Wasser im Ohr – was hilft wirklich?
Ob beim Schwimmen oder Duschen: Wenn zu viel Wasser in die Ohren bzw. den Gehörgang gelangt, nehmen wir Geräusche gedämpft wahr. Auch gelegentliches Knacken und Ohrenschmerzen gehen damit einher. Im Normalfall öffnet sich das Ohr nach kurzer Zeit von allein wieder. Doch was tun, wenn sich das Wasser mehrere Stunden oder Tage lang im Ohr hält? Darüber informiert der Hamburger HNO-Arzt Dr. Ingo Teudt.
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Wie bekommt man Wasser aus dem Ohr?
“Wasser im Ohr kann beim Baden oder Duschen vor dem intakten Trommelfell im Gehörgang festhängen – also im Außenohr”, erklärt Dr. Ingo Teudt. Der Grund sei laut des HNO-Arztes häufig die enge Anatomie oder auch Ohrenschmalz. “Eingetretene Flüssigkeit kann vorsichtig mit einer Handtuchecke aufgesaugt werden, auch Hüpfen mit dem Ohr nach unten geneigt oder Trockenföhnen sind Tricks zur Entfernung”, sagt Dr. Teudt. Aber Vorsicht: keine Q-Tips verwenden. Es besteht Verletzungsgefahr. “Bei Schnupfen oder Infekten der oberen Atemwege kann sich körpereigene Flüssigkeit im Mittelohr, also hinter dem Trommelfell, bilden. Dieses als Paukenerguss bezeichnete Wasser kann auch gluckern und zu einer plötzlichen Hörminderung führen. Ein Paukenerguss kann nicht durch Hausmittel entfernt werden und sollte immer von einem HNO-Arzt kontrolliert werden“, erklärt Dr. Teudt.
Wasser im Ohr kann sehr unangenehm sein und zu einer dumpfen Wahrnehmung von Geräuschen führen. Wie also kann man das Wasser aus dem Ohr bekommen? Hier finden Sie die besten Tipps:
Hüpfen und Kopfschütteln: Anfangs sollten Sie versuchen, das Wasser durch Springen, Drehen und Kopfschütteln herauszubekommen. Normalerweise geht das ganz einfach.
Föhnen: Sollte sich das Wasser hartnäckig im Ohr halten, können Sie zum Föhn greifen. Auf niedrigster Temperaturstufe halten Sie diesen im Abstand von 30 Zentimetern vor das jeweilige Ohr. Ziehen Sie mit der anderen Hand vorsichtig am Ohrläppchen. So verdunstet das Wasser.
Unterdruck: Erzeugen Sie Unterdruck, indem Sie die flache Hand gegen das betreffende Ohr pressen und dann wieder loslassen. Der Unterdruck kann das Wasser wie eine Saugglocke aus dem Gehörgang ziehen.
Keine Fremdkörper: Ein Fehler, der leider viel zu häufig gemacht wird? Wattestäbchen ins Ohr stecken und hoffen, dass es das Wasser aufsaugt oder löst. Lassen Sie die Finger davon. Es kann passieren, dass die Watte im Gehörgang stecken bleibt oder das Trommelfell verletzt wird.
Weshalb klingen die Geräusche dumpf, wenn Wasser im Ohr ist?
“Der Schall kann nicht mehr ausreichend zur Hörschnecke geleitet werden, da er physikalisch am Übergang von Luft in Wasser zu stark abgeschwächt wird”, erläutert Dr. Teudt. Geräusche können wir deshalb nur gedämpft wahrnehmen. Natürlich jeweils auf der Seite, auf der Wasser ins Ohr gelangt ist.
Aufgequollenes Ohrenschmalz – was tun?
Durch den Eintritt von Wasser in den Gehörgang kann es sein, dass sich die dumpfen Geräusche tagelang nicht bessern. Dann liegt es nahe, dass das Ohrenschmalz durch die Feuchtigkeit aufgequollen ist und auf dem Trommelfell liegt. Hier sollte in jedem Fall ein HNO-Arzt aufgesucht werden, der Betroffene sollte nicht selbst Hand anlegen. Der Arzt wird während der Untersuchung die Unversehrtheit des Trommelfells (möglich: Loch im Trommelfell) kontrollieren. Außerdem spült er das Ohr mit körperwarmen Wasser und sorgt dafür, dass sich das Ohrenschmalz auflöst. Am Schluss saugt er es vorsichtig ab.
Keime im Wasser: Entzündungsgefahr!
Wasser im Ohr sollte möglichst schnell entfernt werden, denn durch Keime im Wasser könnte es zu einer Entzündung des Gehörgangs kommen. “Verunreinigtes Bade- oder Duschwasser, welches vor dem Trommelfell (Außenohr) liegt, kann dort eine Entzündung des äußeren Gehörganges verursachen, man spricht dabei auch von Otitis externa”, so Dr. Teudt. “Der Gehörgang schwillt an und kann sehr stark schmerzen. Häufig wird diese Erkrankung im Urlaub bei schlecht gechlorten Schimmbädern und Hotelanlagen ausgelöst.” Daher komme auch der Spitzname: “Badeotitis” oder englisch „Swimmers ear“. Es sollte umgehend ein HNO-Arzt aufgesucht werden. Linderung können etwa Antibiotikasalben oder Streifeneinlagen in den Gehörgang verschaffen. Eine Gehörgangsentzündung kann mit stärkeren Ohrenschmerzen verbunden sein. Vor allem schmerzt es Betroffene, wenn sie auf den Ohrknorpel drücken oder am Ohr ziehen. Ohne ärztliche Behandlung droht eine chronische Entzündung.
Nur Wasser im Ohr? Diese Symptome könnten auf eine Infektion hinweisen
- Eingeschränktes Hörvermögen
- Ohrenschmerzen
- Unangenehmer Ohrendruck
- Juckreiz
- Fieber
- Allgemeines Krankheitsgefühl
- Schuppige Haut rund ums Ohr
- Schmerzen durch Wasser im Ohr
Ist in den letzten Tagen Wasser ins Ohr gelangt, sie konnten es nicht erfolgreich selbst entfernen und es haben sich unangenehme Ohrenschmerzen gezeigt? Suchen Sie lieber gleich einen HNO-Arzt auf. Die Schmerzen können auf eine Infektion hinweisen. Ihr Arzt sollte das jeweiliges Ohr genauer untersuchen, zurückgebliebenes Wasser absaugen und Ihnen eine geeignete Behandlungsmethode empfehlen (z.B. Antibiotika). Gleiches gilt für eine plötzliche Hörminderung mit Wassergefühl während eines Infekt der oberen Atemwege (Schnupfen – Husten).
“Besonders bei einem Paukenerguss während eines Infektes sollte immer ein HNO-Arzt konsultiert werden, da der Paukenerguss in seltenen Fällen auch giftig auf das Innenohr (die Hörschnecke) wirken kann. Erste Zeichen hierfür sind neue Ohrgeräusche, Ohrpiepen, Schwindel und Zunahme der Hörminderung auf dem Ohr”, sagt Dr. Teudt.
Wie kann man Wasser im Ohr gezielt vorbeugen?
Sie haben häufiger mit diesem Problem zu kämpfen? Wasserschutz-Ohrstöpsel können helfen. Angeborene oder erworbene Engstellen im Gehörgang können nach Kontrolle durch Ihren HNO-Arzt mit einem kleinen OP-Eingriff entfernt werden. Genauso wie Ohrentropfen mit Glycerin und Alkohol. Ein beliebtes Hilfsmittel von Wassersportlern (z.B. Segler, Taucher, Surfer). Aber: auch die Ohrentropfen können überschüssigen Ohrenschmalz aufquellen lassen.