Weißdorn ist Arzneipflanze des Jahres 2019
Jedes Jahr vergibt ein Expertengremium der Universität Würzburg den Titel „Arzneipflanze des Jahres“ – dieses Jahr geht er an den Weißdorn. Was macht diese Pflanze so besonders?

Die Karriere des Weißdorns (Crataegus) als Heilpflanze in Europa begann bereits im Mittelalter: Das Kraut wurde nicht nur zum Vertreiben böser Geister verwendet – auch gegen Durchfall, Gicht und nervöse Anfälle kam es zum Einsatz.
In medizinischen Schriften wie dem „Kreuterbuch des Hieronymus Bock“ wurde im 14. Jahrhundert erstmals die positive Wirkung des Weißdorns auf Herz, Kreislauf und Nerven beschrieben.
Weißdorn als Arzneipflanze für Herz und Kreislauf
Der „Aufstieg“ des Weißdorns zum modernen Arzneimittel erfolgte Ende des 19. Jahrhunderts, als der erste wissenschaftliche Artikel zur lindernden Wirkung des Krauts bei Angina pectoris im „New York Medical Journal“ veröffentlicht wurde. Von da an wurde Weißdorn immer häufiger zur Therapie von Herz-Kreislauf-Beschwerden eingesetzt.
Im 20. Jahrhundert wurde die positive Wirkung des Weißdorns auf Durchblutung und Gefäße zunehmend bekannt – zusätzlich fanden Mediziner Wege, hochwertige Extrakte aus dem Kraut zu gewinnen, was seine Verwendung als Arzneimittel weiter vereinfachte. Der pflanzliche Wirkstoff des Weißdorns wirkt sich positiv auf die Pumpkraft des Herzens aus. Zudem wird die Produktion eines gefäßerweiternden Botenstoffs stimuliert und dessen Abbau gehemmt, sodass die Durchblutung des Herzmuskels und der Herzkranzgefäße gesteigert wird. Des Weiteren wird Weißdornextrakt nachgesagt, Gefäße elastisch zu halten, sodass in zunehmendem Alter der Elastizitätsverlust der arteriellen Blutgefäße verringert wird.
Auf Basis dieser neuen Erkenntnisse über Wirkung und Nutzen des Weißdorns wurde das Gewächs zur Arzneipflanze des Jahres 2019 gewählt.
Worin steckt der Wirkstoff des Weißdorns?
Die Heilkraft des Weißdorns steckt in den Blüten und Blättern der Pflanze. Verantwortlich für ihre Wirkung sind spezielle Flavonoide, also Pflanzenstoffe, die dem Kraut unter anderem seine Farbe verleihen.
Der Weißdorn sieht aus wie ein knorriger Busch oder kleiner Baum und wächst in Laubwäldern großer Teile Mitteleuropas. Seine Äste sind, wie der Name nahelegt, dornenbewehrt – doch zum Glück hat sich eine weitere aus dem Mittelalter übermittelte Eigenschaft des Krautes nicht bewahrheitet: Es hieß, wer sich an einem Weißdorn steche, würde in einen tiefen Schlaf fallen. So verdankt etwa Dornröschen seinen Zauberschlaf dem Weißdorn.