Was sind U-Boot-Eltern? An diesen 3 Anzeichen erkennt man sie

Helikopter-Eltern kreisen unentwegt über ihren Kindern dahin und überwachen jede ihrer Bewegungen; Rasenmäher-Eltern räumen jedes potenzielle Hindernis aus dem Weg, bevor der Nachwuchs es auch nur bemerken konnte. Doch was sind U-Boot-Eltern? Erklärung und Definition des Begriffs und die wichtigsten Erkennungsmerkmale!

JW Video Platzhalter
Zustimmen & weiterlesen
Um diese Story zu erzählen, hat unsere Redaktion ein Video ausgewählt, das an dieser Stelle den Artikel ergänzt.

Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.

Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.

Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Der Begriff U-Boot-Eltern ist kein psychologischer Fachausdruck – es handelt sich dabei um einen von dem Schulrechtler Thomas Böhm in einem FOCUS-Interview geprägten Terminus. Er bezieht sich spezifisch auf das Verhalten von Eltern bezüglich der Schullaufbahn ihrer Kinder. Was sind U-Boot-Eltern also genau und wie unterscheiden sie sich von anderen Elterntypen?

Ein Mädchen geht zur Schule
Sogenannte U-Boot-Eltern lassen ihre Kinder in schulischen Belangen weitestgehend allein Foto: iStock/LeManna

Was sind U-Boot-Eltern? Definition des Begriffs

Anders als bei den weitbekannten und vielbesprochenen Helikopter-Eltern und Rasenmäher-Eltern ist bei U-Boot-Eltern nicht zu viel Aufmerksamkeit das Problem. Dieser Elterntyp glänzt vielmehr mit Abwesenheit und hält sich aus den schulischen Belangen seines Kindes komplett heraus – zumindest so lange, bis die Situation vollends entgleist. Dann zeichnen sich die Mütter und Väter durch aggressiv-forderndes Verhalten gegenüber den zuständigen Pädagog:innen aus.

Was bedeutet U-Boot-Eltern? 3 Merkmale

Insbesondere drei Verhaltensweisen zeichnen U-Boot-Eltern aus:

1. U-Boot-Eltern tauchen ab

Nach der Einschulung sehen Lehrer:innen wenig von diesem Elterntyp. Elternsprechtag, Elternabend? Fehlanzeige. Die U-Boot-Eltern erscheinen zu solchen Anlässen nicht. Sie kommen mit den für ihr Kind zuständigen Pädagog:innen gar nicht ins Gespräch und bemerken so auch nicht, wenn ihr Kind Schwierigkeiten in der Schule entwickelt, etwa mit den Leistungsanforderungen nicht zurechtkommt oder Probleme mit Mitschüler:innen hat.

2. U-Boot-Eltern tauchen plötzlich auf und greifen an

Wenn allerdings ernsthafte Konsequenzen drohen und etwa die Versetzung des Kindes gefährdet ist, tauchen die U-Boot-Eltern plötzlich auf und „fahren schwere Geschütze auf“ wie Experte Thomas Böhm gegenüber FOCUS Online betont. Das geht von Beschwerden bei den zuständigen Lehrer:innen oder gleich der Schulleitung über die Drohung mit dem Anwalt bis zur Klage.

3. U-Boot-Eltern übernehmen keine Verantwortung

Mit dem plötzlichen Auftauchen der U-Boot-Eltern und ihren teils aggressiven Kampfansagen wird deutlich: Dieser Elterntyp übernimmt keinerlei Verantwortung für die Schullaufbahn seines Kindes. Zunächst überlassen diese Mütter und Väter es dem Kind allein, seinen Schulalltag zu meistern, und zeigen kaum Interesse daran, wie es dem Nachwuchs in der Schule ergeht. Eskaliert die Situation und sie stehen plötzlich doch auf dem Plan, erwarten sie von Lehrer:innen, Schulleitung und im Notfall Anwält:innen, die Probleme zu lösen – auch jetzt sehen sie keinerlei Verantwortung bei sich selbst. Schulrechtler Böhm: „Jemand, der glaubt er hätte nur Rechte und keine Pflichten, hat alle Verantwortung an die Schule abgegeben. Diese Haltung kann nicht funktionieren.“

U-Boot-Eltern: Bedeutung für das Kind

Typisch ist laut Böhm die fordernde und unnachgiebige Haltung solcher Eltern: „Viele schulische Entscheidungen werden von bestimmten Eltern nicht mehr akzeptiert.“ Zwar könne das auch produktiv sein, doch viele Eltern verhielten sich direkt „abgrenzend und aggressiv“ und hätten „lediglich das Ziel, sich durchzusetzen.“ Das ist aus Sicht des Experten die falsche Strategie: „Eltern, die ein gutes Ergebnis für ihre Kinder haben wollen, sollten keine Drohkulisse aufbauen.“

Am Ende leidet vor allem das Kind unter dem Verhalten seiner Eltern – unter der fehlenden Unterstützung im Schulalltag ebenso wie unter den verhärteten Fronten zwischen Eltern und Lehrer:innen.

Allerdings beobachtet Böhm auch bei vielen Lehrkräften eine Tendenz dazu, konstruktive Gespräche zu boykottieren. Einige Pädagog:innen können demnach nicht gut mit Kritik umgehen und lassen diese darum von vornherein nicht gelten. Sein Appell geht darum an beide Parteien: „Eltern – und auch Lehrer – vergessen häufig, dass Schule eine Gemeinschaftsveranstaltung ist. Nur wenn beide gemeinsam handeln und sich gut abstimmen, funktioniert das.“

Was bedeutet U-Boot-Eltern in den USA? Andere Interpretation des Begriffs

In den USA versteht man unter „Submarine Parenting“ etwas anderes – und zwar einen allgemeinen Erziehungsstil (nicht nur auf die Schule bezogen), der sich zwischen übervorsorglichen Helikopter-Eltern und einem eher desinteressierten Erziehungsstils des „einfach Laufenlassens“ bewegt.

Sogenannte submarin parents tauchen auch ab – allerdings nur aus dem Sichtfeld ihres Kindes; in Wahrheit beobachten sie dessen Handeln und Entwicklung aus der Distanz relativ genau und sind jederzeit bereit, einzuschreiten, wenn das Kind nicht mehr allein zurechtkommt. Diese Mütter und Väter ermutigen ihre Kinder, Entscheidungen und Schwierigkeiten allein zu meistern – immer in dem Bewusstsein, dass die Eltern bereitstehen, wenn sie wirklich gebraucht werden.

Besser als U-Boot-Strategie: Präsenz zeigen und zusammenarbeiten

Im Unterschied zu diesem Erziehungskonzept eilen U-Boot-Eltern ihrem Kind auch dann nicht zur Seite, wenn es Unterstützung bräuchte. Eltern tun in jedem Fall gut daran, regelmäßig Präsenz und Interesse am Schulalltag ihres Kindes zu zeigen und immer wieder Gelegenheiten wahrzunehmen, sich zu informieren, wie der Nachwuchs zurechtkommt.

Denn es sind vor allem die Eltern, die die Verantwortung für den Bildungserfolg ihres Kindes tragen und deren Job es ist, den Nachwuchs bei entsprechenden Schwierigkeiten zu unterstützen. Das bedeutet keineswegs, die Schüler:innen zur Unselbstständigkeit zu erziehen – im Gegenteil können Eltern ihren Kindern so ein gutes Vorbild darin sein, was es heißt, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Denn das ist es, was U-Boot-Eltern lernen müssen – und die Schule ist dafür ja bekanntlich nicht der schlechteste Ort.

Quellen:

Schulrechtler: „U-Boot-Eltern schaden ihren Kindern mehr als Helikopter-Eltern“, in: focus.de

Submarine Parenting, in: psychologytoday.com