Was sind Milchsäurebakterien?

Was genau sind Milchsäurebakterien?  Wer sollte sie zu sich nehmen und in welchen Nahrungsmitteln sind sie enthalten?

Milchsäurebakterien
Milchsäurebakterien der Gattung Laktobazillus wurden 2018 zu den "Mikroben des Jahres" gekürt Foto: iStock/Dr_Microbe
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Im menschlichen Darm leben Milliarden von Mikroorganismen, die meisten davon tummeln sich im Dickdarm. All diese Mikroorganismen zusammen bilden die sogenannte Darmflora – und die hat einen enormen Einfluss auf unsere Gesundheit, wie zahlreiche Studien in den letzten Jahren gezeigt haben. So spielt sie eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr und der Gewichtsregulierung und schützt sogar das Gehirn vor Erkrankungen. Zudem konnten Forscher belegen, dass sich ein Ungleichgewicht der Darmflora negativ auf die Psyche von Kindern auswirken kann.

Warum sind Milchsäurebakterien so wichtig?

Die wohl bekanntesten und wichtigsten Bewohner der Darmflora sind die sogenannten Milchsäurebakterien. Neben ihrer positiven Wirkung auf die Gesundheit haben diese Mokroben auch einen großen Nutzen für die Industrie: Milchsäurebakterien werden verwendet, um Lebensmittel länger haltbar zu machen.

Milchsäurebakterien unterstützen den Darm tatkräftig bei der Verarbeitung der Nahrung und der Immunabwehr. Zudem konnten Berliner Forscher zeigen, dass die Einnahme der Bakterien die blutdrucksteigernde Wirkung einer salzhaltigen Nahrung bei Mäusen ausgleicht. Eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse ergab außerdem, dass bestimmte Milchsäurebakterien Koliken bei Babys lindern können – zumindest bei Säuglingen, die ausschließlich gestillt werden.

Doch Milchsäurebakterien sind empfindlich gegenüber äußeren Einflüssen. So kann eine Ernährung, die reich an industriell verarbeiteten Lebensmitteln mit viel Weißmehl und Zucker ist, zu einem Absterben der nützlichen Bakterien führen.

Wer sollte Milchsäurebakterien einnehmen?

Auch die Einnahme von Antibiotika lässt den Milchsäurebakterien-Bestand im Darm schrumpfen. Denn die Medikamente haben die Aufgabe, Bakterien abzutöten und unterscheiden dabei nicht zwischen „guten“ Bakterien und Krankheitserregern – dieser Kahlschlag wirkt sich negativ auf den Darm aus. Eine 2015 veröffentlichte Studie ergab, dass es ein ganzes Jahr dauern kann, bis die Darmflora sich wieder von der Antibiotikaeinnahme erholt hat. In dieser Zeit können Patienten mit Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen und Darmpilzbefall zu kämpfen haben.

Wer Antibiotika einnimmt, sollte darum begleitend Probiotika zu sich nehmen – das sind lebende Organismen (in der Regel sogenannte Laktobazillen und andere Milchsäurebakterien), die sich im Darm ansiedeln. Sie sind in Form von Kapseln, Tropfen oder Pulver in der Apotheke erhältlich. Die Therapie sollte nach der Antibiotikaeinnahme noch einige Wochen fortgesetzt werden, um einer Schädigung der Darmflora vorzubeugen.

Zudem sollten Menschen, deren Darmflora aus anderen Gründen geschädigt ist, ihrem Darm eine Aufbaukur mit Probiotika gönnen. Symptome können neben Verdauungsbeschwerden auch Kopfschmerzen, Müdigkeit und eine verstärkte Infektionsanfälligkeit sein. Wer den Verdacht hat, hinter seinen Beschwerden könnte eine gestörte Darmflora stecken, sollte sich an seinen Arzt wenden. Dieser kann die Diagnose per Stuhlanalyse bestätigen.

In welchen Nahrungsmitteln sind Milchsäurebakterien enthalten?

Zum Wiederaufbau der Darmflora gehört außerdem eine darmfreundliche, also möglichst zucker- und weißmehlarme Ernährung. Zudem sollten viele probiotisch wirkende Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen. Dazu gehören Apfelessig, frisches Sauerkraut (z.B. aus dem Reformhaus), Naturjoghurt oder Kefir sowie Rohmilchkäse.