Was tun, wenn der Reizdarm zu Gewichtsverlust führt?

Bei einem Reizdarm ist Gewichtsverlust kein übliches Symptom wie Durchfall oder Verstopfung, er kommt aber durchaus vor. Was steckt hinter einem Gewichtsverlust bei Reizdarm und was kann man dagegen tun?

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Durchfall, Verstopfung und Blähungen – die meisten Reizdarmbetroffenen kennen diese Symptome zur Genüge, weil sie regelmäßig darunter leiden. Eine weitere, wenn auch nicht so häufige Folge eines Reizdarms kann ungewollter Gewichtsverlust sein. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. In der Regel kommt es aufgrund eines veränderten Ernährungsverhaltens oder durch starke oder häufige Durchfälle zu einer unerwünschten Gewichtsabnahme bei einem Reizdarm. Wenn Betroffene sehr viel Gewicht in kurzer Zeit verloren haben, sollten sie sicherheitshalber von einem Arzt oder einer Ärztin abklären lassen, ob tatsächlich das Reizdarmsyndrom hinter dem Gewichtsverlust steckt.

Frau steht auf der Waage
Ein Reizdarm kann von ungewolltem Gewichtsverlust begleitet werden Foto: iStock/stockvisual

Auch ein Reizmagen kann, ähnlich wie der Reizdarm, von Gewichtsverlust begleitet werden. Zum Beispiel führen Symptome wie starke Bauchschmerzen und andauerndes Sodbrennen mitunter dazu, dass die Betroffenen weniger Appetit haben und nicht mehr so viel essen.

Wie kommt es zum Reizdarm und einem damit verbundenen Gewichtsverlust?

Es ist nicht bekannt, wie genau ein Reizdarm entsteht. Es gibt verschiedene Faktoren, die möglicherweise in einem Zusammenhang mit dem Reizdarmsyndrom stehen. Dazu gehört die Zusammensetzung des sogenannten Darmmikrobioms (Darmflora), also der Anteil der verschiedenen Mikroorganismen im Darm. Auch Veränderungen bei der Durchlässigkeit der Darmschleimhaut, eine verschlechterte Immunfunktion des Darms, eine verlangsamte Darmbeweglichkeit (Motilität) und Mikroentzündungen in der Darmschleimhaut werden als Ursachen diskutiert. Eventuell gibt es eine erbliche Veranlagung.

In der Folge haben die Betroffenen immer wieder Darmbeschwerden mit Symptomen wie Blähungen, Verstopfung oder Durchfall. Schmerzen und Krämpfe kommen häufig hinzu. Die Reizdarm-Schübe können unter anderem durch Stress, seelische Belastungen und bestimmte Lebensmittel ausgelöst werden.

Reizdarmsyndrom: Gewichtsverlust durch Durchfall

Es gibt verschiedene Reizdarm-Typen, etwa den Durchfalltyp oder den Verstopfungstyp – das jeweilige Symptom herrscht dann vor. Vor allem beim Durchfalltyp kann es beim Reizdarm zu Gewichtsverlust kommen. Durch den sehr dünnen und wässrigen Stuhl verliert der Körper viel Flüssigkeit. Das führt kurzzeitig (bis zum Ausgleich des Wasserverlustes) zu einer Gewichtsabnahme durch die Reizdarm-Symptome.

Hält der Durchfall lange an oder kehrt immer wieder zurück, kommt ein weiteres Problem hinzu: Der Körper hat kaum noch die Möglichkeit, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen. Das gilt sowohl für die sogenannten Mikronährstoffe (Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente) als auch für Makronährstoffe wie Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate. Erhält der Organismus jedoch nicht genügend Nachschub, bedient sich der Körper an den vorhandenen Fett- und Eiweiß-Depots. Auf diese Weise kann der Reizdarm ebenfalls zu Gewichtsverlust führen.

Gewichtsverlust bei Reizdarm durch fehlenden Appetit

Manche Betroffene verändern ihr Ernährungsverhalten bei einem Reizdarm, was ebenfalls ein Grund für den Gewichtsverlust sein kann. Denn wer ständig unter Durchfall, Verstopfung und Blähungen leidet, verliert mitunter die Freude am Essen.

Weitere Faktoren können den Appetit zusätzlich hemmen. Einer davon ist Stress. Er steht zudem im Verdacht, Reizdarm-Symptome wie Durchfall zu verstärken.

Hinzu kommt: Bereits ein geringer Mangel bestimmter Mikronährstoffe, wie Vitamin B2 und Zink, zeigt sich unter anderem durch weniger Appetit – ein Teufelskreis entsteht, und im schlimmsten Fall essen die Betroffenen immer weniger, was den Gewichtsverlust bei einem Reizdarm verstärkt.

Reizdarm und Gewichtsverlust: Wie gefährlich ist das?

Ob die Gewichtsabnahme ein Risiko für die Gesundheit ist, hängt vor allem davon ab, wie viel Gewicht die Betroffenen verloren haben. Grundsätzlich gilt: Ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als zehn Prozent des Körpergewichts innerhalb eines halben Jahres sollte immer medizinisch abgeklärt werden.

Außerdem ist Gewichtsverlust gefährlich, wenn er dazu führt, dass die Betroffenen längerfristig an Untergewicht leiden. Als untergewichtig gelten Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) von unter 18,5 – der BMI setzt das Körpergewicht eines Menschen in ein Verhältnis zu seiner Größe.

Bleibt der Gewichtsverlust bei einem Reizdarm hingegen in einem moderaten Rahmen, gibt es selten Grund zur Sorge. Betroffene sollten ihr Gewicht aber im Blick behalten und gegebenenfalls gegensteuern. Ähnlich sieht es aus, wenn die Kilos in einer akuten Durchfallphase mit hohem Wasserverlust purzeln. Der Körper kann das in der Regel gut kompensieren, wenn es sich um ansonsten gesunde Erwachsene handelt. Wichtig ist, bei regelmäßigen Durchfällen viel zu trinken, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

Gewichtsverlust: Wenn es nicht am Reizdarm liegt

Wenn Menschen mit Reizdarm an Gewichtsverlust leiden, liegt es nahe, einen Zusammenhang zwischen Reizdarmsyndrom und verlorenem Körpergewicht zu suchen. Das muss aber nicht so sein. Selbst bei häufigem Durchfall kann eine andere Ursache dahinterstecken. Deswegen ist es wichtig, mögliche Ursachen ärztlich abklären zu lassen. Infrage kommen dafür unter anderem chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Erkrankungen von Galle, Leber oder Bauchspeicheldrüse.

Reizdarm: Tipps gegen Gewichtsverlust bei fehlendem Appetit

Hat ein:e Mediziner:in ernsthafte Ursachen für Ihre Gewichtsabnahme ausgeschlossen und basiert diese auf Appetitlosigkeit und veränderten Ernährungsgewohnheiten, sollten Sie wieder mehr und regelmäßig essen, auch wenn Sie unangenehme Folgen wie Blähungen oder Durchfall fürchten.

Beginnen Sie mit einer Bestandsaufnahme: Wann esse ich was und wie viel, wie und mit wem (auch die Gesellschaft hat Einfluss darauf, was und wie viel wir essen). Berechnen Sie dann, wie viele Kalorien Sie täglich zu sich nehmen. Dabei helfen Nährwerttabellen oder auch Apps zur Nährwertberechnung. Wer sich unsicher ist, kann sich Hilfe bei einer Ernährungsberatung suchen.

Basierend auf dieser Berechnung versuchen sie, künftig 500 Kilokalorien (kcal) pro Tag mehr zu sich zu nehmen. Entweder über zusätzliche Zwischenmahlzeiten oder größere Portion – abhängig von Ihren Vorlieben. Zum besseren Verständnis – 500 kcal stecken beispielsweise in:

  • einem Liter Fruchtsaft

  • einer Tafel Schokolade

  • 550 Gramm Bananen (zwei große Früchte)

  • 1,5 Kilogramm Erdbeeren

  • 70 Gramm Nüssen

  • 0,8 Liter Vollmilch

Gewichtsverlust bei Reizdarm: Greifen Sie zu diesen Lebensmitteln

Mithilfe einer angepassten Ernährung gibt es verschiedene Wege, bei Reizdarm einen Gewichtsverlust auszugleichen. Lebensmittel mit vielen Bitterstoffen regen beispielsweise den Appetit an und helfen Ihnen so, etwas mehr zu essen. Dazu zählen Chicorée, Grapefruit, Artischocken, Auberginen, Rosenkohl, Rucola oder Radicchio.

Eine weitere Möglichkeit ist es, Gerichte die von Natur aus weniger Kalorien enthalten, kalorienreich zu „verfeinern“. Geben Sie zum Beispiel einem Schuss Sahne in der Soße oder die doppelte Portion Parmesan auf die Pasta. Käsestreifen oder geröstete Brotwürfel können Salate anreichern, während Sie Gemüse mit einem Extralöffel Olivenöl dünsten. Auch beim Obst gibt es große Unterschiede: Während Sie Äpfel und Erdbeeren in großen Mengen essen müssten, um die Kalorienbilanz nach oben zu treiben, enthalten Bananen, Trauben, Kirschen sowie Trockenfrüchte von sich aus mehr Energie.

Bauen Sie außerdem täglich kleine Snacks mit gesunden, hochwertigen Fetten ein: ein paar Nüsse, Oliven oder Avocado (zum Beispiel als Aufstrich aufs Brot) sind eine gesunde Zwischenmahlzeit, die Ihnen hilft, bei einem Reizdarm einem Gewichtsverlust entgegenzuwirken.