Was ist das Wochenbett?
Wochenbett – dieser Begriff klingt veraltet. Doch auch heute ist die Bedeutung der Phase nach der Geburt überaus wichtig. Der Begriff Wochenbett stammt aus einer Zeit, in der Mutter und Baby nach der Geburt noch mindestens eine Woche zusammen im Bett verbracht haben.

Die erste Zeit nach der Entbindung wird als Wochenbett bezeichnet, auch wenn sie faktisch mehrere Wochen dauert. Hierbei erfolgt die physiologische Rückbildung des Körpers. Schließlich gab es im Laufe der Schwangerschaft und der Geburt einige Veränderungen. Frauen – in dieser Zeit werden sie auch Wöchnerinnen genannt – müssen jedoch nicht tatsächlich mit ihrem Baby im Bett liegen. Wichtig ist es, sich viel Ruhe zu gönnen. Denn jetzt ist die Zeit der Nachsorge.
Im Wochenbett geht es darum, das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen und die Rückbildung der Gebärmutter zu unterstützen. Zudem ist eine andere Veränderung zu bemerken, der die Psyche der Mutter betrifft. Denn mit der Geburt beginnt für die Frau, zumindest mit dem ersten Kind, ein komplett neuer Lebensabschnitt. Darauf muss sich die Frau mental erst einmal einstellen.
Außerdem erholt sich die Mutter im Wochenbett von den seelischen Belastungen, die eine Geburt mit sich bringt. Unter Einfluss verschiedener Hormone hat die Wöchnerin während dieser Erholungszeit Gelegenheit, ein starkes Band zu ihrem Kind zu knüpfen
Wie lange dauert das Wochenbett?
Sobald das Baby geboren ist, beginnt die Wochenbett-Zeit. Als solche werden die ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt bezeichnet. Wie lange das Wochenbett dauert, hängt auch davon ab, wie die Geburt verlaufen ist, ob es beispielsweise einen Kaiserschnitt gab, und wie viel Erholungszeit die junge Mutter individuell benötigt. Der Gesetzgeber hat für zusätzlichen Schutz gesorgt: In den ersten zwei Monaten nach der Geburt besteht absolutes Beschäftigungsverbot.
Viele frischgebackene Mütter muten sich direkt nach der Geburt zu viel zu. Sie sollten sich viel ausruhen und allgemein das Tempo reduzieren. Sie müssen jedoch nicht die ganze Zeit im Bett liegen – auch Spaziergänge mit dem Baby an der frischen Luft sind möglich, wenn es Mutter und Kind gut geht. Die Hebamme kann dabei als Ratgeberin dienen.
Nach einem Kaiserschnitt sollten Frauen auf jeden Fall vier bis sechs Wochen Erholungszeit einlegen und gänzlich auf körperliche Anstrengung, insbesondere eine Belastung der Bauchmuskulatur.
Worauf sollten Frauen im Wochenbett achten?
Die ersten Wochen nach der Geburt sind in der Regel mit viel Aufregung und Freude verbunden. Familie und Freunde wollen das Baby sehen und mit Geschenken überhäufen. Hier ist es wichtig, auf die eigenen Bedürfnisse und Gefühle zu achten. Mütter sollten sich und ihrem Kind nicht zu viel Besuch zumuten, um Stress zu vermeiden. Beim Wochenbett handelt es sich schließlich um eine Schonzeit für Mutter und Kind. Zu viel Stress kann in manchen Fällen sogar zu Beschwerden, wie einem Milchstau, einer Brustentzündung oder zu Symptomen des sogenannten Baby-Blues führen.
Was gehört zu den Begleiterscheinungen im Wochenbett?
Nach einiger Zeit im Wochenbett treten mitunter Beschwerden auf, die bei jeder Wöchnerin unterschiedlich stark ausgeprägt sein können:
Wochenfluss
Dabei handelt es sich um starke Blutungen nach der Geburt, die mit der Zeit heller werden. Diese dauern meist etwa sechs Wochen an. In der Apotheke gibt es spezielle Einlagen, die man bei Wochenfluss häufig wechseln sollte.
Rückbildung
Einige Tage nach der Geburt kann es zu sogenannten Nachwehen kommen. Dabei zieht sich die Gebärmutter immer wieder zusammen. Nach dem Wochenbett kann ein Rückbildungskurs helfen, die Muskulatur im Beckenboden wieder zu festigen. Teilweise übernehmen Krankenkassen die Kosten für diese Kurse.
Geburtsverletzungen
Scheiden- oder Dammrisse sind schmerzhaft, jedoch lassen sie sich gut behandeln. Die Nahttechnik ist sehr weit fortgeschritten. Es kann jedoch kurz nach der Geburt zu Problemen beim Wasserlassen kommen.
Hämorrhoiden
Durch das Pressen bei der Geburt entstehen bei manchen Frauen Hämorrhoiden. Diese lassen sich im ersten Schritt mit speziellen Salben behandeln. Bleiben die Symptome bestehen, kann nach dem Wochenbett eine weitere Therapie nötig werden.
Wassereinlagerungen
Während der Schwangerschaft lagern viele Frauen Wassereinlagerungen in den Beinen an. Dieses wird meist in den ersten zwei Wochen wieder abgebaut, vor allem durch starkes Schwitzen und häufigen Harndrang. Spezielle entwässernde Maßnahmen sind in der Regel nicht nötig. Wer das natürliche Entwässern dennoch mit zusätzlichen Methoden unterstützen will, sollte vorher mit dem behandelnden Arzt oder der Hebamme sprechen.
Haarausfall
Die Übeltäter sind die Hormone. Während der Schwangerschaft produziert der Körper vermehrt Östrogene. Doch nach der Geburt fährt der Körper die Produktion wieder zurück. Das wirkt sich wie ein Entzug auf den Körper aus. Dabei hilft nur Geduld.
Baby-Blues (Stimmungstief, depressive Verstimmungen)
Am vierten oder fünften Tag nach der Geburt ist die Stimmung bei der Mutter häufig schlecht. Schlafentzug, Überforderung, Stillprobleme – jetzt kommt alles zusammen. Meist dauert diese Phase bis zu drei Tage an. Alles darüber hinaus kann auf eine Wochenbett-Depression hinweisen.
Quellen:
Die Zeit im Wochenbett, in: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Wochenbett & Rückbildung, in: Frauenärzte im Netz
Bloemeke, Viresha J. (2011): Alles rund ums Wochenbett: Hebammenwissen für die ersten Monate nach der Geburt, München: Kösel-Verlag
Wenn Sie sich ständig erschöpft und traurig fühlen oder unter Schlafproblemen leiden, kann dies auf eine Depression hindeuten. Spätestens nach zwei Wochen Niedergeschlagenheit ist es wichtig, sich professionelle Hilfe zu suchen. Auf der Website der Deutschen Depressionshilfe finden Sie verschiedene Anlaufstellen. Dort sind auch Adressen für Notfälle gelistet. Bei konkreten Suizidgedanken ist es wichtig, die nächstgelegene Klinik mit psychiatrischer Notaufnahme aufzusuchen.
Bei akuten Sorgen oder Ängsten können Sie jederzeit anonym die Telefonseelsorge unter den Telefonnummern 0800/111 0 111 oder 116 123 anrufen.
Wenn Sie nicht selbst betroffen sind, aber depressive Symptome bei anderen bemerken, erhalten Sie auf der Website der Deutschen Depressionshilfe konkrete Handlungsempfehlungen. Besteht eine konkrete Suizidgefahr ist es wichtig, sofort den Rettungsdienst unter 112 oder die Polizei zu verständigen.