Was Meditation kann und was nicht
Welche Gründe kann es geben, sich der Meditation zu widmen? Wir erklären Ihnen, warum Meditation zwar gut für uns ist, sie uns aber nicht zu einem besseren Menschen macht.
Stress lindern
Einige Studien weisen auf einen stresslindernden Effekt verschiedener Meditationstechniken hin. Um zu untersuchen, ob das Stresslevel von Probanden durch die Meditation sinkt, wird vor und nach der Meditationsphase der Spiegel des Stresshormons Cortisol im Blut gemessen. Ist er bei der zweiten Messung niedriger als bei der ersten, spricht das für einen stresslindernden Effekt der Meditation.
So zeigten Wissenschaftler aus China und den USA in einer 2007 veröffentlichten Studie, dass Probanden nach dem Training mit der sogenannten IBMT-Meditation (integrative body-mind training) besser mit stressigen Situationen umgehen konnten – das heißt, während dem Lösen von Aufgaben unter hohem Leistungsdruck schütteten sie weniger Cortisol aus.
Die Persönlichkeit verändern
Meditation kann uns nicht zu sozialeren, empathischeren oder weniger aggressiven Menschen machen, wie die aktuelle Studie eines internationalen Forscherteams zeigt. Die Forscher aus Europa und Neuseeland werteten mehr als 20 Forschungsarbeiten aus, die sich mit den Auswirkungen von Meditation auf soziale Gefühle und Verhaltensweisen befassten.
Dabei zeigte sich: Meditation führt weder zu weniger Aggressionen noch zu weniger Vorurteilen bei den Meditierenden. Auch unser Sozialverhalten ändert sich nicht, wenn wir regelmäßig meditieren. Zwar hatten einzelne vorherige Studien auf solche Vorteile des Meditierens hingewiesen, doch das ist aus Sicht des internationalen Forscherteams auf methodische Mängel zurückzuführen.
Angst und Depressionen lindern
In einer 2014 veröffentlichten Metaanalyse werteten Wissenschaftler der Johns Hopkins University in Baltimore 47 Studien zum Thema Meditation aus und konnten zeigen, dass meditative Techniken Angst und Depressionen lindern kann.
Die Forscher erklären das mit der neu erlernten Fähigkeit der Meditierenden, ihre Gedanken besser zu kontrollieren. Wer sich mit ständig wiederkehrenden Grübeleien quält (wie es beispielsweise bei Angststörungen typisch ist), kann per Meditation lernen, diesen unproduktiven Gedanken weniger Bedeutung beizumessen.
Schmerzen lindern
Eine 2015 veröffentlichte Studie des Wake Forest Baptist Medical Center im US-Bundesstaat North Carolina wirkte Achtsamkeitsmeditation besser als Schmerzsenker als ein Placebo. Demnach konnte die Meditationstechnik den Schmerz um 27 Prozent verringern, während mit dem Placebo nur eine Schmerzreduktion um elf Prozent erreicht werden konnte.
Das Gehirn verändern
Eine Harvard-Studie zeigte 2011, dass schon acht Wochen regelmäßigen Übens der Achtsamkeitsmeditation ausreichen, um Veränderungen im Gehirn zu bewirken. Bei Probanden, die rund eine halbe Stunde täglich meditierten, zeigten Hirnscans eine Zunahme der grauen Masse im Hippocampus. Dieser Teil des Gehirns spielt unter anderem eine Rolle bei der Übertragung von Erinnerungen vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis. Bei Menschen, die ein schwer traumatisches Ereignis durchlebt haben (beispielsweise Kindesmissbrauch oder Soldaten bei Kriegseinsätzen) ist die graue Masse im Hippocampus häufig verringert.
Die Zellen verjüngen
Tatsächlich kann Meditation wie eine Verjüngungskur auf unsere Zellen wirken – das haben kanadische Forscher in einer 2014 veröffentlichten Studie herausgefunden. An der Untersuchung nahmen 271 Frauen teil, die alle einige Monate zuvor ihre Brustkrebs-Therapie überstanden hatten.
Die Wissenschaftler teilten die Probandinnen in drei Gruppen ein: Gruppe eins nahm für zwei Monate an einem wöchentlichen Yoga- und Meditationskurs teil und erhielt die Anweisung, täglich 45 Minuten lang für sich alleine Entspannungsübungen auszuführen. Teilnehmerinnen in Gruppe besuchten für drei Monate eine Einrichtung, in der sie sich mit anderen Betroffenen über ihre Sorgen und Emotionen austauschen konnten und Probandinnen in der Kontrollgruppe nahmen lediglich an einem einmaligen Stressbewältigungs-Seminar teil.
Die Analyse von Blutproben zu Beginn und Ende des Studienzeitraums zeigte Veränderungen in den Zellen der meditierenden Frauen sowie der Frauen in der Therapiegruppe: Ihre sogenannten Telomere waren nach Ablauf der Studie länger als zuvor. Telomere sind Strukturen am Ende der Chromosomen, deren Aufgabe es ist, die Zelle vor Beschädigung zu schützen. Mit jeder Zellteilung verkürzen sich die Telomere und ihre Schutzwirkung nimmt ab – bis die Zelle schließlich gar nicht mehr geschützt ist und stirbt. Je kürzer die Telomere, desto weiter ist die Zellalterung fortgeschritten – die Zellen der Probandinnen hatten sich nach der Meditationsphase verjüngt.