninhaushalt die Ursache sein – ist das in Ihrer Männersprechstunde häufig ein Thema?

Bei den Männern, die unsere Sprechstunde wegen eines vorzeitigen Samenergusses aufsuchen, ist dies nur selten die Ursache.
Wir sehen häufiger Männer mit einer Übersensibilität (Hypersensibilität) der Eichel.
 Darüber hinaus können auch Stoffwechselstörungen wie beispielsweise Schilddrüsenstörungen oder Störungen im Hormonhaushalt Ursache für einen vorzeitigen Samenerguss sein.

Sollte man bei Ejaculatio praecox am besten mit Kondom verhüten? Welche Kondome sind dann am besten geeignet?

Experte Prof. Sommer: "Kombinationstherapien sind langfristig am erfolgversprechendsten. Sie führen oftmals sogar dazu, dass Männer, bei denen es vor der Therapie nach wenigen Sekunden teils noch vor dem Penetrieren zur Ejakulation kam, im Anschluss mehrere Minuten in der Lage sind, Sexualität zu erleben und ihre Partnerin zum Höhepunkt zu bringen." Foto: privat

Liegt eine Hypersensibilität der Eichel vor, sind am besten Kondome geeignet, die mittels einer Beschichtung die Sensibilität der Eichel herabsetzen. 
Eine andere Möglichkeit besteht in der Verwendung betäubender Cremes, die vom Arzt verschrieben werden.
 Damit es nicht zu einer Übertragung dieser Cremes auf die Partnerin kommt und diese dann auch weniger sensibel ist, sollte der Mann nach Applizierung dieser Cremes ebenfalls Kondome verwenden. Ist die Ursache nicht eine Hypersensibilität, kann das Paar ebenso zu jeder anderen Verhütungsmethode greifen, da der Facharzt in diesem Fall andere Therapieoptionen wählt.

Es hält sich das Gerücht, man könne vorzeitige Ejakulationen durch Verwenden mehrerer Kondome übereinander verhindern – was sagen Sie dazu?

Bei einigen Männern führt eine Reduzierung der mechanischen Reize über die Eichel zu einem längeren Herauszögern des Ejakulationsreflexes.
 Die Verwendung mehrerer Kondome übereinander ist in diesem Fall eine mögliche Option.
 Allerdings sollte der Mann dabei darauf achten, dass der Blutrückfluss hierdurch nicht zu stark behindert wird.
 Ist dies der Fall, sollte er die Kondome nicht länger als 30 Minuten verwenden und danach abziehen, damit ein entsprechender Blutabfluss und dann wieder auch ein Einfluss in den Schwellkörper gewährleistet wird.
 


Wenn ein Paar nicht mit Kondomen verhütet: Haben Salben oder Tabletten gegen vorzeitigen Samenerguss Nebenwirkungen, die auch Frauen betreffen können?

Alle Medikamente, die wie beispielsweise Salben oberflächlich aufgetragen werden, können auch auf die Partnerin übertragen werden und dementsprechend die Frau betreffen.
 Das gilt sowohl für die meisten Hormone als auch für entsprechende Cremes, die zu einer Betäubung der Eichel führen. Um die Sensibilität der Partnerin nicht herabzusetzen, sollte nach der Applikation betäubender Salben ein Kondom verwendet werden. Die Einnahme von Tabletten hat hingegen keine direkte Nebenwirkungen für die Partnerin.

Im Interview: Prof. Dr. med. Frank Sommer

Universitätsprofessor für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V
Urologe, Androloge und Sportmediziner
Webseite: www.maennergesundheit.info