Welche Ursachen hat ein Muskelkater?
- Überblick
- Ursachen
- Symptome
- Diagnose
- Behandlung
- Vorbeugung
Was bei Muskelkater genau zu den Ursachen zählt, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Lange Zeit galt die Milchsäure beziehungsweise das Laktat, welches im Muskelstoffwechsel vermehrt bei hohen Muskelbelastungen entsteht, als „Übeltäter“, der den Muskelkater verursacht. Mittlerweile gehen Sportmediziner jedoch davon aus, dass sogenannte Mikrotraumen, also kleinste Verletzungen im Muskelgewebe, zu einem Muskelkater und den begleitenden Muskelschmerzen führen.
Die „Laktat-Theorie“, die früher von den meisten Medizinern vertreten wurde, wirft bei genauerem Hinsehen Fragen auf: So reichern sich bei intensiven Belastungen zwar schnell größere Mengen Laktats im Muskel an. Diese baut der Körper jedoch innerhalb von höchstens einer Stunde wieder ab. Dies passt schlecht zu der Tatsache, dass ein Muskelkater meist erst nach ein bis maximal drei Tagen auftritt. Überlegungen, nach denen kurzzeitig stark erhöhte Milchsäure-Konzentrationen die Muskeln schädigen und dadurch einen Muskelkater verursachen, gelten mittlerweile als widerlegt.
Anschaulich zeigen sich die Widersprüche der Laktat-Theorie an einem trainierten 400-Meter-Läufer, in dessen Muskeln während eines Laufs sehr hohe Laktat-Konzentrationen entstehen, ohne dass dieser in den folgenden Tagen über Muskelkater klagt.
Heute gehen viele Sportmediziner davon aus, dass ein Muskelkater durch kleinste Verletzungen (Mikrotraumen) entsteht. Nach dieser Theorie überfordern vor allem außergewöhnlich intensive Belastungen die Muskulatur derart, dass sie Bestandteile der Myofibrillen schädigen. Auf Sarkomer-Ebene nehmen vor allem die Z-Streifen bei überlastenden Aktivitäten Schaden, da sie als schwächstes Glied innerhalb des Sarkomers gelten. Diese Mikroverletzungen und die anschließende Entzündungsreaktion des Körpers führen zu den klassischen Symptomen eines Muskelkaters. Dazu gehören Muskelschmerzen bei Bewegung und äußerlichem Druck sowie eine erhöhte Muskelspannung in den betroffenen Muskeln, die viele Menschen als Steifheit umschreiben.

Dass der bereits erwähnte 400-Meter-Läufer auch nach einem verausgabenden Lauf keinen Muskelkater bekommt, ist nach dieser Theorie zumindest schlüssig: Die Muskeln sind (wie der Körper generell) durch das Vorbereitungstraining auf später folgende Belastungen besser vorbereitet. Die Muskulatur des Läufers ist bereits auf hohe Belastungen eingestellt, weshalb keine/deutlich weniger Mikrotraumen vorkommen und kein Muskelkater entsteht.
Ob im Anschluss an eine Belastung ein Muskelkater auftritt oder nicht, hängt also einerseits davon ab, ob der Körper ausreichend darauf vorbereitet ist. Es gibt jedoch noch weitere Faktoren, mit deren Hilfe sich die Gefahr eines Muskelkaters grob abschätzen lässt.
Das Risiko für einen Muskelkater steigt nämlich eher mit der Intensität als mit der Dauer einer Aktivität: So kann ein Muskelkater zwar auch bei einem Jogger auftreten, der eine doppelt so lange Strecke in ungefähr gleichem Tempo läuft wie gewohnt (gewohnte Intensität bei längerer Dauer). Ein höheres Risiko für einen Muskelkater hat jedoch ein Läufer, der in der gewohnten Dauer die doppelte Distanz zurücklegt (höhere Intensität bei gewohnter Dauer).
Zudem hilft es auch, genauer zu betrachten, welche Art von Muskelarbeit für eine Aktivität vorwiegend notwendig ist. Sportmediziner unterscheiden drei Formen von Muskelarbeit beziehungsweise Kontraktionen:
- isotonische Kontraktion: Der Muskel verkürzt sich bei konstanter Belastung; Beispiel: Die Oberarmmuskulatur bei einem Klimmzug
- isometrische Kontraktion: Der Muskel verkürzt sich nicht, sondern hält bei gleicher Länge einem Widerstand stand; Beispiel: Die Oberarmmuskulatur beim Halten eines Gewichts
- exzentrische Kontraktion: Der Muskel hält einem Widerstand zeitweise stand, gibt ihm aber schließlich nach und verlängert sich hierbei; Beispiel: Die Oberschenkelmuskulatur während des Abbremsens beim Herabgehen eines Berges
Exzentrische Kontraktionen gelten als Form der Muskelarbeit, die die Muskulatur am ehesten überfordern kann. Deshalb sind sie bei Muskelkater wahrscheinlichere Ursachen als die anderen Kontraktionsformen.