Wechseljahre und Reizdarm: Wie hängt das zusammen?
In den Jahren vor und nach der Menopause kommt es bei durch die hormonellen Umstellungen oftmals zu Problemen: Viele Frauen leiden in den Wechseljahren an einem Reizdarm. Warum ist das so und welche Maßnahmen helfen gegen die Symptome?
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Stimmungsschwankungen und Hitzewallungen sind typisch für die Zeit vor und nach der Menopause. Was viele Frauen nicht wissen: Auch Verdauungsbeschwerden zählen zu den Beschwerden der Wechseljahre. Sie können denen des Reizdarms ähneln. Schuld daran sind in erster Linie die Veränderungen im Hormonspiegel.

Reizdarm in den Wechseljahren: Was sind die Symptome?
Veränderungen der Verdauung gehören zu den zahlreichen Beschwerden, die in den Wechseljahren auftreten können. Sie ähneln einem Reizdarm. Dazu gehören unter anderem:
unbestimmte Bauchschmerzen
Krämpfe
Druck- und Völlegefühl
häufiger Stuhlgang oder unvollständige Stuhlentleerung
Durchfall
Diese Symptome während der Wechseljahre sind in ihrem Erscheinungsbild nicht von einem herkömmlichen Reizdarm zu unterscheiden, aber es gibt einen Unterschied: Während ein normaler Reizdarm in der Regel chronisch verläuft, nehmen Verdauungsbeschwerden während der Wechseljahre meist wieder ab, sobald sich der Hormonspiegel neu eingependelt hat.
Welche Ursachen hat ein Reizdarm in den Wechseljahren?
Ob Reizdarm, Hitzewallungen oder eine veränderte Stimmung – schuld sind die Hormonschwankungen während der Wechseljahre. Der Körper beendet seine fruchtbare Lebensphase. Die Eierstöcke produzieren weniger Östrogen und Progesteron. Ein Absinken dieser Sexualhormone wirkt sich auch auf die Verdauung aus, weil es im Darm Zellen gibt, die auf den Östrogen-Spiegel reagieren. Zudem wirkt sich die veränderte Östrogen-Produktion auf andere Hormone aus, etwa auf Cortisol und Adrenalin, die ebenfalls eine Rolle für die Verdauung spielen. In der Folge wird der Darm träge, und es kann mit den Hormonschwankungen zu Verdauungsstörungen kommen.
Was beeinflusst die Reizdarm-Symptome in den Wechseljahren?
Mit den Wechseljahren sind häufig Stimmungsschwankungen verbunden. Zudem macht die hormonelle Umstellung, die das Ende der fruchtbaren Lebensphase bedeutet und mit dem Älterwerden verbunden wird, vielen Frauen psychisch zu schaffen. Beides kann sich auf die Verdauung auswirken, weil der Darm auf Stress, Niedergeschlagenheit und seelische Belastungen reagiert. Wenn Frauen sich nicht wohlfühlen während der Wechseljahre, kann das also die Reizdarm-Symptome verstärken.
Zusätzlich können Beschwerden eines Reizdarms in den Wechseljahren gegebenenfalls durch Verhaltensänderungen gefördert werden. Da zahlreiche Frauen mit Stimmungstiefs und Müdigkeit kämpfen, kommt es vor, dass die Motivation für eine ausgewogene Ernährung abnimmt und sich die Essgewohnheiten verschlechtern. Eventuell bewegen sich die Betroffenen zusätzlich weniger. Das fördert oftmals Beschwerden wie Verstopfung und Blähungen.
Lebensmittelauswahl als Maßnahme gegen einen Reizdarm in den Wechseljahren
Es ist individuell unterschiedlich, welche Lebensmittel in den Wechseljahren Reizdarm-Symptome auslösen können. Hilfreich ist es daher, über einige Wochen ein Ernährungstagebuch zu führen. Darin tragen Sie ein, was Sie essen und ob Sie im Anschluss Beschwerden bemerken.
Besonders häufig führen folgende Lebensmittel zu Reizdarm-Problemen:
stark gewürzte oder sehr fettige Speisen
industriell stark verarbeitete Lebensmittel (wie Fertiggerichte)
einfache Kohlenhydrate wie Traubenzucker und Fruchtzucker (zum Beispiel in Süßigkeiten, Obst, Weißbrot und hellen Nudeln)
Rohkost
blähende Gemüsesorten, zum Beispiel Hülsenfrüchte, Zwiebeln, Kohl, Brokkoli
Steinobst wie Pflaumen und Pfirsiche
Kaffee, Schwarztee
Alkohol
Auch Nikotin löst in den Wechseljahren häufig Reizdarm-Symptome aus, weswegen Betroffene nach Möglichkeit aufs Rauchen verzichten sollte.
Ballaststoffe und Wasser bei Reizdarm in den Wechseljahren
In den Wechseljahren sollten Sie darauf achten, genug Ballaststoffe zu sich zu nehmen, um für eine gesunde Verdauung zu sorgen. Ballaststoffreiche Lebensmittel sind unter anderem Vollkornprodukte, Nüsse, Samen und Gemüse (gedünstet verzehren).
Ballaststoffe können ihre Aufgabe für die Verdauung allerdings nur erfüllen, wenn der Körper parallel ausreichend mit Flüssigkeit versorgt wird: Trinken Sie anderthalb bis zwei Liter Wasser am Tag. Das ist besonders wichtig, falls Sie außer an einem Reizdarm zusätzlich an Hitzewallungen in den Wechseljahren leiden – durch das Schwitzen verliert der Körper viel Flüssigkeit. Gegebenenfalls sollten Sie die Trinkmenge weiter erhöhen.
Wechseljahre und Reizdarm: Achtsam essen hilft
Bei einem Reizdarm in den Wechseljahren ist es nicht nur sinnvoll, auf die Auswahl an Lebensmitteln zu achten. Auch das Essverhalten sollten Sie nach Möglichkeit anpassen und möglichst achtsam essen:
Halten Sie sich an eine Tagesstruktur und essen Sie möglichst immer zur gleichen Zeit.
Nehmen Sie lieber mehrere kleine Mahlzeiten zu sich als wenige große.
Setzen Sie sich zum Essen in eine aufrechte Position.
Nehmen Sie sich Zeit fürs Essen. Kauen Sie jeden Bissen gründlich.
Stressabbau als Hilfe gegen einen Reizdarm in den Wechseljahren
Stress und seelische Belastungen können Reizdarm-Symptome während der Wechseljahre fördern. Entspannung ist dementsprechend wichtig. Dafür können Sie spezielle Methoden anwenden, wie Atemübungen, Yoga, Progressive Muskelentspannung oder Meditation. Sport ist ebenfalls zum Stressabbau geeignet. Auch Hobbys, die Sie ablenken, oder Treffen mit Freunden können zur Entspannung beitragen.
Sport kann Reizdarm-Beschwerden in den Wechseljahren erfolgreich lindern
Bewegung ist einerseits ein Mittel zum Stressabbau und regt andererseits die Darmtätigkeit an. Im Idealfall sollten Sie zwischen 150 und 300 Minuten pro Woche körperlich aktiv sein. Das können Sie leichter erreichen, wenn Sie Sport durch Bewegung im Alltag ergänzen. Ziehen Sie zum Beispiel die Treppe dem Lift vor, gehen häufiger ein Stück zu Fuß oder erledigen Besorgungen mit dem Rad statt mit dem Auto.
Reizdarm-Symptome in den Wechseljahren: Wann zum Arzt oder zur Ärztin?
Wenn sich in den Wechseljahren die Reizdarm-ähnlichen Symptome trotz Ernährungsumstellung und veränderter Lebensgewohnheiten nicht bessern, sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Ärzt:innen werden als Erstes ausschließen, dass eine andere Erkrankung hinter den Symptomen steckt. Im nächsten Schritt werden sie mit Ihnen Möglichkeiten der Behandlung besprechen.
Wenn viele belastende Beschwerden zusammenkommen, etwa Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, Hitzewallungen und ein Reizdarm, kann gegebenenfalls eine Hormonersatztherapie sinnvoll sein. Das sollte jedoch gut mit eventuellen Nebenwirkungen, wie einem erhöhten Brustkrebsrisiko, abgewogen werden. Zudem ist es in den Wechseljahren nicht gewährleistet, dass die Reizdarm-Symptome durch die Hormonersatztherapie vollständig verschwinden.
Quellen:
Symptome des Reizdarms, in: internisten-im-netz.de
Bloating and bowel problems in the menopause, in: newsonhealth.co.uk
Postmenopausal women with irritable bowel syndrome (IBS) have more severe symptoms than premenopausal women with IBS - PMC, in: National Library of Medicine
Irritable Bowel Syndrome and Dietary Interventions - PMC, in: National Library of Medicine
Global Action Plan on Physical Activity 2018-2030, in: World Health Organization