Weisheitszähne im Fakten-Check: Das sollten Sie wissen

Weisheitszähne beschäftigen uns meist erst dann, wenn sie Schmerzen verursachen und entfernt werden müssen. Dabei waren sie für unsere Vorfahren überlebenswichtig.

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Vor einer Weisheitszahn-OP fürchten sich viele Patienten Foto: iStock/South_agency

Der menschliche Weisheitszahn gilt als Rudiment ein noch vorhandenes Merkmal, das im Laufe der Evolution seine Funktion verloren hat.

Unsere Vorfahren hatten einst 44 Zähne im Mund: in jeder Kieferhälfte drei Schneidezähne, einen Eckzahn, vier Vorbackenzähne und drei Backenzähne. Die Backenzähne waren – und sind es noch heute – für das gründliche Zerkauen der Nahrung verantwortlich.

Nur so konnte der Mensch lebenswichtige Nährstoffe aufnehmen. Da die Weisheitszähne erst im Erwachsenenalter zum Vorschein kamen (und kommen), galten sie früher als eine Art Ersatzzähne, die das Überleben sichern konnten.

Mit der Evolution wurden auch die Methoden zur Nährstoffgewinnung (sowie natürlich die Zahnhygiene) besser, was die Weisheitszähne inzwischen überflüssig macht. Heute umfasst das menschliche Gebiss nur noch 32 Zähne. Die Weisheitszähne sind nach wie vor angelegt, kommen aber nicht mehr bei jedem Menschen zum Vorschein.

Großes Gehirn, kleines Gebiss

In einer Studie von 2014 entdeckten spanische Wissenschaftler eine "evolutionäre Paradoxie": Je größer das menschliche Gehirn wurde, desto kleiner wurden die Zähne des Menschen.

Diese Tatsache scheint zunächst unlogisch, da mit einem größeren Gehirn eigentlich auch der Energiebedarf und damit der Bedarf an Nährstoffen zunimmt, was ein größeres Gebiss rechtfertigen würde. Hinter dem Phänomen steht die Veränderung der Ernährungsweise: Im Laufe der Evolution nahm der Konsum von tierischen Fetten und Proteinen zu, die mehr Energie als pflanzliche Nahrung liefern.

"Der Achter": Fakten rund um den Weisheitszahn

  • Von der Zahnmitte aus, liegt der Weisheitszahn auf Platz acht im Kiefer. Deswegen wird er auch "Achter" genannt.
  • Auch als "dritter Molar" wird der Weisheitszahn bezeichnet. Molare sind mehrwurzelige Mahlzähne. Erwachsene haben zwölf Molare: acht große Backenzähne und vier Weisheitszähne.
  • Im festgelegten Zahnschema hat jeder Zahn eine bestimmte Nummer. Die Weisheitszähne liegen auf den Plätzen 18, 28, 38 und 48.
  • In der Regel brechen Weisheitszähne im Alter zwischen 18 und 25 Jahren im Kiefer durch.
  • Trotz des späten Aufkommens sind Weisheitszähne von Geburt an im Gebiss angelegt und ab der frühen Pubertät auf Röntgenbildern zu erkennen.
  • Weisheitszähne folgen keinem bestimmten Aufbau: Sie können drei oder fünf Höcker haben und unterschiedlich viele Wurzeln haben.
  • Nicht überall werden die Zähne mit Weisheit verbunden: In Thailand werden sie als "kauende Zähne" bezeichnet.

Wann müssen Weisheitszähne entfernt werden?

Das Problem an den Weisheitszähnen ist: Sie haben oft keinen Platz im kleiner gewordenen Kiefer des Menschen. Wenn sie also durchstoßen, tun sie das oft nur teilweise oder sogar schräg. Dabei drücken sie gegen die nächstgelegenen Backenzähne und schädigen diese oder schlimmer noch, die gesamte Zahnreihe.

Zusätzlich bieten halb durchgestoßene Weisheitszähne einen idealen Sammelort für Bakterien und Essenreste. Hier können sowohl Entzündungen als auch Karies entstehen. In beiden Fällen sollten die Molare entfernt werden.  

Grundsätzlich gilt: Verursacht ein Weisheitszahn beim Durchstoßen egal welche Art von Zahnschmerzen, gehen Sie zum Arzt und lassen Sie sich über eine mögliche Entfernung beraten.

OP-Möglichkeiten: Örtliche Betäubung oder Vollnarkose?

Weisheitszahn-OPs können von Zahnärzten, Oralchirurgen und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen durchgeführt werden. In den meisten Fällen reicht eine örtliche Betäubung, um einen Weisheitszahn zu entfernen. Dabei wird der bereits durchgestoßene Zahn mit einer Zange gezogen. Das Ganze dauert zwischen 20 und 60 Minuten und ist dank der örtlichen Betäubung komplett schmerzfrei.

Für Angstpatienten kommt diese OP-Möglichkeit nicht infrage, da man bei vollem Bewusstsein jeden Handgriff des Zahnarztes mitbekommt. Deswegen entscheiden sich viele Menschen dafür, sich die Weisheitszähne unter Vollnarkose ziehen zu lassen.

Diese Methode kommt auch zur Anwendung, wenn der Zahn im Kiefer zwar wächst und dort zu Weisheitszahn-Schmerzen führt, aber nicht mit der Zange gezogen werden kann, da er (noch) nicht weit genug durchgebrochen ist.

In den meisten Fällen kann sich der Patient entscheiden, wie viele Weisheitszähne auf einmal entfernt werden sollen. Zwei Faktoren spielen hier eine Rolle: Wie viele Zähne müssen gezogen werden und wird eine Vollnarkose verabreicht?

Müssen vier Zähne mittels lokaler Betäubung entfernt werden, sollte man in zwei Eingriffen erst die eine Seite behandeln, dann die andere. So bleibt dem Patienten jeweils eine gesunde Kieferseite zum Kauen. Wird eine Vollnarkose gesetzt, können Sie in Betracht ziehen, alle vier Zähne auf einmal ziehen zu lassen. Eine Vollnarkose ist Stress für den Körper und sollte so selten wie möglich gemacht werden.  

Wer übernimmt die Kosten der OP?

Die Entfernung der Weisheitszähne unter örtlicher Betäubung wird von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn der Zahnarzt den Eingriff als medizinisch notwendig einstuft. Eine Weisheitszahn-OP unter Vollnarkose wird nicht zwingend übernommen. In vielen Fällen werden hier Zuzahlungen in Höhe zwischen 100 Euro und 200 Euro fällig.

Sieht der behandelnde Arzt die Vollnarkose als medizinisch zwingend (z.B. bei einer Allergie gegen lokale Betäubungsmittel), werden die Mehrkosten allerdings ebenfalls übernommen. Kommt eine Weisheitszahn-OP auf Sie zu, fragen Sie vorab bei Ihrer Krankenkasse, welche Kosten in welchem Fall übernommen werden.

Was ist nach einer Weisheitszahn-OP zu tun?

Direkt nach einer OP an einem oder mehreren Weisheitszähnen muss man:

  • zwei bis drei Tage Ruhe halten
  • erhöht schlafen, um Schwellungen vorzubeugen
  • eine Woche lang auf Sport verzichten
  • 24 Stunden lang Milchprodukte meiden
  • auf sehr heiße oder kalte Getränke und Speisen verzichten
  • mindestens 24 Stunden nicht rauchen
  • zwei bis vier Tage Alkohol meiden
  • zwei Tage lang auf chlorhexidinhaltige Mundspülungen verzichten
  • am Folgetag zur Nachkontrolle

Quellen: