Was ist Gluten und wie stelle ich eine Unverträglichkeit fest?

In den letzten Jahren hört man vermehrt von Glutenunverträglichkeit. Immer mehr Menschen meiden glutenhaltige Lebensmittel, weil sie das Gefühl haben, ohne geht es ihnen besser – ohne jedoch eine Diagnostik bezüglich einer möglichen Glutenunverträglichkeit – auch Zöliakie genannt – durchgeführt zu haben. Was ist eine Zöliakie eigentlich und wie äußert sie sich? Wie wird sie diagnostiziert? Was sind die therapeutischen Möglichkeiten?

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Das sagt die Kinderärztin Dr. med. Nadine McGowan

Eine Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, der eine Unverträglichkeit gegenüber dem Klebereiweiß Gluten zu Grunde liegt. Gluten kommt in vielen Getreidesorten vor: in Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel. Die Zahlen, wie häufig Zöliakie ist, sind sehr unterschiedlich. Wahrscheinlich sind circa 0,5 bis ein Prozent der Bevölkerung betroffen.

Was ist Gluten und warum schädigt es bei manchen den Darm?

Durch die Unverträglichkeit wird eine immunologische Reaktion im Darm ausgelöst, wann immer nicht glutenfreie Lebensmittel verzehrt werden. Kurz gesagt triggert Gluten bei diesen Patienten eine Autoimmunreaktion gegen Gewebstransglutaminase, ein Enzym in der Dünndarmwand. Dies führt dazu, dass die Dünndarmschleimhaut ausgeprägt geschädigt wird. Normalerweise weist sie ganz viele Zotten auf (sie sind nur unter dem Mikroskop sichtbar und sehen aus wie kleine Finger, die in das Darmlumen ragen). Dadurch erhöht sich die Resorptionsfläche – das ist die Fläche, die zur Aufnahme von Nährstoffen, Flüssigkeit, etc. zur Verfügung steht – auf ca. 180m2 bei Erwachsenen.

Glutenunverträglichkeit – Symptome bei Kindern und Erwachsenen

Durch die Glutenunverträglichkeit kommt es im Darm zu einer konstanten Entzündungsreaktion, die die Darmzotten zerstört. Dies wiederum hat Verdauungsstörungen zur Folge, es kommt zu chronischen Durchfällen, die oft klebrig-fettglänzend  und übel riechend sind (weil es auch zu einer Fettaufnahmestörung kommt), manchmal auch zu Verstopfung.

Glutenunverträlichkeit bei Kindern - ein Bluttest gibt Aufschluss
Ob Glutenunverträglichkeit bei Kindern vorliegt, lässt sich durch einen einfachen Bluttest beim Kinderarzt feststellen Foto: Fotolia

Glutenunverträglichkeit bei kleinen Kindern fällt meist als erstes durch einen ständig sehr geblähten Bauch auf und im Verlauf dann durch eine Gedeihstörung. Bei Erwachsenen können auch andere Symptome hinzukommen, die man zunächst vielleicht gar nicht mit einer Verdauungsproblematik in Verbindung bringt: chronische Müdigkeit, Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen oder auch eine Anämie (Blutarmut).

Grundsätzlich variiert die Symptomstärke bei Zöliakie stark – es gibt Patienten, die bereits von wenig Gluten schwerste Symptome bekommen, andere können auch größere Mengen glutenhaltige Lebensmittel verzehren und haben trotzdem kaum oder nur wenig Beschwerden.

Glutenunverträglichkeit-Test

Diagnostizieren kann man die Zöliakie relativ einfach durch Bluttests, bei denen man Antikörper (zum Beispiel gegen die Gewebstransglutaminidase) nachweist. Ist diese Untersuchung positiv, folgt eine Spiegelung von Magen und Dünndarm, bei der die Veränderungen durch die konstante Entzündung manchmal bereits mit dem bloßen Auge sichtbar sind. Spätestens in der Biopsie (Gewebeprobe) sieht man dann genau die Schädigungen an den Dünndarmzotten und sichert so die Diagnose definitiv.

Eine kausale Therapie der Zöliakie gibt es bislang leider nicht. Es ist erforderlich, lebenslang eine glutenfreie Diät einzuhalten. Da sich Gluten nicht nur in Getreide, sondern durch Beimengung auch in verschiedenen Produkten befinden kann, muss man gründlich die Zutatenliste durchlesen. Bei einer validen Diagnose einer Zöliakie ist es ohnehin sehr sinnvoll, eine Ernährungsberatung wahrzunehmen. Dann können alle wichtigen Punkte besprochen und somit Ernährungsfehler minimiert werden.

Nach einiger Zeit ohne Gluten erholt sich die Dünndarmschleimhaut, die Zotten sehen wieder normal aus und die Beschwerden verschwinden. Oft holen die betroffenen Kinder das verminderte Wachstum auf und entwickeln sich – unter Einhaltung der Diät mit glutenfreien Lebensmitteln – völlig normal.