Escape-Varianten: Was eine Immunflucht so gefährlich macht

Im Zuge von neu aufkommenden Corona-Mutationen hört man ständig von Corona-Escape Varianten? Aber worin genau besteht die Gefahr?

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Immer häufiger fällt im Zusammenhang mit neu aufkommenden Coronavarianten, wie aktuell der erstmals in Europa verzeichneten Mutation BJ.1, der Begriff „Escape-Varianten“ oder auch „Escape Flucht-Mutationen“. Aber was genau bedeutet das überhaupt? Und worin liegt die Gefahr?

Was ist eine Escape-Variante des Coronavirus?

Unter der sogenannten „Escape-Variante“ des Coronavirus versteht man eine Veränderung, also eine Mutation des ursprünglichen SARS-CoV-2 Virus, die eine Bekämpfung des Virus durch das Immunsystem erschwert. Escape-Mutationen sind Flucht-Varianten, auf die das Immunsystem noch nicht vorbereitet ist. Das Virus hat sich dabei so verändert, dass sich trotz der Verbreitung von Antikörpern die Virus-Zellen weiter vermehren können. Bei den aktuell grassierenden Omikron-Varianten befinden sich die meisten Mutationen im sogenannten Spike-Virus.

Wie entstehen Corona-Escape-Mutationen?

Bei der Übertragung der Viren auf einen neuen Wirt kann sich das Virus verändern, also mutieren. So geschehen bei der hierzulande dominierenden Omikron-Variante BA.2 oder der ebenfalls weit verbreiteten Omikron-Variante BA.275.

Neue Virus-Varianten entstehen immer dann, wenn es viele Neuinfektionen gibt, da das Virus sich immer möglichst schnell und breit vermehren will – auch bei schon bestehendem Immunschutz durch zum Beispiel eine bereits durchgemachte Corona-Infektion oder eine Impfung.

Es verändert sich also dahingehend, dass auch neutralisierende Antikörper ihre Wirkung verlieren oder sie zumindest verringert wird.

Worin besteht die Gefahr bei Flucht-Mutationen?

Die größte Gefahr bei den sogenannten Escape-Varianten der SARS-CoV-2 Viren besteht in einer Reinfektion, das heißt, dass man sich mehrmals mit dem Virus anstecken kann. Wie Expert:innen bereits seit Langem feststellen mussten, ist so eine Herden-Immunität, wie sie zu Beginn der Pandemie von vielen prognostiziert wurde, nicht mehr möglich, da die Escape-Mutationen die Immunantwort des Körpers trotz bereits entwickelter Antikörper umgehen können.

Eine der bekanntesten Fall-Beispiele ist Manaus in Brasilien. Hier verbreitete sich die sogenannte Escape-Mutation P.1 rasant schnell, obwohl ein Großteil der Bevölkerung bereits einmal an dem Coronavirus erkrankt war. Einen bestehenden Immunschutz gab es hier kaum.

Ebenfalls zeigte sich die Auswirkung sogenannter Fluchtmutationen am Beispiel der nun dominieren Omikron-Varianten, welche sich trotz Impfungen weltweit durchsetzen und zu zahlreichen Reinfektionen führte.

Welche SARS-CoV-2-Escape-Mutationen sind bereits bekannt?

Mutationen des Corona-Wild-Virus werden natürlich nur dann festgestellt, wenn Mediziner:innen die auftretenden Coronaviren auch sequenzieren. Man kann also nicht mit Sicherheit sagen, dass die aktuell bekannten Escape-Varianten die einzigen sind, die es bisher gibt, geschweige denn, dass sich nicht noch mehr entwickeln.

Die am frühsten verzeichneten Escape-Varianten waren bis vor Kurzem noch die südafrikanische Corona-Variante B.1.351, auch 501Y.V2 genannt, und die brasilianische Mutante P.1. In den vergangenen Monaten sind jedoch zahlreiche Flucht-Mutationen hinzu gekommen. Aktuell am verbreitesten und auch in Deutschland vorherrschend ist die Omikron-Variante, die sich inzwischen in mehrere Subtypen aufteilt.

Wo breiten sich die Corona-Mutationen besonders stark aus?

In welchen Ländern sich die aktuellen Corona-Mutationen besonders stark ausbreiten, darüber gibt die Homepage covariants.org Auskunft. Zudem informiert das Robert Koch-Institut über den aktuellen Stand der Corona-Mutationen in Deutschland.

Escape Varianten und Immunität: Was bedeutet das für die Corona-Impfung?

Mutiert das Coronavirus stetig weiter und ist dabei besonders das Spike-Protein betroffen, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass die Corona-Impfstoffe an Wirkung verlieren. Inzwischen gibt es bereits Nachfolger für die bekannten Omikron-Mutationen, die in Deutschland, den USA, der Schweiz und Österreich zum Einsatz kommen. Fest steht jedoch: Je öfter das Virus mutiert, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Impfstoffe weniger wirken. Inzwischen habe sich gezeigt, dass die zugelassenen Vakzine nicht mehr vordergründig vor einer Ansteckung schützen, sondern den Verlauf einer Corona-Erkrankung positiv beeinflussen, ähnlich wie es bei der jährlichen Grippe-Impfung der Fall ist.

Corona-Impfung jedes Jahr auffrischen?

Expert:innen gehen davon aus, dass auch gegen Corona eine jährliche Immunisierung künftig notwendig sein wird.

Die zugelassenen Impfstoffe müssen demnach regelmäßig angepasst und aktualisiert werden, damit sie gegen die neuen Virus-Varianten wirken.

Ein Vorteil im Vergleich zu Grippeviren sei jedoch, dass die Coronaviren wesentlich langsamer mutieren. Die optimistische These der Forscher: Sars-CoV-2 wird sich zwar weiter verändern, sobald das Infektionsgeschehen jedoch zurückgeht jedoch wesentlich langsamer.

Escape-Varianten, oder auch Escape-Flucht-Mutationen, sind im Hinblick auf die Bekämpfung der Corona-Pandemie also ein wichtiger Faktor, da sie mit fortschreitender Häufigkeit ein Abebben des Infektionsgeschehens immer unwahrscheinlicher machen.

Quellen:

Escape-Mutationen machen Sorgen, in: pharmazeutische-Zeitung.de

Warum die Corona-Varianten so besorgniserregend sind, in: deutsche-apotheker-zeitung.de

Was wir über die Virusvariante P1 wissen, in: zdf.de

Virusvarianten im Überblick, in: pharmazeutische-zeitung.de

Was wir über die Virusvariante P.1 wissen, in: zdf.de

Drosten-Team ist Mutationen auf der Spur, in: rnd.de

Cele, S., Gazy, I., Jackson, L., Hwa, S. H., Tegally, H., Lustig, G., ... & Sigal, A. (2021). Escape of SARS-CoV-2 501Y. V2 variants from neutralization by convalescent plasma. MedRxiv. Dejnirattisai, W., Zhou, D., Supasa, P., Liu, C., Mentzer, A. J., Ginn, H. M., ... & Screaton, G. R. (2021). Antibody evasion by the Brazilian P. 1 strain of SARS-CoV-2. bioRxiv.