Was ist Giersch? Unkraut, Kochzutat und Heilpflanze
Den meisten ist er nur als unbeliebtes Unkraut bekannt. Doch was ist Giersch wirklich? Viele wissen nicht, dass man die wilde Pflanze auch essen kann und wie gesund sie ist.

Was ist Giersch?
Er sieht zwar recht ansprechend aus, ist im Garten aber trotzdem nicht gern gesehen: Giersch gilt bei vielen Gärtnern als unbeliebtes Unkraut. Andere Menschen wiederum schätzen die Pflanzenart, bei ihnen landet sie nicht in der Tonne, sondern im Kochtopf.
Doch warum reagieren viele Gärtner allergisch, wenn es um Giersch, eine Pflanzenart der Gattung Aegopodium aus der Familie der Doldenblütler, geht? Das liegt wohl daran, dass das hartnäckige Unkraut schwer und mit viel Mühe zu bekämpfen ist.
Grund dafür sind sein wucherndes Wachstum und das sehr tiefe Wurzelsystem. Doch auch wenn man die Pflanze nicht im Garten haben will, lohnt es sich, zu wissen, was man daraus alles machen kann – nämlich beispielsweise leckere Gerichte.
Giersch essen
Giersch ist essbar und kann hervorragend als Wildgemüse verwendet werden. Er hat einen sehr kräftigen, würzigen Geschmack und könnte deswegen für Interessierte, die ihn zum ersten Mal essen, etwas gewöhnungsbedürftig sein – muss er aber nicht.
Manche beschreiben den Geschmack der Pflanze als eine Mischung aus Petersilie, Sellerie und Möhre, andere als einen geschmacklichen Mix aus Petersilie und Spinat. Apropos Spinat, Giersch kann zum Beispiel zur Entschlackung zusammen mit Brennnesselspitzen als Spinatersatz gegessen werden.
Kochen mit Giersch
In der Küche gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Giersch zuzubereiten und leckere Gerichte zu kochen. Er kann zum Beispiel Aufläufe und Suppen bereichern oder mit seinen jungen Blättern Bowls und Salaten einen unverkennbaren Geschmack verleihen.
Die wilde Pflanze kann aber auch ähnlich wie Sauerkraut eingelegt werden und später als Gemüsebeilage auf dem Teller landen. Der Fantasie sind beim Kochen mit Giersch keine Grenzen gesetzt. Ob Omelett, Pilz-Giersch-Ragout, Giersch-Lasagne oder Feta mit Giersch im Blätterteig – hier ist sicherlich für jeden Geschmack etwas dabei.
Giersch trinken als Tee oder Frischsaft-Kur
Als Nahrungsmittel kann Giersch auch bei Tee, Limonaden und Schorlen zum Einsatz kommen oder als Frischsaft verzehrt werden. Hierfür einfach den Saft seiner frischen Triebe auspressen, mit der fünffachen Menge an Wasser verdünnen und für einen längeren Zeitraum täglich einen oder mehrere Teelöffel davon einnehmen.
Die Kur eignet sich hervorragend, um zu entgiften, zu entschlacken und den Stoffwechsel anzuregen. Dennoch sollten Sie es mit der Kur nicht übertreiben und sich an die Einnahmevorgaben halten, denn zu viel Frischsaft kann zu Durchfall führen.
Giersch erkennen und sammeln
In Europa ist Giersch in Wäldern, Parkanlagen, Gärten sowie an Wegrändern und Flussufern weit verbreitet und wächst dort, wo es feucht und schattig ist. Doch er sollte nicht leichtsinnig eingesammelt werden, sondern eben nur, wenn er eindeutig identifizierbar ist.
Die wilde Pflanze könnte nämlich womöglich mit anderen Pflanzen wie der Hundspetersilie, dem Schierling, dem Breitblättrigen Merk oder dem Riesen-Bärenklau verwechselt werden. Diese Pflanzen sind wiederum giftig.
Achten Sie deswegen besonders auf die Blätter: Beim Giersch unterteilen sie sich in einen bis zu 20 Zentimeter langen Blattstiel und eine Blattspreite (der flächig verbreiterte Teil des Blattes), die sich dreifach in Fiederblättchen aufgliedert. Auch der dreikantige Blattstiel selbst ist sehr markant – eine Kante ist abgerundet, die gegenüberliegende Seite hingegen nach innen gewölbt.
Wenn Sie den Giersch eindeutig erkannt haben, kann er ohne Probleme in der Küche verwendet werden. Essbar sind sowohl seine Blätter, Triebe und Samen als auch seine Früchte und Blüten. Nur seine Wurzeln sollten beim Kochen außer Acht gelassen werden, weil darin Falcarindiol enthalten ist, was in größeren Mengen giftig sein kann.
So gesund ist Giersch
Giersch ist durchaus gesund, reich an Mineralstoffen und eine echte Vitamin-C-Bombe. Marlen Krausmann, Heilpraktikerin aus Berlin, wird im Gespräch mit PraxisVITA noch konkreter und erläutert: “Beispielsweise ist er reich an den Elektrolyten Calcium, Kalium und Magnesium und einer großen Bandbreite an Spurenelementen, darunter Eisen, Zink, Mangan, Kupfer und Silizium.
All diese Stoffe übernehmen wichtige Funktionen in unserem Körper. So ist alleine Magnesium an über 300 Stoffwechselprozessen beteiligt und verbessert, um nur mal ein Beispiel zu nennen, die Wirkung von Insulin.” Eine gute Insulinsensitivität könne uns wiederum vor Volkskrankheiten wie Diabetes Typ 2 schützen.
Auch Kupfer und Eisen machen Giersch zu einem besonderen Gesundheits-Booster, weil sie wichtig für den Sauerstofftransport sind. Die Expertin erklärt weiter: “Sind unsere Gewebe optimal mit Sauerstoff versorgt, können wir uns über gesunde Organe, ein schönes Hautbild und einen fitten Denkapparat freuen. Darüber hinaus ist Giersch reich an sekundären Pflanzenstoffen, die bisweilen für ihre immunmodulierenden und zellschützenden Effekte im Fokus der Wissenschaft stehen.”
Giersch als Heilpflanze
Giersch ist nicht nur eine beliebte Zutat in der Küche, sondern wird auch gerne bei kleineren Hautverletzungen sowie bei der Behandlung von Rheuma und Gicht als Heilpflanze genutzt. Hierbei entweder das Kraut mit heißem Wasser übergießen und als Tee genießen oder einen Umschlag mit dem frisch zerquetschten Kraut an der entsprechenden Körperstelle anbringen.
Übrigens kann die wilde Pflanze auch bei Insektenstichen angewendet werden. Aufgrund seiner entwässernden und entzündungshemmenden Eigenschaften wird das vermeintliche Unkraut auch gerne bei Blasenentzündungen eingesetzt.
Marlen Krausmann betont aber: “Man darf von Giersch und anderen Heilkräutern auch keine Wunder erwarten. Bei bestehenden Beschwerden sollten Sie immer der Ursache auf den Grund gehen. Sprechen Sie dazu mit dem Arzt oder Therapeuten Ihres Vertrauens. Grundsätzlich empfehle ich jedoch, Wildkräuter wie Giersch öfter in den Speiseplan zu integrieren, um die Ernährung vielseitiger zu gestalten und um von dem Nährstoffreichtum profitieren zu können."
Fazit
Warum nicht aus der Komfortzone heraustreten und seinen Horizont auch in der Küche erweitern? In der Natur finden sich viele Kostbarkeiten, die vielleicht nicht populär, dafür aber umso gesünder und schmackhafter sind. So auch Giersch!
Sein schlechtes Image als wucherndes Unkraut wird bei seiner vielfältigen kulinarischen Verwendbarkeit glatt über den Haufen geworfen. Wenn Sie gerne neue Gerichte ausprobieren, ist eine Mahlzeit mit Giersch sicherlich einen Versuch wert.
Quellen:
- Giersch, in: heilkraeuter.de
- Giersch erkennen: Blüten, Blätter, Früchte und mehr, in: gartenjournal.net
- Ist der Giersch vielleicht doch ein wenig giftig?, in: gartenjournal.net
- Rau, Heike (2014), Kennst du diese Pflanzen? - Wildkräuter im Porträt. neobooks. Berlin.