Was ist ein Schlaganfall und wie wird er behandelt?
- Überblick
- Ursachen
- Symptome
- Diagnose
- Behandlung
- Vorbeugung
Bei einem Schlaganfall wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt. In den meisten Fällen verstopft ein Blutgerinnsel ein Blutgefäß. PraxisVITA erklärt, woran Sie einen Schlaganfall erkennen können und wie er behandelt wird.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall tritt hauptsächlich im höheren Lebensalter auf, jeder zweite Betroffene ist älter als 70 Jahre. Grundsätzlich ist ein Schlaganfall aber in jeder Lebensphase möglich. In seltenen Fällen können ihn sogar Kinder und Babys erleiden.

Bei einem Schlaganfall brechen Teile der Blutversorgung für das Gehirn und damit auch die Sauerstoffzufuhr plötzlich ab. Das kann durch ein Blutgerinnsel passieren, welches ein Gefäß verschließt, oder durch ein Gefäß, das einreißt. In beiden Fällen sterben Hirnzellen im betroffenen Bereich ab. Werden die Symptome eines Schlaganfalls nicht rechtzeitig erkannt, ist er meist mit bleibenden Schäden verbunden. Rehabilitationsmaßnahmen sind daher fast immer ein wichtiger Teil der Therapie. Denn unser Gehirn ist in der Lage, Ausfälle teilweise zu kompensieren. Mit speziellen Übungen können die Betroffenen oft eine Besserung der Beschwerden erreichen.
Bei Verdacht auf einem Schlaganfall ist es extrem wichtig, sofort die Notrufnummer 112 zu wählen, da eine schnelle Auflösung eines möglichen Gerinnsels die Folgeschäden deutlich verringert. Außerdem ist in den ersten 48 Stunden das Risiko besonders hoch, einen weiteren Schlaganfall zu erleiden. Deswegen sollten auch sehr leichte Symptome, die nach wenigen Minuten von selbst wieder abklingen, wie zum Beispiel ein Taubheitsgefühl auf einer Körperhälfte, umgehend von einem Arzt abgeklärt werden. Besonders groß ist die Wahrscheinlichkeit für einen Schlaganfall, wenn dieses Krankheitsbild bereits bei nahen Angehörigen aufgetreten ist, denn die Veranlagung dazu ist erblich.
Was sind die Ursachen für einen Schlaganfall?
In den häufigsten Fällen ist die Ursache für einen Schlaganfall eine Arteriosklerose. Das ist eine Gefäßveränderung, bei der sich Ablagerungen an den Innenseiten der Arterien (Schlagadern) festsetzen. Diese Ablagerungen heißen Plaques und bestehen aus Fett und Kalk. Sie verengen die Arterien, sodass das Blut schlechter durchfließen kann. Wenn es dann zu einem Riss an einer Arterienwand kommt, sammeln sich dort Blutplättchen, um den Riss zu schließen – so entsteht ein Blutgerinnsel, das den Durchgang verstopft. Löst es sich, wird es mit dem Blut weitergespült, bis es in ein Gefäß gelangt, für das es zu groß ist. Dieser Prozess heißt Embolie und kann ebenfalls einen Schlaganfall auslösen.

Die Arteriosklerose ist eine Alterserscheinung, die aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgeprägt ist. Das Risiko für einen Schlaganfall ist umso höher, je mehr die Arterien verengt sind. Durch eine Arteriosklerose reißen die Arterien auch leichter ein. Das führt zu einer Hirnblutung, die ebenfalls einen Schlaganfall auslösen kann. Weitere Ursachen für eine Hirnblutung sind eine Gefäßaussackung (Aneurysma) oder bestimmte Tumoren.
Einige Faktoren lassen sich beeinflussen
Mögliche Schlaganfall-Ursachen sind also entweder eine Verstopfung der Gefäße (in etwa 80 bis 85 Prozent der Fälle) oder eine Hirnblutung (in etwa 15 bis 20 Prozent der Fälle). Nicht beeinflussen können Sie folgende Ursachen für einen Schlaganfall: Die genetische Veranlagung zu starker Arteriosklerose und ein hohes Lebensalter. Denn im Laufe der Jahre nimmt die Arterienverkalkung von alleine zu.
Dagegen gibt es aber zahlreiche Faktoren, die sie tatsächlich beeinflussen können. Diese Schlaganfall-Ursachen hängen größtenteils von der eigenen Lebensweise ab:
- zu wenig Bewegung
- Deutliches Übergewicht
- ein hoher Blutdruck
- Störungen des Fettstoffwechsels
- Rauchen
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Übergewicht (vor allem Bauchfett), Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und Diabetes verstärken sich gegenseitig. Diese Kombination erhöht das Schlaganfall-Risiko erheblich. Sie wird auch Metabolisches Syndrom genannt.

Die Schlaganfall-Ursachen bei jungen Patienten unterscheiden sich von denen älterer. Jedes Jahr sind laut der Deutschen Schlaganfallhilfe rund 300 Kinder und Jugendliche betroffen. Bei ihnen werden Schlaganfälle durch eine Kombination mehrerer genetischer Faktoren ausgelöst, zum Beispiel eine erhöhte Neigung zur Blutgerinnung oder zu Bindegewebsschäden.
Was sind Schlaganfall-Symptome?
Die Symptome eines Schlaganfalls hängen davon ab, in welchem Bereich des Gehirns die Durchblutung gestört ist. Beispielsweise deutet ein herabhängender Mundwinkel auf der rechten Körperseite auf eine Durchblutungsstörung in der linken Gehirnhälfte hin. Auch wenn Beschwerden nur schwach auftreten, sollte sofort ein Notarzt verständigt werden. Denn die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren, stärkeren Schlaganfall in den folgenden zwei Tagen ist dann sehr hoch.
Typische Schlaganfall-Symptome sind
- Sprachstörungen
- Schluckbeschwerden
- Sehstörungen (zum Beispiel kurzzeitige Erblindung auf einem Auge, Verschwommensehen oder Wahrnehmung von Doppelbildern)
- Plötzliche halbseitige Lähmung (auf der gegenüberliegenden Seite der betroffenen Hirnhälfte)
- Taubheitsgefühl auf einer Hälfte des Körpers
- Schwindel
- Atemnot
- Herabhängender Mundwinkel oder herabhängendes Augenlid
- Übelkeit und Erbrechen
- Bewusstlosigkeit
- Plötzlich auftretende Kopfschmerzen
- Verwirrtheit
Meistens treten bei einem Schlaganfall mehrere Symptome in Kombination auf. Sie unterscheiden sich je nachdem welche Gehirnregion betroffen ist. Ist die Durchblutung der rechten Gehirnhälfte gestört, zeigt die linke Körperhälfte Lähmungserscheinungen und umgekehrt. Da sich das Sprachzentrum in der linken Hirnhälfte befindet, treten Sprachstörungen zusammen mit Lähmungen auf der rechten Seite auf.

Durchblutungsstörungen gibt es manchmal auch nur vorübergehend, es handelt sich dabei dann nicht um einen kompletten Gefäßverschluss. Dieser Fall wird TIA genannt (transitorische ischämische Attacke). Die Symptome sind denen eines Schlaganfalls sehr ähnlich, bilden sich aber meist vollständig zurück. Oft schon nach Minuten, manchmal nach Stunden. Eine solche Störung kann aber Vorbote eines möglichen Schlaganfalls sein, da sie auf grundlegende Gefäßprobleme hinweist.
Wie stellt man einen Schlaganfall fest?
Eine schnelle Diagnose ist bei einem Schlaganfall entscheidend. Sie kann über Leben und Tod entscheiden und auch die möglichen Folgen eines Schlaganfalls verringern.
Wenn Sie nicht sicher sind, ob es sich um einen Schlaganfall handelt, wenden Sie den sogenannten FAST-Test an: Bitten Sie den Betroffenen zu lächeln, beide Arme gleichzeitig zu heben und einen einfachen Satz auszusprechen. Hat er bei einer der Aufgaben Probleme, ist ein Schlaganfall sehr wahrscheinlich. Rufen Sie umgehend einen Notarzt.
Ist der Betroffene allein und kann sich noch artikulieren, sollte er dem Arzt die Symptome ganz genau beschreiben. Sind Anwesende dabei, die den Notruf verständigen können, sollte der Betroffene ruhig lieben bleiben.
In vielen Kliniken gibt es inzwischen eine Abteilung, die auf Schlaganfalldiagnose und -behandlung spezialisiert ist, die sogenannte Stroke Unit.
Bei der Schlaganfall-Diagnose werden folgende Untersuchungen durchgeführt
- Körperliche Untersuchungen (zum Beispiel Überprüfen der Reflexe und eventueller Lähmungserscheinungen)
- Laboranalyse des Blutes
- Blutdruckmessung
- Elektrokardiogramm (EKG) des Herzens
- Computertomografie des Gehirns (CCT)
- Magnet-Resonanz-Tomografie (MRT)
- Eventuell spezieller Ultraschall (Doppler-Sonografie), um weitere Gefäß-Verengungen zu entdecken
Wie wird ein Schlaganfall behandelt?
Eine Schlaganfall-Behandlung muss so schnell wie möglich erfolgen. „Time is brain“, sagen Ärzte, also „Zeit ist Gehirn“. Denn es sterben umso mehr Zellen ab, je länger die Blutversorgung unterbrochen ist. Je schneller die Behandlung also erfolgt, desto geringer sind mögliche Folgeschäden. Zudem richtet sich die Therapie nach der Art des Schlaganfalls. Diese erkennen die Ärzte über bildgebende Verfahren wie zum Beispiel MRT oder Computertomografie.

Bei einem Schlaganfall durch ein verstopftes Gefäß beinhaltet die Therapie Folgendes
Es werden Medikamente verabreicht, die das Blutgerinnsel im Kopf auflösen sollen (Thrombolyse). Durch weitere Medikamente wird die Blutgerinnung herabgesetzt, sodass sich der Pfropf nicht weiter vergrößert. Auch abweichende Werte wie Blutdruck, Blutzucker oder Blutfette werden medikamentös reguliert.
Die Thrombolyse-Behandlung ist lediglich maximal viereinhalb Stunden nach dem Schlaganfall sinnvoll. Später ist sie nicht mehr empfehlenswert, da ihr Effekt zu gering wäre.
Lässt sich ein Blutgerinnsel nicht durch Medikamente (Thrombolyse) auflösen, kommt die sogenannte Stent-Thrombektomie zum Einsatz. Dabei wird das Blutgerinnsel im Gehirn mithilfe eines Katheters herausgezogen. Der Arzt schiebt diesen von der Leiste aus durch die Körperschlagader bis ins Gehirn. Dort zieht er das Blutgerinnsel, das die Hirnarterie verstopft, mithilfe eines kleinen Stents, eine Art Röhrchen aus Draht, rückwärts wieder heraus. Die Stent-Thrombektomie wird auch als Notfallmaßnahme eingesetzt, um größere Gesundheitsschäden beim Patienten zu vermeiden.
Schlaganfall-Behandlung nach einer Hirnblutung
Kommt es zu starken Blutungen, kann eine Operation notwendig sein. Ihr genauer Ablauf ist individuell unterschiedlich. Zum Beispiel wird die Schädeldecke zur Druckentlastung geöffnet, ein Bluterguss entfernt oder ein geplatztes Aneurysma entfernt. Auch hier werden alle Werte kontrolliert und wenn nötig über Medikamente reguliert (zum Beispiel Blutdruck, Blutzucker, Blutfette).
Wichtig für die erfolgreiche Behandlung eines Schlaganfalls sind anschließende Rehabilitationsmaßnahmen. Hierbei können sogar Schäden ausgeglichen werden, die durch eine unterbrochene Sauerstoffversorgung entstanden sind. Durch intensives Training können andere Bereiche im Gehirn diese Aufgabe übernehmen. In auf Schlaganfall-Patienten spezialisierten Abteilungen machen Therapeuten ab dem ersten Tag kleine Übungen mit den Patienten, die Schritt für Schritt gesteigert werden. Ist der Klinikaufenthalt beendet, folgt eine mehrwöchige Reha.

Folgende Behandlungen werden nach einem Schlaganfall eingesetzt
- Physiotherapie
- Logopädie
- Ergotherapie
- Physikalische Therapie
- Neuropsychologie
Wie kann man einem Schlaganfall vorbeugen?
Ein Schlaganfall ist in den meisten Fällen die Folge einer Arteriosklerose. Vorbeugen können Sie also, indem Sie das Risiko einer Arterienverkalkung senken. Das gelingt durch einen gesunden Lebensstil.
Diese Maßnahmen helfen, einem Schlaganfall vorzubeugen
Vermeiden Sie Übergewicht. Besonders Bauchfett steigert das Schlaganfall-Risiko. Eine ausgewogene Ernährung ist deshalb sehr wichtig. Das bedeutet häufig Vollkornprodukte, Kartoffeln, Obst und Gemüse zu essen, Fleisch und Wurst dagegen nur zweimal pro Woche. Zucker und Fett möglichst reduzieren.
- Für einen ausgewogenen Cholesterinspiegel sollte der Anteil der tierischen Fette bei Mahlzeiten gering sein.
- Pro Tag sollten Sie mindestens 1,5 Liter trinken (Wasser oder ungesüßten Tee)
- Auch regelmäßige Bewegung ist wichtig, am besten drei bis viermal pro Woche jeweils eine halbe Stunde. Dafür eignen sich Ausdauersportarten wie Joggen, Walking, Schwimmen, Rad fahren oder ausgedehnte Spaziergänge.
- Verzichten Sie möglichst auf Nikotin. Wenn das Verzichten schwer fällt, können Sie bei Ihrer Krankenkasse nach Programmen zur Rauchentwöhnung fragen. Diese werden sogar oft bezuschusst.

Diabetiker sollten auf ihren Blutzuckerspiegel achten, am besten in Abstimmung mit ihrem Arzt. Manche neigen dazu, aus Angst vor Unterzuckerung den Blutzuckerspiegel im oberen Bereich zu belassen. Das ist jedoch gefährlich und kann einen Schlaganfall begünstigen.
Vermeiden Sie Stress. Wenn Sie sich oft gestresst fühlen, helfen Entspannungsübungen, am besten 15 Minuten täglich. Geeignet ist Yoga, autogenes Training, Meditation oder progressive Muskelentspannung.
Wenn Sie an chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen leiden, sollten sie diese gemeinsam mit einem Arzt konsequent behandeln, um einem Schlaganfall vorzubeugen.
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