Was ist frontotemporale Demenz?

Die frontotemporale Demenz unterscheidet sich stark von anderen Demenzformen. Wie Sie die Symptome erkennen und warum die Erkrankung häufig mit psychischen Krankheiten in Verbindung gebracht wird, lesen Sie hier.
Was ist frontotemporale Demenz (FTD)?
Frontotemporale Demenz (auch bekannt als Pick-Krankheit, benannt nach dem Neurologen Arnold Pick im Jahr 1900) ist eine Erkrankung, die durch das Absterben von Nervenzellen in Teilen des Gehirns, insbesondere im Stirn- und Schläfenbereich (Fronto-Temporal-Lappen), verursacht wird. In diesem Bereich des Gehirns werden sowohl Emotionen, Sprache, Persönlichkeit als auch Sozialverhalten gesteuert.
Welche Ursache der Nervenzellrückgang hat, ist bislang nicht bekannt. Mediziner vermuten aber, dass die Ablagerung verschiedener Eiweiße zu einem Absterben der Neuronen führt.
Frontotemporale Demenz – wie viele Menschen sind betroffen?
In Deutschland sind zwischen 20.000 und 30.000 Menschen an einer frontotemporalen Demenz erkrankt. Diese Demenzform ist viel seltener als die Alzheimer-Krankheit (rund 700.000 Betroffene). Während zwischen drei und neun Prozent aller Demenzkranken an der FTD leiden, werden rund 70 Prozent aller Demenzen durch Alzheimer verursacht.

In welchem Alter kann die frontotemporale Demenz auftreten?
Verglichen mit anderen Demenzformen beginnt die frontotemporale Demenz früh. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen 50 und 60 Jahren. Doch bereits junge Erwachsene im Alter von 20 Jahren können die Diagnose frontotemporale Demenz erhalten. Die Spanne ist sehr groß (20-85 Jahre).
Wie macht sich die frontotemporale Demenz bemerkbar?
Anders als bei der Alzheimer-Demenz zeichnet sich die frontotemporale Demenz im Anfangsstadium nicht durch Gedächtnisstörungen und Orientierungslosigkeit aus. Im Vordergrund der frontotemporalen Demenz stehen besonders die Veränderung der Persönlichkeit und des Sozialverhaltens.
Die meisten Betroffenen mit FTD zeigen einen Verlust an Einfühlungsvermögen. Sie wirken oberflächlich und unbedacht, werden antriebslos, teilnahmslos und desinteressiert. Unsoziale Verhaltensweisen nehmen zu. Besonders auffällig sind Aggressivität, Impulsivität, Reizbarkeit und Taktlosigkeit.
Die frontotemporale Demenz wird daher häufig mit psychischen Störungen wie Depression, Schizophrenie oder Manie verwechselt.
Weitere Symptome:
- Sozialer Rückzug
- Heißhunger
- Verletzung sozialer Normen
- Tics, wie z.B. das Wiederholen von soeben Gehörtem wie ein Echo
- Vernachlässigung der Körperhygiene
- Sprachstörungen (Wortfindungsstörungen, Benennungsstörungen, Sprachverständigungsstörungen)
- Inkontinenz
Neben einem Abbau geistiger Leistungsfähigkeit (z.B. bei Gedächtnis, Sprache) treten im fortgeschrittenen Stadium meist neurologische Symptome auf, die zu Schwierigkeiten beim Gehen und Schlucken führen. Die Schluckstörungen sind meist auch der Grund für die häufigste Todesursache bei frontotemporaler Demenz, die Lungenentzündung.

Wie verläuft die frontotemporale Demenz?
Der Krankheitsverlauf bis zum Tod beträgt bei frontotemporaler Demenz durchschnittlich acht Jahre. Dabei sind sehr rasche Verläufe (2 Jahre) genauso möglich wie sehr langsame (15 Jahre).
Gibt es Therapiemöglichkeiten bei Patienten mit frontotemporaler Demenz?
Es gibt bislang (noch) keinerlei Therapiemöglichkeiten, mit denen die frontotemporale Demenz ursächlich behandelt werden kann, das heißt, mit denen die Ablagerung der entsprechenden Eiweiße im Gehirn und damit das Absterben der Nervenzellen beeinflusst wird. Die bisherigen Ansätze sind symptomatisch, das heißt, es wird versucht, einzelne Symptome, in erster Linie Veränderungen des Verhaltens, zu bessern.
Für die Therapie der frontotemporalen Demenz sind bislang keine Medikamente zugelassen. Zur Besserung der Symptome verschreiben Ärzte häufig Antidepressiva und Beruhigungsmittel. Neuroleptika helfen dem Patienten bei ausgeprägter Unruhe und Aggressivität.
Weitere Informationen zum Thema Demenz können Sie hier nachlesen.