Was tun gegen Vergesslichkeit?

Wenn wir ein neues Instrument oder eine Sprache lernen, freut sich unser Gehirn: Denn es funktioniert wie ein Muskel, der durch Training immer stärker wird
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Es ist ganz normal, ab und zu etwas zu vergessen – nerven kann es aber trotzdem. Doch was tun gegen Vergesslichkeit? Die Antwort finden Sie hier.

Gedächtnisstörung, Demenz oder Alzheimer?

Wenn Mediziner von Demenz sprechen, meinen sie alle Erkrankungen, die mit dem Verlust der geistigen Funktionen einhergehen. Die Fähigkeiten sich zu erinnern, zu denken oder sich zu orientieren, sind eingeschränkt. In einem späten Stadium sind Betroffene nicht mehr eigenständig. Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz-Erkrankung. Weit mehr als die Hälfte der Gedächtnisstörungen wird durch Alzheimer hervorgerufen. Durch die Ablagerung schädlicher Eiweiße im Gehirn wird die Kommunikation zwischen Nervenzellen in verschiedenen Hirn-Regionen massiv gestört.

Welche Symptome sind normal, welche krankhaft?

Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor der Wohnungstür und wissen nicht, wo der Schlüssel ist. Oder der Geldautomat spuckt keine Euros mehr aus, weil Sie die Geheimzahl Ihrer EC-Karte vergessen haben. Und wer war eigentlich der Mann, der gerade so freundlich gegrüßt hat? Jeder kennt das – aber es ist kein Grund zur Sorge. Denn solche kleinen Pannen können vorkommen und sind keineswegs gleich ein Hinweis auf eine krankhafte Vergesslichkeit.



Gedächtnis-Schubladen im Gehirn

Unser Gehirn filtert Informationen, muss Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden. Zuerst wird alles im Kurzzeit-Gedächtnis abgespeichert. Doch dieses verfügt nicht über unbegrenzte Kapazitäten – sondern muss nach einigen Minuten eine Entscheidung treffen: Was ist relevant und was kann schnell wieder gelöscht werden? Alle Informationen, die für wichtig erachtet werden, kommen in das Langzeit-Gedächtnis.
 Doch auch dieses ist nicht unbegrenzt und immer abrufbar. Die Informationen werden in verschiedenen „Schubladen“ abgelegt. Deshalb kann es auch manchmal etwas länger dauern, bis man sich an gewisse Erlebnisse wieder erinnert.

Eine Frau hält ihre Enkelin im Arm
An Ereignisse, die mit starken Emotionen verbunden sind, können wir uns besonders gut erinnern Foto: Fotolia

Gefühle und Erinnerungen

Einen ganz wesentlichen Einfluss auf unser Erinnerungsvermögen haben Emotionen. Gefühle sind wie Widerhaken, mit denen Erinnerungen in unserem Gehirn verankert werden. An Situationen, die mit positiven Empfindungen verbunden sind, denken wir gerne zurück.


Und was tun gegen Vergesslichkeit?

Doch was, wenn uns im entscheidenden Moment etwas nicht einfällt? Was kann ich tun gegen diese Vergesslichkeit? Mit kleinen Tricks können wir unser Gedächtnis schnell beeinflussen: Halten Sie den Zeigefinger mit etwa einem halben Meter Abstand vor das Gesicht. Schauen Sie abwechselnd auf den Finger und in die Ferne, zehn Mal wiederholen. Dabei werden beide Gehirnhälften angeregt, der entfallene Gedanke kommt meist wieder zurück.

 Sollten Sie während des Sprechens den roten Faden verlieren, reden Sie einfach weiter. Neue Gedanken und Ideen entstehen, eben noch Vergessenes fällt Ihnen wieder ein.



Senioren auf dem Fahrrad
Ältere Menschen, die sich regelmäßig bewegen, haben ein um 37 Prozent geringeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken Foto: istock

Stress mindert Merkfähigkeit

Fühlen Sie sich dennoch so, als würden Sie in letzter Zeit mehr als zuvor vergessen? Möglicherweise liegt es daran, dass Sie viel um die Ohren haben. Oder Sie müssen gerade mit einer großen Belastung fertig werden. Vielleicht sind es aber auch neue Tabletten, die Sie einnehmen. Denn viele Arzneien können sich negativ auf die geistige Fitness auswirken.



Wer Sport treibt, hat Köpfchen

Das Ergebnis eines Experiments der Harvard University verblüffte selbst die Forscher: Entgegen aller Erwartungen schnitt die Gruppe der über 50-jährigen Teilnehmer beim Memoryspielen nicht nur genauso gut ab wie die der 20-Jährigen. Sie schlug sogar einige Probanden, deren sportliche Aktivitäten gegen null tendierten. Und genau das lieferte die Erklärung: Alle älteren Testpersonen bewegten sich täglich 30 Minuten – sie walkten, fuhren Rad, gingen Tanzen oder Schwimmen.

Doch kann Sport wirklich nachhaltig unsere Denkleistung verbessern? Forscher sind sich heute einig: Das Gehirn ist eines der Organe, die am meisten von körperlichem Training profitieren. Ein Grund dafür ist die bessere Durchblutung: Sport erhöht die Leistung von Herz und Gefäßen. Dadurch wird das Gehirn besser mit Nährstoffen versorgt. Entzündungswerte sinken, neue Nervenzellen werden gebildet – bis ins hohe Alter.

Älteres Ehepaar im Urlaub
Was tun gegen Vergesslichkeit? Öfter mal was neues ausprobieren! Unser Gehirn liebt die Abwechslung – und zwar in allen Lebensbereichen Foto: Corbis Germany

Ältere Menschen, die sich regelmäßig bewegen, haben ein um 37 Prozent geringeres Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Die Bewegung sollte aber unbedingt ein Mindestmaß an Anstrengung erfüllen. Praktisch heißt das: Sie sollen sich nicht total verausgaben, aber mindestens dreimal die Woche eine halbe Stunde leicht ins Schwitzen geraten.



Abwechslung ist Trumpf

Was tun gegen Vergesslichkeit? Die beste Antwort auf diese Frage lautet: für Abwechslung sorgen. Unser Gehirn liebt die Abwechslung – und zwar in allen Lebensbereichen. Der Grund: Wir können uns das Gehirn wie einen Muskel vorstellen, der durch regelmäßiges Training immer leistungsfähiger wird. Bis ins hohe Alter entstehen neue Verbindungen zwischen Nervenzellen (sogenannte Synapsen) – wenn das Gehirn gefordert wird.

Variieren Sie deshalb im Alltag so viel wie möglich: Gehen Sie einen anderen Weg zum Supermarkt oder Ihre gewöhnliche Spazierrunde in die entgegengesetzte Richtung. Versuchen Sie, mit links die Fenster oder auch Ihre Zähne zu putzen. Halten Sie beim Spielen die Karten in der anderen Hand oder probieren Sie einmal beim Essen das Besteck zu vertauschen.



Tanzen gegen Vergesslichkeit
Was tun gegen Vergesslichkeit? Mit links die Fenster putzen, endlich Spanisch lernen, zum Tanztee gehen – das perfekte Programm für mentale Fitness Foto: istock

Was tun gegen Vergesslichkeit? Lernen hilft in jedem Alter

Was können wir noch tun gegen die Vergesslichkeit? Mit links die Fenster putzen, endlich Spanisch lernen, zum Tanztee gehen – das perfekte Programm für mentale Fitness:
 Forscher konnten nachweisen, dass jegliche Art von Neuigkeit das Gehirn in eine positive Erregung versetzt, die es bei Altbekanntem nicht zeigt. Etwas Neues zu lernen, macht also in jedem Lebensalter Sinn. Wichtig ist dabei jedoch, dass Sie Spaß und ehrliches Interesse an dem haben, was Sie lernen.

Wählen Sie deshalb ganz bewusst aus: Gibt es vielleicht eine Fremdsprache, die Sie lernen oder ein Musikinstrument, das Sie schon immer spielen wollten? Oder reizt Sie ein Yoga- oder Patchwork-Kurs? Gibt es ein Land, das Sie besonders fasziniert? Oder Sie entscheiden sich für einen Computerkurs und tauchen tiefer ein in die Welt des Internets ein. 

Trauen Sie sich – es gibt eine Vielzahl von Angeboten. Informieren Sie sich bei Volkshochschulen, Kirchengemeinden oder Reise-Veranstaltern.