Weibliche Ejakulation: Was ist Squirting?
Für viele ist und bleibt er ein Mysterium: Der weibliche Orgasmus. Selbst für Mediziner gibt es noch viele Ungereimtheiten. Vor allem, wenn es um die Ejakulation der Frau geht.
Einer der größten Irrtümer, der sich auch heute noch hartnäckig hält: Beim weiblichen Ejakulat handle es sich lediglich um Urin. Kein Wunder, dass Frauen bei dieser Annahme häufig beschämt sind und das Ausüben ihrer Sexualität folglich mit Hemmungen verbunden ist. Dabei haben Scham und Gehemmtheit beim weiblichen Orgasmus so gar keinen Platz und führen im schlimmsten Fall dauerhaft zur sexuellen Unlust.
Weibliche Ejakulation: Was ist Squirting?
Das Wort „Ejakulation“ leitet sich aus dem lateinischen „Eiaculari“ ab, was so viel wie „hinausschleudern“ bedeutet. Bei der weiblichen Ejakulation wird also – ähnlich wie beim männlichen Orgasmus – ein Sekret abgesondert. Umgangssprachlich wird dieser Vorgang auch „Squirting“ genannt.
Bestseller-Autorin Dr. med. Yael Adler erklärt in ihrem Buch „Darüber spricht man nicht“ diesen Vorgang folgendermaßen: „Eine besondere Rolle spielen die Skene-Drüsen. Neben der Harnröhre erkennt man deren winzig kleine Öffnungen in der Schleimhaut. (…) Bei entsprechender Stimulation stoßen manche Frauen aus diesen Drüsen vermehrt Sekret aus. (…). Dieses Phänomen wird auf einschlägigen Seiten mit dem beliebten Suchbegriff ‚Squirting‘ bedacht.“
Die Skene-Drüsen sind anatomisch gesehen Teil der „Gräfenberg-Zone“, eine nicht endgültig definierte Zone in der Scheidenvorwand.
Woraus besteht das Ejakulat der Frau?
Laboruntersuchungen des weiblichen Sekrets ergaben, dass bei dem weiblichen Ejakulat nur in kleiner Menge Urin beigemischt war. Hierbei handelte es sich vermutlich um Restmengen aus der Urethra (Harnröhre). Als gesichert gilt, dass das Ejakulat nicht in der Blase gebildet wird, sondern in den Skene-Drüsen.
Auch Frauen haben eine Prostata
Die Skene-Drüsen, auch paraurethrale Drüsen genannt, umschließen die Harnröhre. Sie ähneln der männlichen Vorsteherdrüse (Prostata), weshalb man zu den paraurethralen Drüsen auch „weibliche Prostata“ sagt. Der Entdecker dieser Drüsen war übrigens der schottische Gynäkologe Alexander J.C. Skene.
Wie sieht weibliches Ejakulat aus?
Das weibliche Ejakulat unterscheidet sich maßgeblich vom Urin. Es wird in der Regel als milchig bis gelb beschrieben. Studienteilnehmer erklärten außerdem, dass das Sekret auch im Geruch und Geschmack in keinerlei Weise mit Urin vergleichbar wäre.
Squirting: Können Frauen „abspritzen“?
Das Absondern von weiblichem Ejakulat wird auf einschlägigen Erotikportalen unter dem Stichwort „Abspritzen“ oder auch „Squirting“ geführt und hat in der Realität nur wenig mit dem weiblichen Orgasmus und der damit einhergehenden Absonderung des Sekrets zu tun.
Da viele sich vom umgangssprachlich „weiblichen Abspritzen“ allerdings den höchsten Lustgewinn versprechen, kann man in der Theorie diese Fähigkeit sogar erlernen. So gibt es verschiedene Kursangebote – vom Orgasmus-Training für Frauen bis hin zur G-Punkt-Massage. An dieser Stelle sei gesagt, dass es wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist, dass die Massage des weiblichen G-Punkts zur weiblichen Ejakulation beiträgt.
Quellen:
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch (2002), Walter de Gruyter Verlag, Berlin
- Dr. med. Adler, Yael (2018), darüber spricht man nicht, Droemer Verlag, München
- Sabine, zur Nieden (2009), Weibliche Ejakulation: Variationen zu einem uralten Streit der Geschlechter (Beiträge zur Sexualforschung), Psychosozial-Verlag, Gießen