Viszeralfett: Warum es so gefährlich ist
Viszeralfett haben nicht nur Übergewichte. Auch Menschen mit Normalgewicht können viszerales Fett ansetzen – eine schlanke Figur ist daher kein Garant dafür, kein Fett im Bauchinneren zu haben. Wie das Fettdepot entsteht, warum Viszeralfett gefährlich sein kann und wie Sie es abbauen können.
Für das Abspielen des Videos nutzen wir den JW Player der Firma Longtail Ad Solutions, Inc.. Weitere Informationen zum JW Player findest Du in unserer Datenschutzerklärung.
Bevor wir das Video anzeigen, benötigen wir Deine Einwilligung. Die Einwilligung kannst Du jederzeit widerrufen, z.B. in unserem Datenschutzmanager.
Weitere Informationen dazu in unserer Datenschutzerklärung.
Das Fettdepot unter der Bauchdecke, Viszeralfett genannt, gilt in der Medizin als einer der größten Gesundheitsgefährder. Was Vizeralfett gefährlich macht und wie Sie es abbauen können, erklärt Dr. Tatjana Ballauff, Biochemikerin und Leiterin zweier Fitness-Studios in Hamburg.

Was ist Viszeralfett?
Das Wort „Viszeral“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „die Eingeweide“. Mit Viszeralfett ist das innenliegende Bauchfett gemeint, das auf dem ersten Blick nicht zu sehen ist, weil es sich schützend um die inneren Organe, vor allem im Verdauungstrakt, legt. Selbst Menschen mit einer schlanken Figur können im Bauchinnern Fett ansammeln – in diesem Fall spricht man von „Skinny Fat“, was so viel bedeutet wie „außen schlank, innen verfettet“. Im Gegensatz dazu gibt es noch das sogenannte Unterhautfett (Subkutis), das von außen direkt sichtbar ist.
Das viszerale Fett dient dem Körper seit Urzeiten als Energiespeicher. Es kann sogar unser Überleben für rund 40 Tage sichern – selbst wenn wir keinen einzigen Bissen essen würden und zudem noch strenger Kälte ausgeliefert wären. Denn das Bauchfett kann vom Organismus sofort in Zucker umgewandelt und den Körperzellen somit als Kraftstoff zur Verfügung gestellt werden.
Wie entsteht viszerales Fett? Überernährung spielt eine Rolle
„Das Tückische ist: Niemand leidet hierzulande unter Hunger oder Kälte“, sagt Dr. Ballauff. „Im Gegenteil, unser Nahrungsangebot ist überwältigend. Vor allem durch zucker- und fetthaltiges Fast Food und Fertiggerichte führen viele ihrem Körper täglich viel mehr Energie zu, als er benötigt.“
Weil sich die Bauchfettzellen dadurch aber entsprechend schnell vergrößern und vermehren, verwandelt sich die einst nützliche Energiereserve in eine gefährliche Substanz – selbst bei optisch schlanken Menschen. „Denn wird der Nährstoffüberschuss nicht durch Sport ausgeglichen, sammelt er sich zuallererst als Viszeralfett in der Körpermitte an.“
Erhöhtes viszerales Fettlevel und Stress: Wie ist der Zusammenhang?
Doch nicht nur ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel lassen Bauchfettzellen wachsen. „Wissenschaftlich belegt ist, dass Stress die Bildung von Viszeralfett extrem vorantreibt. Das ist auch der Grund, weshalb selbst sehr schlanke Frauen ein ‚Bäuchlein‘ haben können“, so Ballauff. Denn bei seelischer Anspannung schüttet die Nebennierenrinde Stresshormone wie Cortisol aus. Der Körper bunkert dann automatisch Fett – eben weil er auf eine scheinbar akute Notsituation reagiert.
Gewissenhaft hemmt der Körper den Fettab- und Muskelaufbau, um Energie zu sparen. Dieses „Missverständnis“ bekommt die Fitnessexpertin häufig zu Gesicht: „Viele Frauen stecken unbewusst in der Perfektionsfalle. Um den eigenen hohen Ansprüchen zu genügen, wird gehungert und oftmals zu viel trainiert. Doch das Bäuchlein bleibt. Was wiederum Stress erzeugt – und neues Bauchfett!“
Darum ist Viszeralfett gefährlich
Das Netzwerk aus unzähligen Fettzellen produziert ein giftiges Stoffgemisch aus Hormonen und Entzündungsmolekülen, die den gesamten Stoffwechsel lahmlegen. Deshalb bewerten Mediziner:innen das Viszeralfett inzwischen als eigenständige, hochaktive Drüse, die permanent Fettsäuren ins Blut abgibt. Nur können die Fettsäuren von den Körperzellen weder aufgenommen noch verwertet werden und bleiben daher im Kreislauf.
Auf Dauer steigt so das Risiko für gefährliche Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Gefäßablagerungen bis hin zum Herzinfarkt und Schlaganfall.
Viszeralfett bei Frauen und Männern: Wann wird es gefährlich?
Ob sich die eigene Mitte im gesunden Normbereich befindet, lässt sich zum Glück ganz einfach messen. Und zwar mit einem schlichten Maßband nach einem entspannten Ausatmen auf Höhe des Bauchnabels. Als Faustregel gilt für Frauen: Ein Bauchumfang ab 80 Zentimeter ist laut der Deutschen Adipositas Gesellschaft gesundheitlich bedenklich. Ab 88 Zentimetern Umfang ist das Risiko für Folgeerkrankungen bei Frauen sehr erhöht.
Bei Männern ist ein Bauchumfang ab 94 Zentimetern bereits gesundheitsschädlich – erhöht sich dieser auf 102 Zentimeter, so steigt das Erkrankungsrisiko für Diabetes und Co. um ein Vielfaches an.
Um das Viszeralfett zu bestimmen, gibt es auch diverse Rechner, zum Beispiel auf der Website des „Luxembourg Institute of Health“.
Viszeralfett abbauen – mit Sport, Ernährung und Entspannung
Weil Bauchfett mit vielen Gesundheitsrisiken verbunden ist, sollten Betroffene es wortwörtlich zum Schmelzen bringen. Dr. Ballauff sieht eine Kombination aus gesunder Ernährung, Entspannung und Bewegung als effektivstes Mittel im Kampf gegen eiserne Fettreserven. „Zwei- bis dreimal pro Woche 45-minütiger Ausdauersport wie Joggen im Wechsel mit Schnellkraft-Übungen wie Crunches und Co. reichen aus. Dabei wird das Fett von den Bauchmuskeln am schnellsten verbraucht.“
Eines ist bei den Bemühungen, überschüssiges Fett zu verlieren, entscheidend: „Auch wenn es abgedroschen klingt: sich selbst zu akzeptieren, liefert den ersten Baustein für eine schlanke Mitte – weil wir dadurch viel entspannter sind.“
Hilfreich sei es außerdem, zu ballaststoffreichen Lebensmitteln zu greifen, die die Verdauung anregen und dem Bäuchlein entgegenwirken, zum Beispiel Äpfel, Flohsamenschalen und Vollkornprodukte. Auch proteinreiche Nahrungsmittel (Eier, Fisch, weißes Fleisch) sowie gesunde Fette in Nüssen wirken sich positiv auf die Gesundheit aus. Zudem ist es wichtig, weniger ungesunde Zucker zu sich zu nehmen und auf Alkohol zu verzichten.
„Und ganz wichtig: Bei allem, was wir tun, darf der Genuss nicht fehlen. Dann hat das Viszeralfett noch weniger Chancen, sich im Inneren niederzulassen“, sagt die Expertin.
Unsere Expertin: Dr. Tatjana Ballauff, promovierte Biochemikerin und Geschäftsführerin zweier Fitnesstudios in Hamburg.
Quellen:
Fragen und Antworten zu Adipositas, Bauchfett, Corona, in: adipositas-gesellschaft.de
So riskant ist inneres Bauchfett, in: internisten-im-netz.de