Wasserlinsen essen: Geht das oder sind sie ungesund?
Entengrützensuppe – in den meisten Haushalten hierzulande wohl eher kein Klassiker für Sonntagmittag. Haben wir da vielleicht was verpasst? Die Wasserlinse – so lautet der offizielle Name der Entengrütze – soll voller Nährstoffe stecken. Kann man Wasserlinsen essen und sind sie vielleicht sogar gesund? Die Wissenschaft hat sich mit diesem Thema bereits beschäftigt.
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Die meisten verbinden sie wohl mit Spaziergängen im Park, Libellen und Froschkonzerten: Die Wasserlinse, im Volksmund Entengrütze genannt, ziert wie ein grüner Teppich Teiche und andere stehende Gewässer. Aber kann man Wasserlinsen auch essen?
Essbar ist die kleine Pflanze in jedem Fall: In vielen asiatischen Ländern wie Thailand, Laos und Myanmar gilt sie als ganz normales Gemüse und kommt in so ziemlich jeder Art von Speise – ob süß oder herzhaft – auf den Tisch. Da sie obendrein noch als die am schnellsten wachsende Pflanze der Welt gilt, halten einige Wissenschaftler:innen sie neben Chlorella-Algen, Insekten und Quallen sogar für vielversprechende zukünftige „Welternährer“. Allerdings gibt es bei der Sache einen Haken.

Sind Wasserlinsen essbar und gesund?
Forscher:innen der Uni Jena haben sich die Nährstoffzusammensetzung der Wasserlinse genauer angesehen, um ihre potenzielle Eignung zur Ernährung der Weltbevölkerung zu prüfen. Ihr Fazit: Die Entengrütze sei für diesen Zweck geradezu ideal geeignet.
Mit etwa 30 Prozent ist der Eiweißanteil der Wasserlinse demnach mit dem von Erbsen vergleichbar. Zudem könne sie mit einem hohen Anteil an Antioxidantien aufwarten und enthalte wertvolle Omega-3-Fettsäuren. Besonders gesund und vollgepackt mit Nährstoffen sind laut der Jenaer Wissenschaftler:innen Wasserlinsen der Gattung Wolffia.
Andere Ernährungsexpert:innen halten jedoch dagegen: Ein derart sensationeller Nährstoffgehalt bestehe nur bei der Trockenmasse der Wasserlinse; die unverarbeitete Pflanze bestehe zu 90 Prozent aus Wasser und habe nur einen geringen Nährstoffanteil. Um die Trockenmasse zu gewinnen, ist aus ihrer Sicht ein enormer Energieaufwand notwendig.
Zudem nehme die Entengrütze Schadstoffe wie Arsen, Cadmium, Radium, Uran und allerlei Pestizide sowie Arzneimittel aus dem sie umgebenden Wasser auf. Die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA kam in einer Beurteilung der Sicherheit von Wasserlinsen als Lebensmittel zudem zu dem Schluss, dass der Mangangehalt in der Pflanze im Vergleich zu anderem Blattgemüse bedenklich hoch ist.
Entengrütze essen – direkt aus dem Teich?
Sich etwas Entengrütze aus dem Gartenteich zu fischen und in den Salat zu mixen ist demnach keine besonders gute Idee. Denn dann würde man auch sämtliche Schadstoffe, Parasiten und andere Krankheitserreger aus dem Teich mitessen. Wer tatsächlich Wasserlinsen aus „eigener Ernte“ zubereiten möchte, sollte sie unbedingt vorher abkochen.
Der Geschmack von Wasserlinsen wird als „grün“ und relativ geschmacksneutral umschrieben. Das macht die Entengrütze – wenn man sie denn essen möchte – sehr vielfältig einsetzbar: Ob in Smoothies, Salaten, Omelett, Suppen oder Saucen; ähnlich wie Spinat oder Feldsalat fügen sich die Wasserpflanzen in so ziemlich jedes Gericht ein.
Wasserlinsen kaufen zum Essen: Wo geht das?
Seit Ende 2021 erlaubt die EU, Wasserlinsen auf dem europäischen Markt als Lebensmittel zu verkaufen. Sie werden beispielsweise in den USA auf speziellen Farmen in großen Tanks gezüchtet. Allerdings gestaltet sich die Suche nach Entengrütze als Lebensmittel in hiesigen Supermärkten, Drogerien und Reformhäusern eher erfolglos.
Da bleibt noch die Onlinebestellung: Hier findet man allerlei verarbeitete Wasserlinsen, etwa in Form von fertigen Smoothie-Mischungen, Kräutertrunks oder Wasserlinsenextrakt. Möchte man in den Genuss des vollen Nährstoffgehaltes der Entengrütze kommen, scheint das verarbeitete Produkt auch die beste Option zu sein – denn hierbei handelt es sich um die reine Trockenmasse der Pflanze.
Ob die Entengrütze uns alle in Zukunft einmal ernähren wird, sei also einmal dahingestellt – vielleicht sollten wir uns doch eher auf Grillen, Quallen und Algen verlassen. Jedenfalls kann man Wasserlinsen essen und hat – zumindest, wenn sie vorher verarbeitet oder zumindest abgekocht wurden und nur in Maßen genossen werden – keine negativen Konsequenzen zu befürchten.
Quellen:
Entengrütze als nachhaltiges Lebensmittel zugelassen, in: bzfe.de
EFSA: Keine Wasserlinsen als Novel Food, in: foodaktuell.ch
"Entengrütze": Kleine Pflanzen, große Chancen, in: idw-online.de