Wasserallergie: Wenn der Körper kein Wasser verträgt
Brennende Schmerzen, Schwellungen oder gar ein allergischer Schock – all das kann bereits durch kleinste Mengen Wasser auf der Haut ausgelöst werden. Der Grund: Eine Wasserallergie, für die es bislang keine Heilung gibt.

Im Extremfall macht eine Wasserallergie das Leben zu einem beschwerlichen Unterfangen. Betroffene können mitunter weder duschen noch Sport machen. Denn auch Schweiß kann bei Menschen mit einer Wasserallergie für schwere Hautreaktionen sorgen. Aber wie kann es sein, dass der Körper kein Wasser verträgt?
Gibt es eine Wasserallergie überhaupt?
Der menschliche Körper besteht zu 70 Prozent aus Wasser. Ohne Wasser kann ein Mensch nicht länger als drei Tage überleben. Und doch kann der Körper auf eine Substanz, die so existenziell für ihn ist, tatsächlich empfindlich reagieren. Die Wahrscheinlichkeit, dass man eine Wasserallergie entwickelt, ist zwar sehr gering – sie liegt bei eins zu 100 Millionen –, möglich ist es dennoch. Weltweit sind 35 Fälle bekannt.
Was ist eine Wasserallergie?
Eine Wasserallergie ist eine seltene Form der Nesselsucht (Urtikaria) und wird daher auch als Wassernesselsucht bezeichnet. Anders als der Begriff vermuten lässt, ist eine Wasserallergie keine Allergie im engeren Sinne, denn der Körper bildet keine Antikörper (Immunglobuline) gegen Wasser.
Aber ähnlich wie bei einer echten Allergie stuft der Körper Wasser fälschlicherweise als gefährlich ein. Infolgedessen reagiert das Immunsystem über: es kommt es zu einer verstärkten Ausschüttung von Histamin und anderen Entzündungsstoffen. Dadurch weiten sich die Blutgefäße, Flüssigkeit dringt ins Gewebe ein und lässt die Haut anschwellen.
Kommt die Haut mit Wasser in Berührung, kann das im schlimmsten Fall einen lebensbedrohlichen allergischen Schock zur Folge haben. Ob Leitungswasser, Regenwasser oder chlorhaltiges Wasser im Pool – jede Form von Wasser kann für Betroffene eine Gefahr darstellen.
Wie kommt es zu einer Wasserallergie?
Die Wasserallergie wurde erstmals Mitte des 20. Jahrhunderts beschrieben. Dennoch sind die genauen Ursachen für die Entstehung der Erkrankung noch immer ungeklärt. So ist nicht klar, welche Stoffe im Körper die überschießende Reaktion des Immunsystems verursachen. Man vermutet jedoch, dass nicht das Wasser an sich, sondern darin enthaltene Substanzen wie etwa Kalk, Salze und Keime für die Wasserallergie verantwortlich sind. Das erklärt, warum manche Betroffene nur auf bestimmte Arten von Wasser empfindlich reagieren.
Wasserallergie: Welche Symptome treten auf der Haut auf?
Je nach Ausprägung der Wassernesselsucht kann bereits ein Tropfen eine schwere allergische Reaktion in Form von Hautausschlägen hervorrufen. Selbst Tränen haben das Potenzial, Symptome auslösen. Dazu gehören:
starker Juckreiz
Rötungen
weiße Papeln
rote Quaddeln
Schwellungen
Schmerzen
Die Symptome bilden sich meist nur wenige Minuten nach dem Kontakt mit Wasser aus und können mehrere Stunden anhalten. Es müssen jedoch nicht alle Beschwerden auftreten: Manche verspüren auf der Haut lediglich ein Brennen oder leiden unter Juckreiz, während es bei anderen zu starken Schwellungen kommt.
Gegen Wasser Allergie entwickeln: Ist Duschen und Trinken möglich?
Wasser zu trinken und Lebensmittel mit hohem Wassergehalt zu essen, ist für Betroffene ungefährlich. Bei der Wassernesselsucht reagiert nur die Haut empfindlich auf Wasser, nicht aber die Schleimhäute. Andernfalls würden Betroffene auch auf das Wasser in ihrem Körper allergisch reagieren und wären somit nicht überlebensfähig.
Allerdings kann das Trinken problematisch werden, wenn das Wasser mit der Mundpartie oder dem Kinn in Berührung kommt. Auch das Schneiden von stark wasserhaltigen Lebensmitteln wie Gurken oder Tomaten ist für Menschen mit einer Wasserallergie nicht ohne Weiteres möglich.
Duschen oder Baden sind bei einer stark ausgeprägten Wasserallergie undenkbar, wie Erfahrungsberichte zeigen. Für die tägliche Hygiene kommen ausschließlich angefeuchtete Waschlappen oder Feuchttücher infrage. Weil auch Schweiß einen Hautausschlag verursachen kann, müssen Betroffene mitunter auch auf Sport verzichten und starke körperliche Betätigung vermeiden. Eine leichte Wasserallergie schränkt Betroffene in ihrem Alltag nicht stark ein, da sich in dem Fall beim Kontakt mit Wasser nur leichte, nicht lebensbedrohliche Symptome ausbilden.
Wie wird eine Wasserallergie behandelt?
Zwar gibt es bislang keine Heilungsmöglichkeiten, jedoch kann eine Wasserallergie spontan zurückgehen. Zudem besteht die Möglichkeit einer medikamentösen Behandlung. Mit Antihistaminika kann die Histaminausschüttung, die für die allergische Reaktion verantwortlich ist, unterdrückt werden. Zusätzlich können entzündungshemmende Hautcremes verwendet werden, damit Juckreiz und Rötungen schneller abklingen. Daneben muss auch bei einer leichten Wasserallergie auf langes Duschen, Vollbäder und Schwimmen verzichtet werden.
Quelle:
Nesselsucht, in: gesund.bund.de