Welche Geburtspositionen gibt es? Ein Überblick

Welche Geburtspositionen gibt es? Ein Überblick über die beliebtesten Positionen bei der Geburt. Von Steinschnittlage bis Vierfüßlerstand.

Frau bei der Geburt in Rückenlage.
Nicht jede Frau will ihr Kind in Rückenlage gebären Foto: iStock/gorodenkoff

Welche Geburtspositionen gibt es?

Es gibt viele verschiedene Positionen, die schwangere Frauen während der Geburt einnehmen können. Um die optimale Geburtsposition zu finden, sollten unterschiedliche Haltungen wie zum Beispiel vorne über gebeugt, die klassische Rückenlage oder der Vierfüßlerstand ausprobiert werden. Hierbei ist es besonders wichtig, auf den eigenen Körper zu achten und auf diese Weise zu erspüren, was dem Körper guttut.

Im Allgemeinen wird häufig zu aufrechten Geburtspositionen geraten – vor allem zu Beginn einer Geburt. Hierzu zählen stehende und hängende Positionen sowie das Laufen und Bewegungen. Je weiter die Geburt fortgeschritten ist, desto größer wird das Bedürfnis, zur Ruhe zu kommen beziehungsweise sich in Richtung Boden zu orientieren. Um flexibel zu bleiben und von Geburtsphase zu Geburtsphase zwischen einzelnen Positionen wechseln zu können, wird empfohlen, sich bereits vor der Geburt umfangreich über die verschiedenen Möglichkeiten oder gegebenenfalls auch eine Wassergeburt zu informieren.

Was ist die Steinschnittlage?

In der Steinschnittlage liegt die Schwangere auf dem Rücken. Die Beine werden angezogen. Kommt eine Wehe, umfasst die Schwangere oftmals ihre Knie. Ein Vorteil dieser Geburtsposition ist, dass die Gebärende zwischen den Wehen entspannen kann. Außerdem haben Ärzte und/oder Geburtshelfer/innen einen guten Blick auf den Geburtsverlauf. Sollten Komplikationen auftreten, liegt die Patientin zudem bereits in der richtigen Position und keine kostbare Zeit geht verloren. Allerdings kann die Schwerkraft bei einer Geburt in Rückenlage nicht unterstützend mitwirken. Auch das Becken steht anders als in aufrechten Geburtspositionen nicht optimal, sodass der Platz nicht komplett ausgeschöpft werden kann. Um den Winkel zu verbessern, sollte zumindest das Kopfende des Bettes höher gestellt werden.

Aufrechte Gebärhaltungen: Stehen und Laufen

Medizinische Studien belegen, dass aufrechte Geburtsstellungen in der Eröffnungsphase zum einen die Geburtsdauer und zum anderen das Risiko auf einen Kaiserschnitt oder eine Periduralanästhesie (PDA) reduzieren können. Schwangere sollten daher so lange wie möglich aufrecht und in Bewegung bleiben. So kann die Schwerkraft bestmöglich ausgenutzt und das Ungeborene auf natürliche Weise in die richtige Ausgangsposition im Geburtskanal gebracht werden.

Folgende Möglichkeiten der aufrechten Geburtspositionen gibt es:

  • Stehen: Wichtig bei dieser Position ist es, breitbeinig zu stehen. Beide Fersen haben Bodenkontakt. Die Schwangere kann sich gegen eine Wand lehnen oder an ihrem Partner abstützen. Im Stehen kann das Becken optimal gekreist werden.
  • Vorne über gebeugt: Auch diese Haltung wird im Stehen ausgeführt. Die Schwangere hat einen festen Stand und lehnt sich nach vorne auf einen Tisch, ein Regal, ein Fensterbrett oder ähnliches. Einige Geburtsräume verfügen auch über eine Sprossenwand. Diese Position wird häufig gewählt, wenn Schmerzen im Lendenwirbelbereich auftreten.
  • Gehen: Alle Haltungen, in denen das Becken bewegt wird, fördern den Geburtsverlauf. In der Anfangsphase der Geburt sollten Schwangere daher so lange wie möglich versuchen, sich zu bewegen. Ist dies ohne große Anstrengung nicht mehr umsetzbar, sollten Frauen sich hinlegen, um Kreislaufprobleme zu vermeiden.

In den Seilen hängen für mehr Bewegungsfreiheit

Eine alternative Geburtsposition in der Horizontalen ist das “in den Seilen hängen”. In dieser Position können Schwangere während einer Wehe ihr Gewicht von den Beinen auf ein Tuch übertragen, das in einer Schlaufe von der Decke hängt. Diese Haltung eignet sich besonders für die späte Eröffnungsphase der Geburt. Wichtig ist, dass eine Kombination aus gehen und hängen gewählt wird. Denn ausschließlich in den Seilen zu hängen, wird auf Dauer zu anstrengend.

Bodennahe Gebärpositionen: Vierfüßlerstand und tiefe Hocke

Gegen Ende der Geburt, kurz bevor das Kind das Licht der Welt erblickt, sollten Schwangere von einer aufrechten in eine bodennahe Position wechseln. Dies passiert in den meisten Fällen ganz intuitiv. Folgende Haltungen stehen unter anderem zur Auswahl:

  • Vierfüßlerstand: Der Vierfüßlerstand ist eine beliebte Geburtsposition. Am besten kniet sich die Frau auf eine Matte oder das Bett. Es sollte in jedem Fall eine weiche Unterlage sein, um die Geburt so angenehm wie möglich zu gestalten. Abstützen kann sich die Gebärende auf einem Pezziball, alternativ auch auf der Bettkante oder einem Stapel Kissen. Da in dieser Haltung die Schwerkraft ausgenutzt wird, können Rückenschmerzen und das Risiko auf einen Dammriss verringert werden. Einziger Nachteil: die starke Belastung der Knie.
  • Tiefe Hocke: Diese Position ermöglicht es, bei der Geburt den gesamten Beckenraum auszunutzen. Die Schwangere hockt sich entweder auf ihre Fersen oder setzt sich auf einen Gebärhocker.
  • Sitzen: Ob verkehrt herum auf einem Stuhl oder auf einem Pezziball, ist bei dieser Position egal. Hauptsache ist, dass die Schwangere breitbeinig sitzt und sich wohlfühlt. Halt geben können die Stuhllehne, eine Sprossenwand oder der Partner.
  • Seitenlage: Viele Babys kommen in Seitenlage zur Welt. Soll sich das Kind vor Geburt noch in eine bestimmte Ausgangslage drehen, kann es auf diese Weise unterstützt werden. Die Seitenlage kann aber auch als eine Entspannungsposition während der Geburt in Rückenlage dienen.
  • Rückenlage: Die Rücken- bzw. Steinschnittlage ist wie bereits erwähnt die klassische Geburtsposition. Allerdings ist sie nicht für jede Frau und jede Geburtssituation geeignet.

Welche Geburtsposition ist am besten?

Die Antwort auf diese Frage muss jede Frau ganz für sich allein herausfinden. Hierbei kann sie selbstverständlich unterstützt werden – ob von Hebamme, Frauenarzt oder Freunden und Familie. Empfehlenswert ist es, verschiedene Positionen vorher für sich auszutesten und stets flexibel und offenzubleiben. Aufrechte Haltungen begünstigen regelmäßige Wehen, da hier der Druck des Kindes auf den Muttermund wirkt. Außerdem unterstützen Bewegungen und die Schwerkraft, den Weg des Babys durch das Becken. Auch die Atmung fällt Schwangeren im Stehen leichter.

Trotzdem gilt als oberste Priorität, auf den eigenen Körper zu hören. Fühlen sich aufrechte Gebärhaltungen für eine Frau nicht gut an, kann sie Positionen im Liegen, Sitzen oder Hocken ausprobieren. Zudem sollten Hilfsmittel wie ein Pezziball oder ein Gebärhocker in Reichweite sein, um gegebenenfalls bei der Geburt als Stütze zu fungieren. Positionen, die während der Schwangerschaft gutgetan haben, können sich beim Eintreten der Wehen plötzlich unerträglich anfühlen. In einer solchen Situation ist es wichtig, sich von Gewohnheiten freizumachen, die Geburtspositionen zu wechseln und auf diese Weise den Geburtsverlauf so vorteilhaft wie möglich zu gestalten.

Quellen:

Aufrechte oder liegende Position in der späten Phase der Entbindung bei Frauen mit PDA zur Schmerzlinderung, in: Cochrane Database of Systematic Reviews.

Deutscher Hebammenverband (2013): Geburtsarbeit – Hebammenwissen zur Unterstützung der physiologischen Geburt, Stuttgart: Hippokrates Verlag

Gebärpositionen für Frauen ohne Epiduralanästhesie, in: Cochrane Database of Systematic Reviews.

Geburtspositionen, in: Familienplanung.de von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Weyerstahl, Thomas; Stauber, Manfred (2013): Gynäkologie und Geburtshilfe, Duale Reihe, Stuttgart: Georg Thieme Verlag