Wehen anregen: Welche Methoden sind wehenfördernd?

Der Geburtstermin rückt immer näher oder ist womöglich schon längst verstrichen, aber von Wehen keine Spur? Wenn das Baby bereit für die Geburt ist, lassen sich mit natürlichen Mitteln die Wehen anregen.

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Wehen auslösen mit alternativen Methoden

Es müssen nicht immer gleich Medikamente sein, um die Wehen anzuregen. Die Geburtseinleitung kann auch durch alternative Maßnahmen erreicht werden. Zu beachten ist dabei allerdings, dass diese Methoden nur wirksam sein können, wenn das Baby auch wirklich reif für die Geburt ist, genauso wie der Körper der Mutter. Deshalb ist es nicht empfehlenswert, vor der 40. SSW selbst die Wehen zu fördern. Schwangere sollten immer vorher ihren Gynäkologen um Rat fragen.

Selbst Wehen anregen mit Wehencocktail – (k)eine gute Idee?

Macht sich das Kind nicht wie erwartet von allein auf den Weg ans Licht der Welt, kann es sein, dass die Geburt eingeleitet werden muss. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon: der Wehencocktail. Eine relativ natürliche Methode der Geburtseinleitung. Er wird in vielen Krankenhäusern als erste Einleitungsmaßnahme gewählt, bevor stärkere Mittel wie der Wehentropf oder die medikamentöse Einleitung (durch z.B. Tabletten oder Gel) eingesetzt werden.

Doch Vorsicht: Der Wehencocktail birgt auch gefährliche Risiken, z.B. Erbrechen, Durchfall, Kreislaufprobleme, Darmentleerung beim ungeborenen Kind und Komplikationen bei der Geburt. Daher sollte er niemals ohne ärztlichen Rat oder ohne ärztliche Aufsicht eingenommen werden.

Der Trunk enthält meistens Rizinusöl, Mandelmus, Aprikosensaft und Alkohol (z.B. Sekt, Schnaps, Rotwein). Alkohol? Ja, richtig gelesen. Er trägt zur Lösung des Rizinusöls bei und dient zusätzlich der Entfaltung von dessen Wirkung. Aprikosensaft oder -mark reduziert den Elektrolytverlust und sorgt für einen besseren Geschmack. Natürlich setzt jede Hebamme oder Klinik ein anderes Rezept ein.

Jede Frau reagiert anders auf den Wehencocktail. Das enthaltene Rizinusöl wirkt sich stark auf die Darmtätigkeit der Schwangeren aus. Durch das Anregen des Darms soll die Gebärmutter zu Kontraktionen bewegt werden. Die erhoffte Folge: das Eintreten der Wehen. Meistens tritt die Wirkung des Wehencocktails etwa nach zwei bis sechs Stunden ein.

Wehenfördernder Tee

Viele Hebammen empfehlen ihren Schwangeren, in den Wochen vor dem Geburtstermin spezielle wehenfördernde Teesorten zu trinken. Am häufigsten kommt hier der Himbeerblättertee zum Einsatz. Er soll den Muttermund weicher machen. Auch Mediziner haben nichts gegen das Teetrinken, doch außer Entspannung sei dabei nichts zu erreichen. Das Weichmachen von Muttermund und/oder Damm gilt bei vielen als Ammenmärchen.

Und welche Kräuter können noch Wehen fördern? In vielen Schwangerschaftsbüchern werden noch andere wehenanregende Pflanzen empfohlen, aus denen sich Teeaufgüsse lohnen sollen. Dazu zählen:

  • Eisenkraut
  • Zimt
  • Ingwer
  • Nelken

Mediziner raten allerdings eher davon ab, sich ohne Rat von Arzt oder Hebamme ans Zubereiten eines speziellen Tees zu machen. Schwangere sollten ihr Vorhaben immer vorher abklären und zum Ende der Schwangerschaft lieber kein Risiko eingehen. Auch, weil die Dosierung völlig unklar ist und man nicht weiß, wie die Kräuter auf einen wirken.

Wehen anregen durch Treppensteigen

Kann Treppensteigen wirklich wehenfördernd sein? Allgemein gesehen kann körperliche Anstrengung zwar in jeder Phase der Schwangerschaft Wehen fördern. Dennoch raten Frauenärzte davon ab. Es ist nicht nachweisbar, dass Treppensteigen Wehen anregen kann. Unter normalen Bedingungen gelangt eine Frau allerdings nicht an diese Grenze. Experten raten davon ab, auf diese Art Wehen auszulösen. Weiterer Nachteil an der Treppen-Methode: Sie kostet viel Energie und Kraft. Und genau die wird schließlich bei der Geburt gebraucht.

Viele Hebammen raten Schwangeren dennoch zu Bewegung. Wenn die Geburt nicht ins Rollen kommen will, schicken sie etwa auf einen kurzen Spaziergang. Einigen Studien zufolge sollen Frauen, die sich während der Geburt bewegt haben, kürzere Geburtsverläufe haben. Die ausschließliche Rückenlage wird von Experten als nicht förderlich gesehen. Durch Bewegung beziehungsweise eine aufrechte Haltung rutscht das Kind tiefer ins Becken.

Akupunktur und Homöopathie

Auch spezielle Akupunkturangebote zur Geburtsvorbereitung sollen Schwangeren helfen. Das Setzen feiner Nadeln kann die Wehentätigkeit anregen. Außerdem kann Akupunktur Geburtsschmerzen lindern sowie den Geburtsvorgang verkürzen. Wird Akupunktur als geburtsvorbereitende Maßnahme eingesetzt, soll sie auch dafür sorgen, dass der Gebärmutterhals zu Geburtsbeginn dehnbarer wird. Schwangere sollten vor Beginn einer Sitzung jedoch ihren Gynäkologen oder ihre Hebamme befragen.

Es wird immer häufiger auch Homöopathie zur Geburtsvorbereitung angeboten. Es gibt zwar einzelne Studien zu diesem Thema. Doch es kann nicht sicher gesagt werden, ob diese Methoden wirklich wirken und ob Nebenwirkungen ganz ausgeschlossen werden können. Schwangere sollten sich daher immer fachmännisch beraten lassen, wenn sie ein homöopathisches Mittel einnehmen möchten.

Brustmassage als wehenförderndes Mittel

Das vorsichtige Massieren der Brustwarze(n) soll das Wehenhormon Oxytocin anregen. Dabei wird rund eine Minute lang massiert, danach eine rund fünfminütige Pause eingehalten und dann erneut zirka eine Minute lang massiert. Diese Massagetechnik kann Kontraktionen der Gebärmutter auslösen und wehenfördernd wirken. Eine Brustmassage sollte allerdings nicht ohne Empfehlung eines Arztes oder einer Hebamme erfolgen. Nur wenn der Muttermund schon weich ist, sollte man diese Art der Stimulation einsetzen.

Heiß baden zur Wehenförderung

Auch in vielen Krankenhäusern wird häufig zum heißen Baden geraten, um die Muskulatur zu entspannen. Zu bedenken gilt hierbei allerdings, dass bei Schwangeren das Blut oftmals schnell in Arme und Beine geht und somit eine Ohnmacht auslösen kann. Schwangere Frauen sollten daher nicht ohne Aufsicht und nicht allzu heiß baden. Um die Wehen zu fördern, raten Hebammen oft auch zum heißen Baden mit Heublumen.

Durch Geschlechtsverkehr schneller in den Kreißsaal?

Die positive Wirkung von Geschlechtsverkehr auf das Einsetzen der Wehentätigkeit ist nicht ganz geklärt. Wenn nach dem Intimkontakt Wehen einsetzen, kann dies an der mechanischen Beanspruchung des Muttermundes liegen, am wehenwirksamen Hormon Oxytocin oder an den Prostaglandinen in der Samenflüssigkeit, durch die der Gebärmutterhals weicher wird.

Wichtig: Nach Überschreiten des Geburtstermins ist Geschlechtsverkehr nicht mehr empfehlenswert. Genauso sollte bei vorzeitigen Wehen darauf verzichtet werden. Sprechen Sie vorsichtshalber mit Ihrem Geburtshelfer über diese Möglichkeit.

Wann wird die Geburt eingeleitet?

Das alternative Anregen der Wehen sollte nicht dauerhaft verfolgt werden. Unter folgenden Umständen können eine Einleitung der Geburt erforderlich werden:

  • Die Gesundheit von Mutter und Kind wird gefährdet, eine schnelle Geburt wird erforderlich
  • Mutter und Kind sind bereits stark erschöpft
  • Der Geburtsvorgang stockt zu lange
  • Die Wehen Wehentätigkeit ist zu schwach
  • Wenn zugeführte Prostaglandine (z.B. vaginal als Gel oder Tablette) nicht genügen, um Wehen auszulösen
     

Wehentropf: Medikamentöse Einleitung der Geburt

Gerät die Geburt ins Stocken, wird oftmals ein Wehentropf eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine Infusion mit einer künstlich hergestellten Form des Hormons Oxytocin. Das Hormon führt vor und nach der Entbindung zu Gebärmutterkontraktionen.

Möglicher Nachteil an einer medikamentös eingeleiteten Geburt: Wehen und Schmerzen können unter Umständen stärker ausfallen als normal. Auch können sie in kürzeren Abständen eintreten. Die Medikamente diktieren Mutter und Kind einen nicht-natürlichen Rhythmus. Daher kommt diese Methode zum Wehen anregen nur dann zum Einsatz, wenn sie aus medizinischer Sicht notwendig ist.

Quellen:

Fintelmann, Volker; Weiß, Rudolf Fritz (2009): Lehrbuch Phytotherapie, Stuttgart: Hippokrates Verlag

Online-Information “Kräuter rund um die Geburt”, in: Deutsche Hebammen Zeitschrift

Osorio B.; Brandt, A (2019): Effektivität der Methoden zur Geburtseinleitung – Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie (ZGN), Stuttgart: Georg Thieme Verlag

Vonau, Michael; Motzet, Karin; Stenzel, Sisko (2004): Wehencocktail mit Rizinusöl - eine schnelle und sichere Alternative?, in: Die Hebamme, 17(4), Stuttgart: Hippokrates Verlag