Was ist eine Organspende und wie funktioniert sie?

Die Organspende rettet Leben. Denn gelingt es Ärzten mit Medikamenten oder chirurgischen Eingriffen nicht, eine Krankheit zu heilen, schlagen sie gegebenenfalls eine Organtransplantation vor. Dafür muss jedoch das entsprechende Organ verfügbar sein.

Eine Frau mit einem roten Kunstherz in der Hand
Organspenden retten Leben, indem sie die Lebenserwartung bei manchen Erkrankungen deutlich verlängern Foto: istock_agrobacter

Eine Organspende verlängert die Lebenserwartung bei vielen Erkrankungen deutlich, etwa bei einer chronischen Herzschwäche oder bei Leberversagen. Mehr als 9.000 Menschen stehen deutschlandweit auf Wartelisten für eine Organtransplantation. Mehr als 7.000 von ihnen benötigen aufgrund von schweren Erkrankungen eine Niere, gefolgt von einer Leber (rund 900) und einem Herz (rund 700). Doch zu wenige Menschen entscheiden sich zu Lebzeiten für eine Organspende und dokumentieren dies im Organspendeausweis. Das hat Folgen: Im Jahr 2019 sind 756 Personen auf der Warteliste verstorben.

Podcast VITATALK

Elmar Sprink ist Ende 30, sportbegeistert und fit, als er plötzlich herzkrank wird und eine Organspende benötigt. Nach einem Herzstillstand und einem monatelangen Krankenhausaufenthalt kann ein Spenderherz für ihn gefunden werden. Doch nicht jeder hat so viel Glück: Noch immer herrscht in Deutschland eine große Lücke zwischen Organspendern und Menschen, die auf ein Spenderorgan angewiesen sind. Denn Ängste und Sorgen hindern viele daran, sich einen Organspenderausweis zuzulegen. In einer neuen Folge VITATALK klärt Dr. Michiel Morschuis, Oberarzt für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie in Bad-Oeynhausen, über Organspenden auf. Und: Elmar Sprink erzählt seine bewegende Geschichte und über seinen Kampf zurück ins Leben.

Was ist eine Organspende?

Ärzte behandeln Erkrankungen und Funktionsstörungen von Organen über zwei Strategien. Heute gibt es zahlreiche Medikamente, um wichtige Funktionen zu erhalten und zu verbessern. Auch chirurgische Maßnahmen können oft helfen. Sind Erkrankungen allerdings weit fortgeschritten, bleibt oft nur noch eine Organtransplantation. Patienten erhalten dann meist das Organ eines toten Spenders (postmortale Spende).

Für die Organspende nach dem Ableben ist kein Alter festgelegt. Das heißt: Bei intakter Funktion können Gewebe und Organe auch von älteren Menschen transplantiert werden. Anders ist es bei Lebendspenden. Hier muss der Spender volljährig sein. Für Nieren-Spenden gibt es zudem eine feste Altersgrenze zwischen 20 und 80 Jahren.

Organspende – wie ist der Ablauf?

Das 1997 eingeführte Transplantationsgesetz legt den Ablauf der Organspende und die rechtlichen Bedingungen fest. Organspender sind Patienten, die nach einem Unfall oder einer Erkrankung verstorben sind und zu Lebzeiten ihren Spenderstatus dokumentiert haben. Zwei Ärzte stellen bei ihnen unabhängig voneinander den sogenannten Hirntod fest, was Voraussetzung für die Organspende ist. In wichtigen Bereichen des Gehirns lässt sich keine Aktivität mehr messen, der Verlust der Funktonen ist unumkehrbar.

Organspender sind meist Patienten, die nach einem Unfall oder einer Erkrankung verstorben sind. Zwei Ärzte stellen bei ihnen unabhängig voneinander den sogenannten Hirntod fest: In wichtigen Bereichen des Gehirns lässt sich keine Aktivität mehr messen.

Wurden alle Voraussetzungen geklärt, veranlasst die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) die notwendigen Untersuchungen. Spender dürfen beispielsweise keine Infektionen haben. Außerdem werden verschiedene Gewebemerkmale bestimmt, damit ein geeigneter Empfänger gesucht werden kann. Diese Koordination ist Aufgabe von Eurotransplant, einer Vermittlungsstelle für Organspenden.

Zu Beginn der Organtransplantation entnehmen Chirurgen beim verstorbenen Patienten ein Organ oder mehrere Organe. Gespendet werden können unter anderem

  • Lungen
  • Nieren
  • Leber
  • Herz
  • Darm
  • Bauchspeicheldrüse

Gleichzeitig wählt Eurotransplant Spender anhand der Dringlichkeit, der Erfolgsaussichten und anhand der Gewebemerkmale des Spenderorgans aus. Sie müssen sich umgehend in eine bereits vorher festgelegte Klinik begeben, falls sie nicht bereits im Krankenhaus sind. Dort wird das Spenderorgan schnellstmöglich hingebracht. Im Operationssaal erhalten die Patienten dann ihr Spenderorgan. Die Patienten benötigen nach dem Eingriff dauerhaft Medikamente, um eine Abstoßung des transplantierten Organs zu verhindern.

Wann ist eine Lebendspende möglich?

Alternativ zur postmortalen Organspende kann man auch eine Niere oder Teile der Leber von lebenden Spendern auf Empfänger übertragen. Auch Teile der Lunge, des Dünndarms und der Bauchspeicheldrüse können transplantiert werden. In Deutschland ist dies nur bei freiwilligen Spenden ohne wirtschaftliche Interessen, bei nahen Verwandten, Ehe- oder Lebenspartnern beziehungsweise bei Personen, die sich nachweislich nahestehen, erlaubt. Das medizinische Risiko für den Spender muss niedrig sein, und es darf keine Alternativen – sprich postmortale Organspenden – geben.

Wie kann man Organspender werden?

Für die Organspende wurde lange Zeit über die sogenannte Widerspruchslösung diskutiert: Alle Bürger sollten automatisch nach ihrem Tod Organspender werden, wenn zuvor kein Widerspruch geleistet wurde. Der Bundestag wertete dies als Eingriff in die Selbstbestimmung und lehnte den Gesetzesentwurf ab. In Deutschland gilt daher weiterhin die erweiterte Zustimmungsregelung. Bürger können ihre Bereitschaft zu Lebzeiten mit einem Organspendeausweis – aber einem Alter von 16 Jahren – oder einer Patientenverfügung dokumentieren. Angehörige haben nach dem Tod ihres Verwandten aber auch die Möglichkeit, in seinem Sinne zu entscheiden.

Mit dem Organspendeausweis oder einer entsprechenden Patientenverfügung signalisiert man die Bereitschaft für Organspenden im Todesfall – oder schließt diese aus. Man kann auch Spenden auf bestimmte Organe begrenzen. In Dokumenten lassen sich weitere Personen eintragen, die vor einer Spende zu befragen sind.

Das Organspendegesetz, das im Januar 2020 beschlossen wurde, soll die Entscheidungsbereitschaft für die Organspende fördern. Das Gesetz sieht vor, dass die Bereitschaft zur Organspende regelmäßig erfragt werden soll. Hausärzte sollen Patienten zudem dazu ermuntern, ihre Entscheidung zu dokumentieren. Das Gesetz wird voraussichtlich 2022 in Kraft treten

Organspendeausweise sind bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erhältlich, auch als Download über die Website. Einige Krankenkassen schicken Versicherten ab dem 16. Lebensjahr automatisch alle zwei Jahre den Organspendeausweis zusammen mit weiteren Informationen.

Werden Organtransplantationen in Zukunft überflüssig?

Derzeit arbeiten Forscher an Alternativen zur Organspende. Besonders vielversprechend sind sogenannte Stammzellen, sie sich in alle Zelltypen umwandeln können. Im Labor ist es beispielsweise gelungen, Stammzellen in Zellen des Herzens zu transformieren. Mit einer speziellen Drucktechnik, dem 3D-Druck, wurde daraus ein Mini-Herz erzeugt. Für die Praxis eignen sich solche Verfahren noch nicht. Sie könnten aber in mehreren Jahren zur Alternative für eine Organspende werden.

Quellen:

Ablauf einer Organspende, in: Deutsche Stiftung Organspende

Lebendorganspende, in: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Statistiken zur Organspende für Deutschland und Europa, in: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung

Organspendeausweis: Download oder Bestellung, in: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung