Welche Ursachen können Muskelschmerzen haben?
- Überblick
- Ursachen
- Symptome
- Diagnose
- Behandlung
- Vorbeugung
Muskelschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören Sportverletzungen, entzündliche und nicht-entzündliche Erkrankungen aber auch Krankheiten, die die Muskeln nur indirekt beeinflussen.
Sportverletzungen gehören zu den Muskelschmerzen-Ursachen
Muskelkater: Ein Muskelkater ist genau genommen keine Erkrankung, sondern ein Symptom, das durch Überbelastung der Muskeln entstanden ist. Ein Muskelkater gehört zu den häufigsten Ursachen für Muskelschmerzen. Sportmediziner gehen davon aus, dass außergewöhnlich intensive Belastungen die Muskulatur derart überfordern, dass Bestandteile der Myofibrillen beschädigt werden. Auf Sarkomer-Ebene nehmen dabei vor allem die Z-Streifen bei überlastenden Aktivitäten Schaden, da sie als schwächstes Glied innerhalb des Sarkomers gelten. Die so entstandenen Mikroverletzungen führen zu einer Entzündungsreaktion des Körpers und damit zu den klassischen Symptomen eines Muskelkaters. Diese sind Muskelschmerzen bei Bewegung und äußerlichem Druck sowie eine erhöhte Muskelspannung in den betroffenen Muskeln, die viele Menschen als Steifheit umschreiben. Dabei sollte jedoch betont werden, dass ein Muskelkater nicht schädlich für den Körper ist. Wenn er nach einem sauber ausgeführten Training auftritt, ist er Zeichen einer gesunden Muskulatur und verschwindet nach einigen tagen von selbst wieder.

Muskelriss/Muskelfaserriss: Diese Verletzung der Muskelfasern, häufig an der Wade oder am Oberschenkel, kann zu besonders starken Muskelschmerzen führen. Dabei reißen mehrere oder alle Muskelfasern eines Faserbündels. Bei einem Muskelriss reißt der komplette Muskel ein. Beide Fälle können eine operative Behandlung erfordern. Betroffene müssen nach der Verletzung lange Schonzeiten einhalten.
Prellungen, Zerrungen, Verstauchungen: Alle drei Verletzungsarten können sehr schmerzhaft sein, sind aber normalerweise harmlos. Eine Prellung entsteht durch einen stumpfen Schlag oder Stoß auf das Muskelgewebe. Dabei werden die kleinsten Blutgefäße (Kapillaren) im Muskel zerstört und das Blut ergießt sich ins freie Gewebe. Diese Verletzung ist von außen als Hämatom (Bluterguss) sichtbar. Es kann außerdem zu Schwellungen kommen. Zerrungen entstehen durch eine Überbeanspruchung des Muskels, etwa bei einem plötzlichen Sprint, wenn zuvor der Muskel nicht ausreichend aufgewärmt wurde oder durch eine plötzliche ungewohnte Bewegung. Die meisten Zerrungen treten am Oberschenkel und in der Wade auf. Die Symptome sind ähnlich wie bei Prellungen Blutergüsse und Schwellungen.
Verstauchungen (Distorsionen) entstehen durch eine Überdehnung eines Muskels, klassisch ist dabei das Umknicken mit dem Fuß. Dadurch kommt es am Sprunggelenk zu Verletzungen der Fasern im Kapsel-Band-Apparat. Verstauchungen treten außerdem häufig am Handgelenk oder Knie auf.
Muskelschmerzen-Ursachen: Entzündliche Muskelerkrankungen

Muskelentzündungen (Myositis): Eine Myositis entsteht meist durch bakterielle Erreger, die nach einer nicht ausgeheilten Verletzung oder Überlastung ins Gewebe eingedrungen sind. Die Folge sind mitunter starke Schmerzen. Am häufigsten betroffen sind die Arme und die Beine. Auch Viren können der Auslöser einer Myositis sein. Typisch ist dabei das Coxsackie-B-Virus. Manchmal ist es aber auch der eigene Körper, der unsere Nerven attackiert zu heftigen Muskelschmerzen führen kann. Das ist der Fall bei Autoimmunerkrankungen wie Polymyalgie rheumatica oder Dermatomyositis.
Auch nicht-entzündliche Muskelerkrankungen können eine Ursache für Muskelschmerzen sein
Muskelschmerzen, die ohne eine Entzündung verlaufen, werden vor allem durch Muskeldystrophien, Fibromyalgien und Schilddrüsenerkrankungen verursacht.
Muskeldystrophien (Muskelschwund): Hierbei handelt es sich um einen Überbegriff für verschiedene genetisch bedingte Muskelerkrankungen. Die häufigste unter ihnen ist die Muskeldystrophie Duchenne. Betroffene einer Muskeldystrophie leiden unter einem fehlerhaften Aufbau des Muskelgewebes und einer damit verbundenen Muskulaturschwäche. Zusätzlich nimmt die Muskelmasse im Krankheitsverlauf immer weiter ab. Der Grund dafür sind eine Reihe von Erbkrankheiten. Für den Rückgang der Muskelmasse können aber auch bestimmte, muskelferne Organsysteme verantwortlich sein.
Der gesamte Krankheitsverlauf ist von starken Muskelschmerzen begleitet. Die ersten Symptome zeigen sich meist in den Beinen, sodass viele Betroffene sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen können. Im weiteren Verlauf zeigen sich Lähmungserscheinungen an den Armen, in vielen Fällen sind Patienten mit einer ausgeprägten Muskeldystrophie vollständig pflegebedürftig. Betroffene der Muskeldystrophie Duchenne überleben die Erkrankung meist nur bis ins junge Erwachsenenalter und versterben dann an einem Herz- bzw. Atemmuskulaturversagen. Auch bei den anderen Formen der Muskeldystrophie ist eine Heilung bislang nicht möglich.

Fibromyalgie: Die Hintergründe dieser schmerzhaften Muskelerkrankung sind bis heute nicht vollständig geklärt. Wissenschaftler vermuten, dass Schäden in den sensorischen Nervenendigungen im Unterhautgewebe zu den Schmerzen in der Muskulatur führen. Auch ein Mangel des Neurotransmitters Serotonin, der das Schmerzempfinden reguliert, wird als Ursache diskutiert. Betroffene leiden an Muskelschmerzen im gesamten Körper, vor allem aber im Rücken, Nacken und Brustkorbbereich sowie in den Armen und Beinen. Dazu kommen häufig noch Erschöpfungszustände und Schwellungen.
Schilddrüsenerkrankungen: Die häufigsten Störungen der Schilddrüse sind eine Überfunktion (Hyperthyreose) und eine Unterfunktion (Hypothyreose). Bei einer Überfunktion produziert die Schilddrüse zu viel Thyroxin (Schilddrüsenhormon), so dass der Stoffwechsel im Körper stark beschleunigt wird. Dabei wird in den Muskeln vermehrt Eiweiß abgebaut und kann es zu Schäden (wie z.B. zunehmender Muskelschwäche) kommen, die teilweise mit starken Schmerzen verbunden sind. Bei einer Unterfunktion ist der Stoffwechsel verlangsamt, was zu einem chronischen Mangel an Energie führt. Der damit verbundene Muskelabbau kann Schmerzen verursachen.
Erkrankungen ohne direkte Beteiligung der Muskeln
Nicht immer liegt die Ursache für Muskelschmerzen in Erkrankungen, die die Muskulatur direkt betreffen. Nachfolgend die häufigsten Diagnosen, die Muskelschmerzen auslösen können.
Grippe-Infektion: Bei einer Grippe attackieren Viren das Immunsystem. Der Körper reagiert mit der Ausschüttung von sogenannten Prostaglandinen (Gewebshormone), die die Immunantwort verstärken und gleichzeitig das Schmerzempfinden erhöhen. Um die Viren abzuwehren, erhöhen die Prostaglandine den Temperatursollwert im Gehirn. Das bedeutet, dass das Gehirn die Körpertemperatur anhebt und es zu Fieber kommt. Dabei wird auch die Museklaktivität gesteigert. Durch die Prostaglandine wird gleichzeitig das Schmerzempfinden erhöht.

Rheumatische Erkrankungen: Zu diesen Krankheitsbildern gehören Morbus Bechterew und rheumatoide Arthritis. Betroffene der Autoimmunerkrankung leiden an chronischen entzündeten Gelenken. Auch wenn ihr Ursprung unklar ist, gehören auch Muskelschmerzen zu den Begleiterscheinungen rheumatischer Erkrankungen. Experten nehmen an, dass das Immunsystem nicht nur in den Gelenken entzündliche Prozesse angreift, sondern teilweise auch die Muskulatur attackiert und so die Muskelschmerzen auslöst. Auch Reize, die normalerweise keine Schmerzen verursachen würden, werden von den Schmerzrezeptoren an das Gehirn weitergeleitet. Diese Kombination aus sensibilisierten Schmerzrezeptoren und gesteigerter Muskelaktivität sogt für die typischen Muskelschmerzen bei einer Grippe.
Osteoporose: Diese Erkrankung wird auch als Knochenschwund bezeichnet. Betroffene leiden unter einem verstärkten Abbau von Knochenmasse. Zahlreiche Bewegungsabläufe verschieben sich und die Körpermuskulatur muss starke Belastungen ausgleichen. Muskelschmerzen in Folge der ungewohnten Belastung sind dabei ein typisches Symptom.
Morbus Parkinson: Die Erkrankung wird von den meisten mit dem charakteristischen Händezittern in Verbindung gebracht. Ursache ist ein Mangel des Nervenbotenstoffs Dopamin. Durch den Mangel des Botenstoffs können Betroffene ihre Bewegungen nicht mehr vollständig selbst kontrollieren. Die Bewegungen werden langsamer, es kommt zu Muskelversteifungen und dem bekannten Zittern.
Wundstarrkrampf (Tetanus): Diese, in den Industriestaaten kaum noch auftretende Erkrankung bringt extrem starke Muskelschmerzen mit sich. Auslöser ist das Bakterium Clostridium tetani, das sich durch offene Wunden im Körper verbreitet und rasch die muskelsteuernden Nervenzellen angreift. Die Folge sind starke Krämpfe der gesamten Skelettmuskulatur. Besonders die lange Rückenmuskulatur überdehnt sich dabei nach hinten, nicht selten sind die Krämpfe so stark, dass Knochen durchbrechen und Gelenke ausgekugelt werden. Dank flächendeckender Impfung im Kindesalter gibt es allerdings weltweit immer weniger Betroffene. Wichtig: Der Impfschutz hält nicht ein Leben lang. Nach etwa zehn Jahren sollte eine Auffrisch-Impfung erfolgen.

Nebenwirkungen durch Medikamente: Schmerzhafte Nebenwirkungen gehören zu den unerfreulichen Eigenschaften vieler Medikamente. Einige, darunter Statine (Cholesterinsenker) und einige Antibiotika (etwa Penicillin), kommen auch als Ursache für Muskelschmerzen infrage.