Was sind Hormone – und welche gibt es?

Jeder hat schon mal von Sexualhormonen wie Östrogen und Testosteron gehört oder von Insulin und Dopamin. Aber was sind Hormone überhaupt? Was machen sie im Körper und welche Hormone gibt es? Ein Überblick über unser Hormonsystem.

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Ohne ein funktionierendes Hormonsystem wäre unser Körper aufgeschmissen. Ist nur ein Hormon in seiner Funktion gestört, hat das spürbare Auswirkungen: Ein Serotoninmangel kann uns depressiv machen, ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen führt zu Schweißattacken und wenn der Östrogenspiegel zu hoch ist, sind Wassereinlagerungen oftmals die Folge. Aber warum ist das so? Was sind Hormone und was machen sie im Körper?

Eine Illustration eines Neuronennetzwerks
Hormone fungieren als Botenstoffe, die Signale zwischen den Zellen übertragen Foto: iStock/K_E_N

Was sind die Hormone? Einfach erklärt!

Das Wort „Hormon“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „antreiben“. Das beschreibt ihre Aufgabe im Körper ganz gut: Hormone sind chemische Botenstoffe, die die Kommunikation zwischen den Zellen gewährleisten und so verschiedene Stoffwechselprozesse im Körper erst ermöglichen. Sie werden in spezialisierten Zellen gebildet, wobei die Zellen der sogenannten endokrinen Drüsen den Großteil der Hormone produzieren.

„Endokrin“ sind Organe und Zellen, die Hormone direkt in die Blutbahn abgeben. Zu den endokrinen Drüsen zählen

  • die Schilddrüse,

  • die Nebennieren,

  • die Hirnanhangdrüse (Hypophyse),

  • der Hypothalamus,

  • die Bauchspeicheldrüse und

  • die Keimdrüsen – die Hoden beim Mann und die Eierstöcke bei der Frau.

Die Hormone gelangen über die Blutbahn zu jeder Zelle des Körpers. Aber sie wirken nur dort, wo sie gebraucht werden. Ganz nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip haben die Zielzellen spezielle Andockpunkte, an denen nur bestimmte Hormone binden können.

Neben den Hormonen aus den endokrinen Drüsen gibt es auch Gewebshormone. Damit sind Hormone gemeint, die nicht ins Blut abgegeben werden, sondern direkt in den benachbarten Zellen ihre Wirkung entfalten. Die bekanntesten Vertreter aus dieser Gruppe sind die beiden Hormone Serotonin und Histamin.

Der Hypothalamus, ein Gehirnareal im Zwischenhirn, übernimmt im Hormonsystem (endokrines System) eine übergeordnete Rolle: Über Steuerhormone sorgt er dafür, dass die Hirnanhangdrüse Hormone produziert, die wiederum die Bildung anderer Hormone im Körper stimulieren. 

Was machen Hormone im Körper?

Die Hormone beeinflussen so viele Körperprozesse, dass man sie kaum alle aufzählen kann. Es lassen sich jedoch sieben Hauptfunktionen von Hormonen ausmachen:

  • Energiestoffwechsel: Beim Energiestoffwechsel spielen vor allem Schilddrüsenhormone eine große Rolle. Das merkt man besonders dann, wenn die Schilddrüse zu wenig oder zu viele Hormone produziert: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion laufen alle Prozesse im Körper verlangsamt ab, sodass der Körper weniger Kalorien verbraucht und mehr Fett einlagert – mit der Folge, dass es zu einer Gewichtszunahme kommt. Zu viele Schilddrüsenhormone lassen den Stoffwechsel hingegen auf Hochtouren laufen. Die Energiereserven werden so schnell aufgebraucht, dass Betroffene Gewicht verlieren, obwohl sie viel essen.

  • Blutzuckerstoffwechsel: Die Bauchspeicheldrüse bildet Hormone, die den Zuckergehalt im Blut regulieren. Dazu gehört Insulin, das die Zellen dazu bringt, den im Blut zirkulierenden Zucker (Glukose) aus dem Blut aufzunehmen. Der Gegenspieler von Insulin ist Glukagon, das den Blutzucker zur Energiegewinnung des Körpers anhebt. Glukagon wird vermehrt ausgeschüttet, wenn dem Körper keine Nahrung zugeführt wird. Das soll verhindern, dass der Blutzuckerspiegel zu sehr absackt.

  • Knochenstoffwechsel: Die Knochen bestehen aus Eiweiß-Fasern und verschiedenen Mineralstoffen, vor allem Kalzium. Wenn der Körper den Mineralstoff an anderer Stelle benötigt, wird er aus den Knochen rausgelöst. Für diesen Prozess ist das in den Nebenschilddrüsen gebildete Parathormon verantwortlich.

  • Wasser- und Salzhaushalt: Über die Nieren werden überschüssiges Wasser und Salze aus dem Körper gespült und so das Gleichgewicht des Wasser- und Salzhaushalts aufrechterhalten. Die Urinausscheidung wird jedoch von Hormonen gesteuert: Aldosteron fördert sie, das antidiuretische Hormon (ADH) hemmt sie.

  • Stressreaktion: Wenn der Körper unter psychischer oder körperlicher Belastung steht, werden Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet. Denn sie mobilisieren die Energiereserven – sie setzen Zucker und Fett frei – und bereiten den Körper darauf vor, in Notsituationen Höchstleistung zu erbringen: Der Blutdruck steigt, die Muskeln spannen sich an, die Aufmerksamkeit schärft sich und die Atemwege erweitern sich.

  • Wachstum: Für das Wachstum von Muskeln, Knochen und Organen in der Kindheit und Pubertät ist Somatotropin verantwortlich. Der Körper schüttet das Hormon spät am Tag aus – darum treten Wachstumsschmerzen ausschließlich abends und nachts auf. Aber auch über die Pubertät hinaus bildet der Körper Somatotropin, da es an weiteren Stoffwechselprozessen beteiligt ist, unter anderem am Fett- und Blutzuckerstoffwechsel.

  • Fortpflanzung: Unter Einfluss von Sexualhormonen wie Östrogen bei Frauen und Testosteron bei Männern setzen vielfältige körperliche Veränderungen ab der Pubertät ein, dazu gehört vor allem das Reifen der Geschlechtsorgane. Bei Frauen steuern zudem die Hormone Östrogen und Progesteron den Zyklus.

Zwar kann man jedem Hormon eine Hauptfunktion zuordnen. Doch die meisten Hormone haben nicht nur eine Wirkungsstätte – sie nehmen Einfluss auf verschiedene Prozesse im Körper. Ein Beispiel: Insulin ist für seine blutzuckersenkende Wirkung bekannt. Darüber hinaus beschleunigt Insulin aber auch die Aufnahme von Kalium, Aminosäuren und Triglyceriden in die Muskel- und Fettzellen.

Außerdem sind an jeder Körperfunktion mehrere Hormone beteiligt. So wird z.B. die Stimmung von Muntermachern wie Dopamin, Serotonin, Oxytocin, aber auch von Sexualhormonen wie Östrogen und Testosteron beeinflusst.

Die Hormone sind genau aufeinander abgestimmt, weil die hormonbildenden Drüsen und Zellen auf Veränderungen reagieren. Wenn beispielsweise die Schilddrüse zu viele Hormone (T3 und T4) ausschüttet, geht ein Signal an die Hypophyse raus, die Produktion des Schilddrüsenstimulierenden Hormons TSH zu drosseln. Sind jedoch zu wenige T3- oder T4-Hormone im Umlauf, setzt der Hypothalamus mit TRH ein Hormon frei, das die Bildung von TSH in der Hirnanhangdrüse ankurbelt.

Welche Hormone gibt es?

Die Wissenschaft weiß nicht genau, wie viele Hormone der Körper produziert – man geht aber von mehr als 1.000 Hormonen aus, von denen wir nach jetzigem Stand rund 100 kennen. Das sind die wichtigsten:

Hormone und ihre Wirkung

Hormon

Bildungsort im Körper

Wirkung

Adrenalin

Nebennierenmark

Wird bei Stress, Angst und Anstrengung gebildet, wodurch unter anderem Blutdruck und Puls steigen und vermehrt Zucker zur Energiegewinnung freigesetzt wird.

Aldostoron

Nebennierenrinde

Reguliert den Blutdruck, indem es die Ausscheidung von Wasser und Salzen über den Urin steuert.

Dopamin

Nebennierenmark

Vorstufe von Noradrenalin. Ist an verschiedenen geistigen, emotionalen und motorischen Prozessen beteiligt. Im Belohnungszentrum des Gehirns sorgt es für Antrieb und Motivation.

FSH (Follikel-stimulierendes Hormon)

Hypophyse

Fördert den Eisprung, die Eizellreifung und die Östrogenproduktion, bei Männern die Spermienproduktion.

Glukagon

Bauchspeicheldrüse

Gegenspieler von Insulin, erhöht den Blutzuckerspiegel durch Mobilisierung der Zuckerreserven in der Leber. Wird freigesetzt, wenn der Blutzuckerspiegel zu stark absinkt.  

Histamin

Mastzellen

Wichtiger Bestandteil des Immunsystems, dient der Abwehr von Fremdkörpern, indem es eine Entzündungsreaktion auslöst.

Cortisol

Nebennieren

Ist an der Stressreaktion des Körpers beteiligt und hat eine leistungssteigender Wirkung. Es bewirkt unter anderem, dass der Blutdruck steigt und die Informationsverarbeitung erleichtert.

Melatonin

Zirbeldrüse

Reguliert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Wird aus Serotonin gebildet.

Noradrenalin

Nebennierenmark

Zählt zusammen mit Cortisol und Adrenalin zu den Stresshormonen. Fördert die Aufmerksamkeit und Wachheit.

Parathormon

Nebenschilddrüse

Erhöht den Calciumspiegel im Körper, indem es Calcium aus den Knochen herauslöst, wenn der Körper den Mineralstoff benötigt.

Insulin

Bauchspeicheldrüse

Für die Regulierung des Zuckerhaushalts zuständig – das Zucker wird aus dem Blut in die Zellen transportiert und dort als Energiequelle genutzt.

Östrogen

In den Eierstöcken bei Frauen, in den Hoden bei Männern. Aber auch in den Nebennieren und im Fettgewebe.

Steuert den weiblichen Menstruationszyklus und fördert die Reifung der Eizellen. Bei Männern wirkt Östrogen auf die Potenz, die Knochenmineralisierung und die Gefäßgesundheit.

Oxytocin

Hypophyse

Aktiviert das Belohnungszentrum im Gehirn und sorgt für Wohlbefinden. Bei der Geburt wirkt es wehenfördernd.

Progesteron

In den Eierstöcken. Während einer Schwangerschaft hauptsächlich in der Plazenta.

Bereitet die Gebärmutter auf die Schwangerschaft vor. In der Schwangerschaft regt es das Wachstum der Milchdrüsen an und verhindert, dass Eizellen gebildet werden.

Prolaktin

Hypophyse

Stimuliert das Wachstum der Brust. Während der Schwangerschaft fördert es die Milchbildung.

Somatostatin

Bauchspeicheldrüse und Hypothalamus

Hemmt die Ausschüttung verschiedener Hormone, z.B. Insulin und Glukagon.

Somatotropin

Hypophyse

Regt die Zellteilung an und fördert das Wachstum von Knochen, Muskeln und Organen.

T3 und T4

Schilddrüse

Schilddrüsenhormone, die an verschiedenen Stoffwechselprozessen des Körpers beteiligt sind.

Testosteron

In den Hoden bei Männern, in der Nebennierenrinde bei Frauen

Fördert die Entwicklung der Geschlechtsmerkmale, beeinflusst die Fortpflanzungsfähigkeit und ist für den Sexualtrieb verantwortlich – auch bei Frauen.

Gut zu wissen

Sexualhormone werden bei Männern hauptsächlich in den Hoden gebildet, bei Frauen in den Eierstöcken. Kleinere Mengen stammen aber auch aus den Nebennieren, der Niere und dem Fettgewebe – aus diesem Grund hat jeder Mensch sowohl weibliche als auch männliche Hormone.

Was sind bioidentische Hormone?

Vor allem im Zusammenhang mit den weiblichen Sexualhormonen und den Wechseljahren ist häufig von bioidentischen oder „naturidentischen“ Hormonen die Rede. Damit sind pflanzliche Hormone gemeint, die identisch mit körpereigenen Hormonen sind und daher dieselbe Wirkung besitzen. Aus diesem Grund werden sie im medizinischen Bereich eingesetzt: Bewährt haben sich pflanzliche Östrogene im Rahmen der Hormonersatztherapie in der Menopause, da sie nebenwirkungsarm sind. Aus Soja, Rotklee oder Traubensilberkerze gewonnen, können Phytohormone den Östrogenabfall in den Wechseljahren ausgleichen.

Wodurch werden Hormonstörungen verursacht?

Ein Hormon kann nur seine Wirkung entfalten, wenn das endokrine System, die Körperfunktionen und Organe intakt sind. Gerät das hormonelle Gleichgewicht aus dem Takt, liegt das in vielen Fällen an Erkrankungen oder chronischem Stress.

Eine Schilddrüsenüberfunktion und -unterfunktion sowie Diabetes gehören zu den am weitesten verbreiteten Erkrankungen, die mit einer Hormonstörung einhergehen: Bei einer gestörten Schilddrüsenfunktion zirkulieren zu viele oder zu wenige T3- und/oder T4-Hormone im Blut. Hingegen wird Diabetes dadurch verursacht, dass die Bauchspeicheldrüse nicht mehr ausreichend Insulin zur Verfügung stellt, sodass der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht ist.

Stress kann eine Hormonstörung zur Folge haben, da hohe Mengen Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol die Hormone gewaltig durcheinanderbringen. Unter Stress benötigt der Körper mehr Energie – und damit mehr Zucker, was Insulin auf den Plan ruft. Allerdings bremst Cortisol die Wirkung von aus, wodurch der Blutzuckerspiegel ansteigt. Zudem hemmen die Stresshormone die Östrogen- und Testosteronproduktion und beeinflussen den Grehlinspiegel, der das Hunger- und Sättigungsgefühl reguliert.

Die Symptome einer Hormonstörung können vielfältig sein: Es kann zu Schlafstörungen kommen, Übergewicht, Bluthochdruck, Haarausfall, Hitzewallungen, Libidoverlust, Zyklusstörungen bei Frauen und Erektionsproblemen bei Männern.

Mit Medikamenten kann jedoch auch gezielt auf das Hormonsystem Einfluss genommen werden – Hormone können ersetzt oder gehemmt werden: Mit der Antibabypille wird der Östrogenspiegel künstlich erhöht, damit der Eisprung unterdrückt wird. Menschen mit Diabetes Typ 1 müssen sich mehrmals täglich Insulin injizieren. Und bei einer Schilddrüsenüberfunktion hemmen Thyreostatika eine übermäßige Hormonbildung.

Im Kontext dazu muss das Verständnis darüber, was Hormone sind, erweitert werden, denn Hormone kommen nicht nur in unserem Körper vor – es gibt neben pflanzlichen Hormonen auch hormonell wirksame Substanzen, die auf unseren Körper einwirken: Sogenannte endokrine Disruptoren kommen häufig in Pflegeprodukten vor, wie in Körperlotionen, Sonnencremes oder Haargel und können die Bildung bestimmter Hormone in unserem Körper blockieren.

Quellen:

Hormonsystem, in: thieme-con nect.de

Hormone & Stoffwechsel, in: internisten-im-netz.de

Hormondrüsen und ihre Erkrankungen, in: ebd.

Sexualhormone, in: amboss.com

Produktion von Schilddrüsenhormonen, in: deutsches-schilddruesenzentrum.de