Welche Lungenembolie-Behandlung bei welchem Patienten?

Aus der Serie: Lungenembolie (Lungenarterienembolie)

Für Patienten die an der akuten Form erkranken ist eine schnelle Lungenembolie-Behandlung lebensnotwendig. Je nach Schweregrad und Krankenvorgeschichte werden verschiedene Methoden auch in Kombination angewendet.

Unterschieden wird bei der Lungenembolie-Behandlung zwischen Lungenembolien mit hohem, intermediär-hohen, intermediär-niedrigen und niedrigen Risiko innerhalb der nächsten 30 Tage an den Folgen der Erkrankung zu sterben. Dieses frühe Sterberisiko wird anhand aller vorliegender Patientendaten, ersten Risikogruppen-Einschätzungen, Wahrscheinlichkeiten und Testergebnisse bestimmt. Generell werden bei einem akuten Verschluss der Lungengefäße Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung verabreicht (etwa Heparin).

Ist das Risiko hoch, liegt der Fokus bei der Lungenembolie-Behandlung außerdem auf einer schnellen Beseitigung des Objekts, das die Adern verstopft. Patienten mit intermediär-hohem Risiko werden zunächst nur gut überwacht um bei einer Verschlechterung des Zustands die gleiche Behandlung wie bei hohem Risiko einzuleiten. Die Patienten der intermediär-niedrigen und niedrigen Gruppe findet die Behandlung mit den Blutgerinnung-hemmenden Mitteln ebenfalls im Krankenhaus statt. Bei niedrigem Risiko, ist eine frühe Entlassung aber teilweise möglich, wenn eine gute Betreuung durch einen Facharzt sichergestellt ist.

Bei hohem oder intermediär-hohem Risiko beginnt die Lungenembolie-Behandlung mit Blutgerinnungs-hemmenden Mitteln noch während der Diagnostik
Bei hohem oder intermediär-hohem Risiko beginnt die Lungenembolie-Behandlung mit Blutgerinnungs-hemmenden Mitteln noch während der Diagnostik Foto: iStock

Lungenembolie-Behandlung: Hemmung der Blutgerinnung (Antikoagulation)

Bei Patienten mit dem akuten Krankheitsbild werden zur Lungenembolie-Behandlung Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung verwendet, um die erneute Bildung von Blutgerinnseln und deren Einschwemmung in die Lungenarterien zu verhindern. Ist die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer Lungenembolie hoch oder intermediär-hoch, wird diese Behandlung schon begonnen, während die diagnostischen Tests noch laufen. Bei intermediär-niedrigem und niedrigem Risiko wird die Behandlung im Krankenhaus begonnen. Bei Patienten aus der niedrig-Gruppe kann diese dann aber häufig ambulant weitergeführt werden. Darf ein Patient auf Grund bestimmter Faktoren oder Erkrankungen (etwa der Bluterkrankheit) keine Blutgerinnungs-hemmenden Mittel einnehmen oder leidet er trotz dieser Medikamente weiterhin unter Beschwerden, werden in sehr seltenen Fällen venöse-Filter eingesetzt. Die sogenannten Vena-Cava-Filter sind feine Metallkonstruktionen, die Blutgerinnsel an einer ungefährlichen Stelle, der sogenannten Vena Cava Inferior, auffangen.

Ist das Risiko für den Patienten hoch, wird eine thrombolytische Lungenembolie-Behandlung angeordnet um das verstopfende Blutgerinnsel aufzulösen
Ist das Risiko für den Patienten hoch, wird eine thrombolytische Lungenembolie-Behandlung angeordnet um das verstopfende Blutgerinnsel aufzulösen Foto: iStock

Lungenembolie-Behandlung: Entfernung oder Auflösung des verstopfenden Objekts (Embolus)

Da in den meisten Fällen ein Blutgerinnsel (Thrombus) für die Verstopfung des Gefäßes verantwortlich ist, wird bei hohem Sterbe-Risiko meist schnellsten eine sogenannte thrombolytische Lungenembolie-Behandlung eingeleitet. Diese zielt darauf ab, das Blutgerinnsel durch Medikamente aufzulösen und stellt so den Blutfluss der Lunge schneller wieder her als die Antikoagulation alleine. Der Gefäßwiderstand und der Druck in der Lungenarterie werden sofort reduziert und auch die Funktion der rechten Herzkammer wird zeitgleich verbessert. Allerdings wirkt diese Behandlung nicht immer. Auch gibt es einige Erkrankungen und Faktoren, die diese Methode ausschließen, wie etwa ein Schlaganfall in den vergangenen sechs Monaten. Für diesen Fall existieren einige Alternativen:

Chirurgische Embolektomie als Lungenembolie-Behandlung

Das verstopfende Objekt, der sogenannte Embolus kann für die Lungenembolie-Behandlung auch operativ entfernt werden. Der Eingriff ist technisch gesehen relativ einfach, wird aber nur empfohlen, wenn der Patient keine thrombolytische Behandlung erhalten sollte oder wenn diese erfolglos war. Wurde zuvor eine Thrombolyse versucht, muss das erhöhte Blutungsrisiko bei der Operation mit einkalkuliert werden.

Perkutane kathetergeführte Lungenembolie-Behandlung

Ziel dieser Lungenembolie-Behandlung ist es, die Emboli aus den großen Lungenarterien zu entfernen, um eine Erholung der rechten Herzkammer zu ermöglichen. Wenn die Dosis einer normalen thrombolytischen Behandlung zu hoch für den Patienten wäre oder diese erfolglos war, stellt diese Methode eine Alternative zur Operation dar.
Liegen keine Gegebenheiten vor, die eine Thrombolyse gänzlich ausschließen, wird eine kathetergeführte Thrombolyse empfohlen. Hierbei wird das Medikament nicht wie bei der normalen thrombolytischen Behandlung in die Venen gespritzt sondern über einen Katheter direkt in das betroffene Gefäß geleitet. Für Patienten, die keine Thrombolyse durchführen lassen dürfen, existieren weitere Katheter-Alternativen.

Dauer der Lungenembolie-Behandlung

Die Dauer der Lungenembolie-Behandlung mit Antikoagulanzien kann variieren. Je nachdem ob die Lungenembolie provoziert war – also mit vorangegangenem Risikofaktor wie etwa einem Herzinfarkt in den letzten drei Monaten oder unprovoziert (bei Fehlen solcher Risikofaktoren), sollen die Mittel zur Hemmung der Blutgerinnung zwischen ein paar Wochen und mehreren Monaten eingenommen werden. Auch die Frage, ob die Risikofaktoren vorübergehend (wie etwa Schwangerschaft) oder unveränderbar sind (wie etwa Autoimmunkrankheiten), hat Einfluss auf die Behandlungsdauer.