Was sind eigentlich LDL- und HDL-Cholesterin?
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- Das sagt der Experte
Im großen Interview erklärt Experte Prof. Dr. med. Achim Weizel, Internist und Gastroenterologe aus Mannheim, wozu der Körper Cholesterin braucht, inwieweit Lebensgewohnheiten dazu beitragen, das schlechte Cholesterin im Blut zu senken und gibt hilfreiche Tipps zu Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten bei einem erhöhten Cholesterinspiegel.
Wozu braucht der Körper eigentlich Cholesterin und warum wird von "gutem" und "bösem" Cholesterin gesprochen?
Wir brauchen Cholesterin, um mit seiner Hilfe Zellwände aufzubauen sowie Gallensäure, Hormone und Vitamin D zu bilden. Knapp drei Viertel des Cholesterins, das unser Körper benötigt, stellt er in der Leber selbst her. Dabei gibt es zwei verschiedene Formen von Cholesterin, das "böse" LDL- und das "gute" HDL-Cholesterin.
Weil Cholesterin nur schwer wasserlöslich ist und deshalb vom Blut schlecht transportiert werden kann, verpackt es unser Organismus in Eiweißhüllen und bildet sogenannte Lipoproteine (Fett + Eiweiß). Diese Lipoproteine haben eine unterschiedliche Dichte. Während sich diejenigen von niedriger Dichte – die LDL (low density lipoprotein) – an den Gefäßwänden anlagern, in die Gefäßwand aufgenommen werden und dort entzündliche Prozesse auslösen können, was zu gefährlichen Ablagerungen führen kann, nehmen die HDL-Eiweißpäckchen (high density lipoprotein) von hoher Dichte diese Ablagerungen wieder auf und transportieren sie zum Abbau in die Leber zurück.
Cholesterin wird im Körper selbst gebildet und auch über die Nahrung aufgenommen. Ist das im Körper gebildete automatisch das "gute" Cholesterin?
Nein, denn die Attribute "gut" und "schlecht" beziehen sich eher auf die bereits erwähnten unterschiedlichen Formen des Cholesterins. Allerdings hängt die Höhe des Cholesterinspiegels maßgeblich von der körpereigenen Produktion ab. Pro Tag werden in den menschlichen Zellen, vorwiegend in der Leber, etwa 600 bis 1.200 Milligramm Cholesterin erzeugt.
Aus dem Darm werden täglich 250 bis 500 Milligramm aufgenommen, die aus der Nahrung und der Galle stammen. Allerdings kann der menschliche Körper Cholesterin nicht unbegrenzt über den Darm aufnehmen. Es ist also nicht möglich, den Körper durch übergroße Zufuhr zu "überladen". Cholesterin, das nicht resorbiert werden kann, wird unverändert mit dem Stuhl ausgeschieden.
Wie kann man über den Lebensstil das schädliche LDL-Cholesterin senken und das nützliche HDL-Cholesterin erhöhen?
Um das schlechte Cholesterin im Blut zu senken, sollten Betroffene ihre Lebensgewohnheiten umstellen: Ausdauersportarten wie Walken, schnelles Gehen, Radfahren oder Schwimmen helfen, das gute HDL-Cholesterin positiv zu beeinflussen und das LDL-Cholesterin in Schach zu halten. Mögliches Übergewicht sollte reduziert und das Rauchen aufgegeben werden. Generell ist es sinnvoll, nur so viele Kalorien zu sich zu nehmen wie man braucht, mehr Ballaststoffe, Obst und Gemüse zu essen und darauf zu achten, welche Sorte Fett auf den Tisch kommt. Schweine- und Rindfleisch, Wurstwaren, Eigelb und Vollmilchprodukte sollte man aufgrund der enthaltenen gesättigten Fettsäuren und des hohen Cholesterinanteils lieber meiden. Gesünder ist es, Truthahn- oder Hähnchenfleisch zu sich zu nehmen und zweimal pro Woche eine Fischmahlzeit einzuplanen, die mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäuren enthält.
Bei einigen Menschen ist das Risiko, eine koronare Herzkrankheit zu bekommen, durch weitere Faktoren erhöht. Wer muss besonders aufpassen?
Es gibt Menschen, bei denen eine genetische Belastung besteht. Hier treten in den Familien gehäuft Herzinfarkte auf. Diese Gruppe von Menschen ist besonders gefährdet und muss intensiv betreut werden. Das Risiko für eine koronare Herzkrankheit ist auch erhöht, wenn weitere Risikofaktoren vorliegen, etwa Rauchen, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Übergewicht. Ganz besonders hoch ist die Gefahr, wenn der Patient bereits einen Herzinfarkt erlitten hat, unter schweren Durchblutungsstörungen leidet und/oder zuckerkrank ist.
Welche Cholesterinspiegel sind gesundheitlich bedenklich?
Entscheidend ist der Wert des LDL-Cholesterins. Wenn man gesund ist und keinen oder nur einen der Risikofaktoren für eine koronare Herzkrankheit hat, dann sollte der LDL-Wert nicht über 160 mg/dl (4,1 mmol/l) liegen. Treffen jedoch zwei oder mehr Risikofaktoren zu, sollte der Wert des LDL-Cholesterins unter 130 mg/dl (3,4 mmol/l) angesiedelt sein. Bei Patienten nach einem Herzinfarkt, mit einer Gefäßkrankheit oder Diabetes mellitus sollte der Wert für das LDL-Cholesterin nicht höher als 100 mg/dl (2,6 mmol/l) sein. Bei besonders gefährdeten Patienten wird sogar ein LDL-Cholesterinwert von unter 70 mg/dl (1,8 mmol/l) angestrebt.

Hat ein erhöhter Cholesterinspiegel auch etwas mit dem Geschlecht und möglicherweise den Hormonen zu tun? Wie häufig sind Frauen betroffen?
Im Prinzip gibt es keinen Unterschied in der Gefährdung, allerdings treten die Herzerkrankungen bei Frauen in der Regel zehn Jahre später auf. Frauen sind bis zu den Wechseljahren trotz häufig höherer Gesamtcholesterinkonzentrationen weniger gefährdet als Männer, da sie in der Regel günstigere HDL-Cholesterinspiegel aufweisen. Nach Eintreten der Menopause steigt das Risiko allerdings rasch an. Herzinfarkte sind auch bei Frauen die häufigste Todesursache.
Welche Bedeutung haben Bewegungsmangel und Stress für die Cholesterinwerte?
Bewegungsmangel führt dazu, dass wir die aufgenommene Energie nicht verbrauchen, im Körper langfristig als Fett speichern und damit Übergewicht entwickeln. Dieses kann sich negativ auf die Blutfette auswirken – erhöhte Triglyceridkonzentrationen und ein zu geringer HDL-Cholesterinspiegel können die Folge sein.
Möglichst intensive körperliche Bewegung kann die Normalisierung der Blutfettwerte unterstützen. Ausdauertraining wie Laufen, Schwimmen und Radfahren bewirkt eine Senkung der Triglyceride und eine Erhöhung des HDL-Cholesterins.
Hierzu ist allerdings ein Minimum von dreimal einer halben Stunde Ausdauersport pro Woche notwendig. Stress, im Sinne von Dysstress, der als Leistung ohne Belohnung verstanden wird, hat wahrscheinlich einen Einfluss auf den Cholesterinspiegel. Da Stress jedoch nicht exakt messbar ist, kann das Ausmaß der Beeinflussung des Cholesterinspiegels nicht endgültig beurteilt werden.
Wie explosiv ist eine Mischung aus hohem LDL-Cholesterin und Zigaretten oder Alkohol?
Zigarettenrauchen führt zu einer verminderten HDL-Cholesterinkonzentration. Zudem steigen die Triglyceride an. Bei starken Rauchern findet sich möglicherweise auch eine deutliche Erhöhung des LDL-Cholesterins. Alkohol hat den gegenteiligen Effekt. Er führt zu einem Anstieg des HDL-Cholesterins, ein wesentlicher Einfluss auf das LDL-Cholesterin konnte nicht nachgewiesen werden. Diesem positiven Effekt des Alkohols steht allerdings die Gefahr einer Leberschädigung und unter Umständen ein erheblicher Anstieg der Triglyceridkonzentration gegenüber. Aus diesem Grunde sollte Alkohol nur in Maßen genossen werden.
Für welche Patienten sind cholesterinsenkende Medikamente ratsam und warum?
Cholesterinsenkende Medikamente sind für alle Patienten mit Erkrankungen der Herzkranzgefäße ratsam, wenn die vom Arzt definierten Cholesterinzielwerte durch Lebensstiländerung und Umstellung der Ernährung allein nicht erreicht werden können. Unabhängig von Alter und Geschlecht gilt es dabei, alle Mittel der modernen Medizin einzusetzen, wenn das Gesamtrisiko für koronare Herzkrankheiten dies rechtfertigt. Liegt noch kein Herzinfarkt vor, kann eine medikamentöse Therapie notwendig werden, wenn mehrere Risikofaktoren (genetische Belastung, Diabetes) gegeben sind.
In einigen Medienberichten wird behauptet, dass man auch mit hohen Cholesterinwerten gesund alt werden kann und dass eine Cholesterinsenkung das Leben nicht verlängert. Was ist da dran?
Ziel der Prophylaxe und Therapie ist in erster Linie die Verbesserung der Lebensqualität. Das bedeutet weniger Herzinfarkte, weniger Angina pectoris, weniger Herzkatheter – und somit häufig eine Lebensverlängerung.
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